Die Frankfurter Universitätsbibliothek hat viele von den Nazis entwendete Bücher in ihren Beständen. Ein Forschungsprojekt soll die Herkunft des Raubguts aufklären, eine Ausstellung zeigt erste Ergebnisse.
Frankfurt ⋅ Bücher haben in der Regel keinen allzu hohen materiellen Wert. Doch oft verbinden sich mit ihnen Emotionen. „Bücher hängen sehr stark an der Identität von Personen", sagt Mathias Jehn, Leiter des Archivzentrums der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg. In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Juden und anderen Opfern des Regimes zahllose Bücher weggenommen. Viele dieser Bände befinden sich nach wie vor in Bibliotheken, ohne jeglichen Hinweis darauf, wem sie früher gehört haben. Mit der aktuellen Ausstellung „Stolperseiten - NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main" widmet sich die Bibliothek nun erstmals umfassend diesem Thema.
Die in der Schau präsentierten Resultate sind Zwischenergebnisse eines bis 2024 dauernden Forschungsprojektes der Goethe-Universität, das im November 2020 mit Unterstützung der Kuratoren Ulrike Vogl und Daniel Dudde begonnen hatte. Gefördert wird es durch die Stadt Frankfurt und das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste. Ausgestellt sind als Raubgut klassifizierte Literatur und Auflistungen von Schriften, die in der NS-Zeit „unerwünscht" waren. Mithilfe von Texttafeln und Dokumentationen von Einzelschicksalen veranschaulicht die Ausstellung die Rolle der wissenschaftlichen Bibliotheken vom Beginn der NS-Herrschaft bis zur Nachkriegszeit.