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Krankenhilfe und Hochzeitsbäume

Der Burschenverein Sauerlach feiert vom 11. bis 14. Juli seinen 125-jährigen Geburtstag und hat dazu Prominente aus ganz Deutschland eingeladen. Jürgen Drews, Mickie Krause, Tim Toupet, Axel Fischer, Martina Schwarzmann und andere Berühmtheiten sind dann in Sauerlach anzutreffen. Letztlich steht jedoch die bewegte, 125jährige Geschichte des Burschenvereins im Fokus des Interesses.

Zu Zeiten als die soziale Absicherung für Notfälle nicht automatisch gewährleistet wurde und hauptsächlich unverheiratete Paare betroffen waren – sie hatten keinen Anspruch auf das Bürger- und Heimatrecht – wurde der Burschen- und Krankenunterstützungsverein  Sauerlach im Jahr 1888 gegründet.
Bei diesen, für junge Leute wenig vorteilhaften, Gegebenheiten dauerte es nicht lange und der Verein hatte zahlreiche Mitglieder. Um bei örtlichen Veranstaltungen würdig vertreten zu sein, wurde der Wunsch nach einer eigenen Fahne laut.  Am 26. August 1894 war es so weit – die erste Fahnenweihe wurde gefeiert.
Ein jähes Ende fand das gesellige Vereinsleben 1914, zu Beginn des ersten Weltkriegs. Die Burschen mussten in den Krieg ziehen.
Nach dem Krieg änderten sich die Ziele des Burschen- und Krankenunterstützungsvereins. Die sozialen Probleme der Jugend verloren durch das verstärkt soziale Engagement des Staates etwas an Brisanz. Allerdings ging die Währungsreform 1923 und die zunehmende Radikalisierung des politischen Geschehens nicht spurlos an den Sauerlacher Burschen vorüber.  Bevor die neuen Machthaber des Dritten Reichs Vereine verboten oder in NS-Organisiationen umwandelten und das letzte Vereinsvermögen einziehen konnten, verfeierten die Sauerlacher Burschen ihre letzten Groschen und lösten sich auf.
1950 luden die Oberhachinger Burschen den ehemaligen Burschenverein, trotz damaligen Nicht-Bestehens, zu ihrem 60-jährigen Gründungsfest ein. Hans Niedermaier nahm die Einladung damals entgegen und kam mit einer kleinen Abordnung zu den Feierlichkeiten. Mit dabei war auch die etwas zerknitterte alte Burschenfahne.  Alte Erinnerungen wurden wach.

Wiedergründung
Am 4. November 1950 kam es nach langen Gesprächen zur Wiedergründung – mit Wahl der ersten Vorstandschaft: Gottfried Reiser als erster Vorstand und Hans Niedermaier als zweiter Vorstand. Auch die früheren Vereinsfarben Weiß-Blau wurden weiter erhalten. In Gedenken an den alten Verein wurde der Ziele des damaligen Burschen- und Krankenunterstützungsvereins gedacht. Beispielsweise wurde ein Krankengeld für gesundheitlich angegriffene Mitglieder, je nach Maßgabe der vorhandenen Mittel beschlossen.
Begossen wurde die Neugründung mit einem Fass Bier. Bereits ein Jahr später weihte man eine neue Fahne. Legendäre Burschenbälle, Theaterstücke, aber auch gemeinnützige Arbeit in Sauerlach folgten.
Es ist allgemein bekannt, dass in einem Burschenverein nur unverheiratete Männer Mitglied sein dürfen. Vorstand Gottfried Reiser heiratete im Sommer 1958 und schied somit aus. Lange Zeit fand sich kein Nachfolger und so kam es, dass das Vereinsleben erneut zum Erliegen kam. Erst 1975 erwachte der Verein mit einem neuen Vorstand. Karl-Heinz Diez meldete sich bei der Gemeinde – der Verein wolle sich in Zukunft verstärkt an der Gemeindearbeit und gesellschaftlichen Veranstaltungen beteiligen.
1976 wurde die erste unentgeltliche Sperrmüllabfuhr vom Burschenverein organisiert.
Erledigt wurden aber nicht nur gemeinnützige Arbeiten, auch am gesellschaftlichen Leben beteiligten sich die Sauerlacher.
Roman Richter, Schriftführer des Burschenvereins erzählt stolz: „Wir können das Dorfleben aktiv und unabhängig mitgestalten.“ Tanzveranstaltungen, Weinfeste und Sonnwenfeiern wurden zelebriert und auch einen alten Brauch haben die jungen Männer neu aufleben lassen. Das Aufstellen eines Hochzeitsbaums und sein Umschneiden, wenn nicht innerhalb eines Jahres ein Sohn geboren wird. Das dadurch gewonnene Holz wird verkauft und in geistige Getränke umgewandelt. Schließlich kam auch die erste Fahne des Burschenvereins zu altem Glanz – die über Hundertjährige wurde aufwendig restauriert.

Feierlichkeiten     
zum 125. Geburtstag
125 Jahre Geschichte  liegen hinter den Sauerlacher Burschen.  An vier aufeinander folgenden Tagen wird der Geburtstag feierlich begangen. Die Geburtstagsparty wurde 1,5 Jahre lang geplant – hier wird nichts dem Zufall überlassen: „Wir wollten, dass für Jung und Alt etwas dabei ist“, erklärt Richter.
Angefangen wird mit dem Bieranstich und dem Ochsengrillen am Donerstag, 11. Juni, ab 19 Uhr. Dazu spielen die jungen Riederinger und der Gstanzl-Sänger und Humorist Bäff sorgt mit seiner bayerisch-oberpfälzer Mundart für Stimmung.
Am Freitag, 12. Juli, ab 20 Uhr, kommt der „Ballermann an den Alpenrand“. Zu den Planungen erzählt Richter: „Wir wollten etwas Besonderes machen. Natürlich hätten wir eine normale Blasmusik engagieren können, aber da hätten wir vielleicht nur das halbe Zelt voll bekommen. Unser Programm spricht mit den Ballermann-Sängern aber jede Altersklasse an.“ Der König von Mallorca Jürgen Drews,  „Schatzi-schenk-mir-ein-Foto“-Sänger Mickie Krause, der singende Friseur Tim Toupet und Party-Pilot Axel Fischer  heizen die Stimmung ein.
Lustig wirds am Samstag, 13. Juli. Martina Schwarzmann sorgt mit ihrem Programm „Wer Glück hat kommt“ dafür, dass kein Auge trocken bleibt. Einlass ist ab 18 Uhr, ab 20 Uhr gibt es etwas auf die Lachmuskeln.
Am Festsonntag, 14. Juli, werden die Sauerlacher mit einem Weckruf aus den Federn geholt. Ab 8 Uhr ist der Empfang für die Vereine. Um 10 Uhr beginnt der große Festgottesdienst. Gegen 11 Uhr folgt ein Festumzug. Ab 13 Uhr spielt die Kapelle Josef Menzl im Festzelt und rundet den Feiermarathon ab.     L.Pettenkofer