Sich über den sächsischen Dialekt lustig zu machen ist nicht unbedingt neu, aber immer noch weit verbreitet. Das war nicht immer so: 1936 wurde vom sächsischen Gauleiter Martin Mutschmann eine "Kampagne gegen die Verächtlichmachung der Sachsen" ins Leben gerufen, die von den Sachsen selbst ausging, erklärt Dr. Patrick Merziger von der Universität Leipzig: "Die Sachsen hatten es satt, lächerlich gemacht zu werden und fingen an, sich zu beschweren. Die Kampagne des Gauleiters war so erfolgreich, dass Witze über die Sachen tatsächlich verschwanden."
Der Juniorprofessor hat gemeinsam mit Studenten der Kommunikations- und Medienwissenschaft die Ausstellung "Brausepulver im Nachtgeschirr - 100 Jahre Humor in deutschen Zeitschriften" ins Leben gerufen. Vom Kaiserreich bis in die Neuzeit reicht der Einblick, der in der Deutschen Nationalbibliothek gewonnen werden kann.
"Lachen ist auch immer ein Distanzgewinn. Verbissene Ideologen können oft nicht über ihre eigene Ideologie lachen. Daran erkennt man auch eine gewissen undemokratische Haltung."
Dr. Patrick Merziger, Universität LeipzigEin Bereich der Ausstellung widmet sich zum Beispiel der Nachkriegszeit. Drei der ausgestellten Zeitschriften sind auch heute noch am Kiosk zu finden: Die DDR-Hefte "Eulenspiegel" und "Das Magazin", sowie die ursprünglich westdeutsche Satirezeitschrift "Titanic".
Nastassja von der Weiden ist eine der Studierenden, die an dem Projekt mitgearbeitet haben. Sie hat sich vor allem mit der "Titanic" auseinandergesetzt, deren Redakteure sogar eine Satirepartei ("Die PARTEI") ins Leben gerufen haben, die mittlerweile im Europäischen Parlament sitzt.
"Humor in Deutschland besteht nicht nur aus Mario Barth und Böhmermann oder dem, was man sonst noch im Fernsehen sieht. Es gibt viel, viel mehr!"
Nastassja von der Weiden, StudentinDie Bandbreite der Satirezeitschriften von damals bis in die Neuzeit kann man noch bis zum 30. September in der Deutschen Nationalbibliothek sehen.
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im Radio: MDR AKTUELL | 19.05.2017 | 11:48 Uhr
Zuletzt aktualisiert: 21. Mai 2017, 17:44 Uhr