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Speed-Dating mit Jobaussicht

Die Jobsuche ist nicht immer einfach. Vor allem nicht für Berufs-Einsteiger – direkt aus der Schule. Dr. Jutta Thinesse-Demel und ihr Team der Bildungsagentur haben ein System entwickelt, dass Schülern und Firmen bei der Job-Vermittlung hilft.

„Wer bin ich? Wer will ich sein und was möchte ich arbeiten?“, fragen sich junge Menschen, wenn sie vor der vielleicht größten Entscheidung ihres Lebens stehen. Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich selbst gut kennen und einschätzen können. Mit den Azubi-Speed-Datings und den den damit verbundenen Vorbereitungen lernen die Jobanwärter, worauf es bei der Bewerbung und dem Vorstellen ankommt.
Dr. Jutta Thinesse-Demel ist Leiterin der Bildungsagentur und hat das Unternehmen in die Welt gerufen.  Im Rahmen eines Projekts  des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hat die Tätigkeit der Bildungsagentur überzeugt und gewonnen. Die Arbeit mit den Schülern und Firmen war so erfolgreich, dass das Programm auch nach Ablauf des Projekts weiter läuft. Mittlerweile finanziert sich die GmbH selbst. Die Bildungsagentur ist einzigartig in München. Hier fühlen sich Schüler gut aufgehoben. Das mag auch an dem jungen Team und dem außergewöhnlichen Standort der Bildungsagentur liegen. Die Büroräume befinden sich an der Grafinger Straße 6 – jungen Leuten besser als Kultfabrik bekannt. Hier wird nachts gefeiert und tagsüber an der Karriere von zukünftigen Azubis geschraubt. Das Prinzip ist denkbar simpel:  Schüler und Firmen werden zusammen gebracht und haben die Möglichkeit, sich besser kennen zu lernen. Das passiert auf den sogenannten „Speed-Datings“. Zuvor werden die Schüler mit einem Speed-Training – auf freiwilliger Basis – auf das spätere Speed-Dating vorbereitet.  Das Nachdenken über eigene Stärken, Erwartungen der Unternehmen, Tipps zu den Bewerbungsunterlagen, richtige Kleidung, Umgangsformen und weitere Fragen werden hier beantwortet. Außerdem werden Bewerbungsgespräche fiktiv durchgespielt. Die Devise der Bildungsagentur lautet: „Wer sich gut vorbereitet, fühlt sich sicher und geht entspannt in die Gespräche mit den Personalverantwortlichen.“ Etwa zwei Wochen vor den Speed-Datings finden die Speed-Trainings statt. Die Termine werden den Teilnehmern per Post zugeschickt. Die Ergebnisse des Speed-Trainings können sich sehen lassen. Stolz erzählt die Verantwortliche: „Die Jugendlichen haben eine tolle Chance. Nach der Teilnahme an dem Speed-Training haben die Schüler einen Erfolg von bis zu 90 Prozent. Die anderen, die an keinem Speed-Training teilgenommen haben, lediglich einen Erfolg von 30 bis 80 Prozent.“

Arbeitsweise und Vorgehen
Ausgebildete Mitarbeiter der Bildungsagentur gehen in die Abschlussklassen der Schulen und stellen ihre Arbeit vor. „Unsere Hefte bekommt dabei jeder in die Hand“, erklärt Dr. Thinesse-Demel. Die Schüler sollen sich mit der Thematik „Beruf“ befassen und herausfinden, was sie interessiert und was sie gut können. Anschließend  dürfen die Schülerinnen und Schüler einen Anmeldebogen ausfüllen und den gewünschten Ausbildungsberuf oder ein für sie infrage kommendes Duales Studium oder Verbundstudium angeben. „Die Daten werden dann in unserer Datenbank abgeglichen und so bekommen jeder Teilnehmer vier bis sieben passende Termine,“ erklärt Dr. Jutta Thinesse-Demel. Kurze Zeit später erhalten die Schüler einen Brief in dem die wichtigen Daten stehen. „Oft rufen uns die Eltern nach der Zustellung des Briefes an und erkundigen sich was das eigentlich genau ist, dieses Speed-Dating“, erzählt die Geschäftsführerin. Das ist kein Problem für die Mitarbeiter der Bildungsagentur: „Es ist gut, wenn die Eltern sich für die berufliche Zukunft der Kinder interessieren und einsetzen.“
Viele Jugendliche und junge Erwachsene haben nicht den Zuspruch der Eltern. Traurige Schicksale haben die Mitarbeiter der Bildungagentur schon kennengelernt, denn Kinder haben es nicht immer leicht. Da fällt der Berufseinstieg umso schwerer. Beispielweise kommen sie als Flüchtling aus einem anderem Land. Teilweise sogar allein, ohne Familie. Um Jugendliche mit Migrationshintergrund und Flüchtlingskinder kümmert sich die Bildungsagentur ganz speziell. Bei dem XX-Speed-Dating wird besonders auf die Teilnehmer eingegangen und mit ihnen gearbeitet. Die Geschäftsführerin der Bildungsagentur erzählt dazu: „Da gibt’s eine nette Geschichte. Die Schüler hatten ihre Umrisse auf Packpapier gezeichnet und sollten nun an die passenden Stellen ihre Stärken schreiben, zum Beispiel: Handwerklich begabt bei den Händen. Ein junger Kenianer meinte dann, er wisse nicht was er könne. Am Ende war er ganz erstaunt, welche Stärken er hat.“ Durch das Training gewinnen die Jugendlichen an Selbstbewusstsein und können so erfolgreicher ins Berufsleben starten.

Erfolge
Das erste Speed-Dating war in der Tonhalle – das ehemalige Kartoffellager der Pfanni-Werke. Mittlerweile fanden bereits elf Azubi-Speed-Datings  statt, mit mehreren 100 Firmen und bis zu 1500 Ausbildungsplätzen. Fast 1200 Schüler  und Schülerinnen erhielten eine Einladung zu einem persönlichem Termin bei ihrer Wunsch-Firma. Dieser Erfolg bleibt nicht unbemerkt – inzwischen finden die Speed-Datings bayernweit statt. Die letzten waren in Fürstenfeldbruck, Nürnberg, Bayreuth und Bamberg. Das nächste Speed-Dating in München findet am 19. Oktober, von  10 bis 15 Uhr, in der  Zentrale der Stadtwerke statt.
Teilnehmen können alle die sich bei der Bildungsagentur anmelden. Möglich ist das bei den Besuchen der Bildungsagentur an den Schulen oder im Internet unter:
www.bildungsagentur.de.
    L.Pettenkofer