FrankfurtDie letzte Heizperiode hatte es in sich. Ein klassischer drei- bis vierköpfiger Haushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr musste im Vergleich zum Vorjahr rund elf Prozent mehr bezahlen. Gaskunden kostete die Energie mit 1188 Euro durchschnittlich vier Prozent mehr. Wer mit Öl heizte, zahlte durchschnittlich 1152 Euro - 40 Prozent mehr.
Dabei ist der Gaspreis so niedrig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Eine Kilowattstunde kostete im August im Schnitt nur noch 5,76 Cent, wie das Vergleichsportal Verivox berechnete. „Das internationale Gasangebot ist groß und neue Akteure wie beispielsweise die USA drängen auf den Markt. Daher gehen wir mittelfristig von weiter sinkenden Gaspreisen aus", sagt Mathias Köster-Niechziol, Energieexperte bei Verivox. Das aktuelle Preisniveau sei mit dem im Herbst 2005 zu vergleichen.
Für den einzelnen Haushalt bedeuten die sinkenden Marktpreise jedoch nicht, dass sich die Heizkosten automatisch reduzieren. Denn die Gasversorger bestimmen - in unterschiedlicher Weise - die Marktpreise. So nutzten Verivox zufolge viele Gasversorger die günstigen Einkaufspreise, um Neukunden ein attraktives Angebot zu machen. Wer etwa noch von einem örtlichen Grundversorger beliefert würde, könne bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden nach einem Wechsel im Schnitt ganze 593 Euro pro Jahr einsparen.
Und auch beim Strom können Verbraucher einiges einsparen. „Wer aus der Grundversorgung herauswechselt und einen Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr hat, kann 200 bis 300 Euro sparen", sagt Martin Brandis vom Bundesverband der Verbraucherzentrale. Sowohl bei Strom- als auch Gasanbietern sei jedoch Vorsicht geboten: „Wenn einige wenige Angebote deutlich günstiger sind, sollten Anbieter zumindest skeptisch sein", sagt Brandis.
Denn oftmals bieten Anbieter neuen Kunden einen Bonus an - der nur für das erste Jahr gilt. Im zweiten Jahr kann der Vertrag jedoch schon deutlich mehr kosten. „Diese zusätzlichen Konditionen sind oft unterschiedlich ausgestaltet und deshalb schwer zu vergleichen", erklärt Brandis. Bei einem Online-Vergleich könnten jedoch zumindest alle Angebote herausgefiltert werden, die einen Bonus enthalten.
Eine umfassende Vergleichsmöglichkeit haben Verbraucher bei den Handelsblatt-Rechnern Gas- und Strom-Vergleich.
Haben Interessierte den für sie besten Anbieter gefunden, kann es mit dem Wechsel ganz schnell gehen. Wer aus der Grundversorgung wechseln will, hat es am leichtesten, sagt Brandis. Hier beträgt die Kündigungsfrist im Schnitt zwei Wochen. Verbraucher, die bei ihrem Versorger bleiben und nur den Tarif wechseln wollen, können dies in der Regel sogar mit einem Telefonanruf klären. Kompliziert wird es nur, wenn Verbraucher von einem Anbieter, der kein Grundversorger ist, zum nächsten wechseln wollen.
Dann können Verbraucher ihren neuen Anbieter zwar mit der Kündigung beauftragen. „Es kommt aber vor, dass neue Anbieter eine bestimmte Kündigungsfrist versäumen", sagt Brandis. Dann kommen Kunden nicht aus ihrem alten Vertrag raus - obwohl sie alles richtig gemacht haben. Deshalb sollten Kunden die Kündigung in diesem Fall unbedingt selbst übernehmen, so der Experte.