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Wissmannstraße: Auch Star-Geiger Daniel Hope engagiert sich

US-Magier David Copperfield schlug einen Namen für die Wissmannstraße vor - nun will ihm Star-Violinist Daniel Hope dabei helfen.


Einem Opfer des Nationalsozialismus mit einer Straßenumbenennung gedenken – dafür setzen sich nun zwei Weltstars ein: Zauberer David Copperfield und Violinist Daniel Hope. Vor Kurzem hatte Copperfield einen Namensvorschlag für die Wissmannstraße in Grunewald eingebracht. Er regt an, sie nach Günther Dammann zu benennen, einem jüdischen Zauberer und Autor, der an der Straße wohnte, bis er im Holocaust ermordet wurde. Hope wohnt in der Nachbarschaft dieser Wissmannstraße. „Ich möchte Copperfields Idee unbedingt unterstützen“, sagt er.


Die Erinnerung an das jüdische Erbe ist ihm ein persönliches Anliegen – so wohnte auch Hopes jüdischer Urgroßvater Clemens Klein in Grunewald, bis der Terror des Nationalsozialismus ihn 1939 in den Selbstmord trieb. Hope setzte sich bereits mit seiner Familiengeschichte auseinander und schrieb darüber einen Bestseller. In Hopes Nachbarschaft gibt es bereits Orte, die an das Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern – etwa das Gleis 17 in Grunewald. Von dort aus deportierte das NS-Regime ab 1941 bis zum Kriegsende mehr als 50.000 Juden in Arbeits- und Konzentrationslager.


Bei einem Spaziergang durch sein Viertel bleibt Hope vor dem Schild stehen, das auf das Mahnmal des Gleis 17 verweist. „Ich finde es wichtig, die Erinnerung an die NS-Verbrechen in Berlin zu erhalten“, sagt Hope, als er auf das Schild zeigt. Überrascht sei er gewesen, als er erfahren habe, dass sich auch an der Wissmannstraße ein bedeutender Teil jüdischer Geschichte abgespielt habe. „Ich wusste vor David Copperfields Initiative nichts von Günther Dammann“, sagt Hope, „als ich das gelesen hatte, wollte ich mich auch dafür einsetzen, dass die Straße nach ihm benannt wird.“

Dammann wohnte von 1926 bis 1938 mit seinen Eltern und seinen beiden Brüdern in der Villa Beckmann an der Wissmannstraße 17. Dort schrieb er Bücher über die Geschichte jüdischer Zauberkunst in Berlin, die inzwischen zu den Klassikern des Genres zählen. NS-Soldaten verhafteten ihn 1939. Er wurde in ein Konzentrationslager nach Riga deportiert, wo er 1942 erschossen wurde.


Copperfield erwarb vor Kurzem Dammanns Buch „Die Juden in der Zauberkunst“, dass dieser 1933 in der Villa an der Wissmannstraße geschrieben hatte. Beim Lesen habe er Details über das Wirken jüdischer Magier in Berlin gelernt, sagte Copperfield der Berliner Morgenpost. Da das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf einen neuen Namen für die Wissmannstraße sucht, reichte Copperfield gemeinsam mit dem Berliner Zauberer Freddie Rutz den Vorschlag ein, sie nach Günther Dammann zu benennen.


Diesen Vorschlag befürwortet Hope aus verschiedenen Gründen. „Zum einen wird damit eine Person geehrt, die viele Jahre direkt an der Straße gelebt hat. Zum anderen wird nicht nur das Schicksal von Dammann publik gemacht, sondern auch die Geschichte der Villa Beckmann, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.“ Nun bewirbt er sich beim Bezirksamt für die Jury, die über den neuen Namen der Wissmannstraße entscheidet. Dort möchte er sich für Copperfields Vorschlag einsetzen.


Dabei bringt Hope historische Expertise mit, die für die Arbeit in der Jury nützlich sein könnte: Für sein Buch „Familienstücke“, das 2007 erschien, recherchierte er unter anderem die Geschichte seiner jüdischen Vorfahren. Diese mussten nach dem Aufstieg des Nationalsozialismus aus Berlin fliehen. So besaß sein Urgroßvater Wilhelm Valentin, damals ein prominenter Unternehmer, eine Villa in Dahlem. Die Familie musste über die Schweiz nach Südafrika fliehen. Daraufhin enteignete sie das NS-Regime und nutzte die Villa als Dechiffrierzentrum. Es gehört inzwischen dem Auswärtigen Amt.


Doch nicht allen gelang die Flucht: Hopes Urgroßvater Clemens Klein, ein bekannter Journalist, schickte seine Familienmitglieder nach Südafrika und blieb allein zurück. In seinem Haus in der Warmbrunner Straße, die damals zum Ortsteil Grunewald und heute zu Schmargendorf gehört, nahm er sich 1939 schließlich das Leben. Hope hatte zunächst die Idee, dem Bezirksamt den Namen seines Urgroßvaters für die Wissmannstraße vorzuschlagen. „Aber als ich von Copperfields Idee gehört habe, fand ich sie besser geeignet“, sagt er. In den kommenden Tagen werde er seine Bewerbung für die Jury an das Bezirksamt schicken.

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