Angola, Botswana und Namibia arbeiten beim Schutz von Feuchtgebiet und Fluss zusammen. Doch ist der Spagat zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Entwicklung möglich? Text: Leonie March Fotos: Roger Jardine
Das
Mädchen steht knietief im Wasser und pflückt weiße Wasserlilien. Sie
wirkt versunken in ihre Tätigkeit, wählt die Blüten sorgfältig aus. Ein
paar Meter weiter hebt ihre Mutter ein Bündel Mokamakama Grases auf den
Kopf, das in dieser Gegend wächst. Ihre knallrote Jacke leuchtet mitten
im Okavango Delta. Eine weite Landschaft breitet sich aus, fahlgelbes,
windschiefes Gras und grüne Senken, in denen die Tzwii-Lilien aus dem
Wasser ragen.
Hier, im Norden der Kalahari-Wüste mündet der Okavango, einer der bedeutendsten Flüsse im südlichen Afrika. Sein Wasser fließt nicht ins Meer, sondern versickert und verdunstet in dieser semi-ariden Region im Nordosten Botswanas und bildet dabei eines der größten und tierreichsten Feuchtgebiete des afrikanischen Kontinents.
Es ist die Heimat von Diphetogo Masupatsela und ihrer Tochter Omaata. Sie sind Nachfahren der San, der Ureinwohner, die schon seit über 20.000 Jahren in dieser Gegend leben. Sie gehören dem Clan der Bugakhwe an, die sich auch als „River San“ bezeichnen, denn ihr Leben ist eng mit dem Okavango-Fluss und seinem Delta verbunden.
Unter hohen Bäumen, mit Blick auf die weite Ebene, haben sie und ein paar andere Familien ein kleines Zeltlager errichtet. Drei Monate im Jahr, von Juli bis September, würden sie ihr Dorf verlassen und hier campen, erzählt Tumelo Sejwara, einer der Ältesten ihrer Gemeinschaft. „Für mich ist das die glücklichste Zeit im Jahr.“ Denn so könnten sie an ihre Tradition als Jäger und Sammler anknüpfen – oder wenigstens an letzteres, fügt er hinzu. Denn die Jagd ist in dieser artenreichen Gegend nicht mehr erlaubt.
Ganz
in der Nähe des Zeltlagers badet eine große Elefantenherde in einer
Wasserstelle, Nilpferde tauchen prustend aus dem Wasser auf, frühmorgens
hat Sejwara frische Löwenspuren entdeckt. Doch das bereitet ihm keine
Sorgen. Obwohl auch seine Enkel und andere Kinder hier campen. „Sie
lernen den Umgang mit diesen Tieren von kleinauf. Sie wissen, wie sie
sich verhalten müssen, wenn sie einem Löwen oder Elefanten begegnen.“
San brauchen keine Ranger-Ausbildung, das Wissen über die Tier- und
Pflanzenwelt gehört zu ihrer Kultur. (....)
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