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Ein Waldperlacher bei Olympia - der Freeskier Bene Mayr ist einer der besten in Deutschland, wenn es um waghalsige Sprünge und halsbrecherische Abfahrten geht. Bei der Olympiade im Februar überwindet er für Deutschland die Hindernisse im Kampf um ein Platz auf dem Treppchen.
HALLO: Freeskiing ist bei den Olympischen Winterspielen zum ersten Mal olympische Diziplin und dann warst Du auch noch einer der Ersten, der sich dafür qualifiziert hat. Wie hast Du Dich in diesem Moment gefühlt?Bene Mayr: Ja, super cool. Ich hab mich riesig gefreut, weil das mein Ziel war und das habe ich erreicht.
Wie lief die Qualifizierung ab?Wir sind nach Neuseeland gefahren und hatten zwei Wettkämpfe und ich wusste, wenn ich da gut bin, dann kann ich mich direkt qualifizieren und das war auch mein Ziel. Aber nach dem ersten Wettkampf, quasi der Hälfte der Quali, hab ich mich im Training verletzt und dachte mir: „Jetzt wird das eh nix." Dann bin ich locker den zweiten Wettkampf mitgefahren. Ich musste ins Finale kommen, damit ich mich qualifiziere. Und bin über die Quali tatsächlich ins Finale gekommen.
Was hast Du als Erstes gemacht, als Du es erfahren hast?Nichts. (lacht) Meine Eltern habe ich angerufen und die haben sich auch riesig gefreut. Das war schon cool.
Wie sieht die finale Vorbereitung aus, die sich hauptsächlich in Amerika abspielt?Die Vorbereitung hat direkt nach der letzten Saison begonnen. Da ging es richtig mit dem Training los. Also Koordinationstraining, Krafttraining und Ausdauertraining. Und in Amerika werden wir die ganze Zeit Skifahren und danach immer noch etwas im Kraftraum machen.
Wie viele Stunden am Tag trainierst Du für deinen Traum?Wenn ich Skifahren bin, dann so sieben Stunden und sonst zwischen drei und sechs.
Wie fühlst Du Dich jetzt?Ich denke mir, ich fahr gegen die gleichen Jungs wie sonst auch. Es ist einfach ein anderer Wettkampf. Ich merke schon, wie groß das ist, das ganze Interesse und wie die Leute darauf reagieren. Ich versuche mir das vorzustellen und sehe es als meinen Saison-Höhepunkt, bei dem alles geben werde.
Was machst Du gegen die Aufregung?Ich arbeite mit einem Mentaltrainer zusammen, der mir dabei hilft, bei den Wettkämpfen entspannter zu sein. Das hilft natürlich ein bisschen, die Aufregung im Zaum zu halten.
Lebst Du das Motto „Dabei sein ist alles" oder fährst Du nach Sotchi, um zu gewinnen?Andere, die schon dabei waren, haben mir gesagt, dass es ein einmaliges Erlebnis sein wird und man das nie vergisst, egal wie man abschneidet. Für mich ist es so, ich will ins Finale fahren und wenn ich das Finale erreicht habe, dann setze ich mir ein neues Ziel. Alles step by step.
Wie schätzt Du Deine Chancen selbst ein?Ins Finale zu fahren gut und was danach kommt, kann ich nicht sagen. Damit setze ich mich noch nicht auseinander.
Warum nicht?Für mich ist das so der richtige Weg. Sonst mach ich mich selber verrückt.
Wer begleitet Dich bei Olympia und feuert Dich an?Meine Familie, mein Bruder, Mama und Papa. Außerdem ist mein Bundestrainer einer meiner besten Freunde dabei und sonst sind viele von den anderen Athleten gute Freunde von mir.
Wie bist Du zu einem Profi-Skifahrer geworden?Ich hab in meinem vierten Lebensjahr zum Skifahren angefangen und hab das eigentlich nur zum Spaß gemacht. Irgendwann hat mein Dad, weil ich immer mehr Skifahren wollte, gesagt: „Ich kann dich nicht immer auf den Berg fahren, jetzt gehst in Skiklub." Im Skiklub bin ich dann hauptsächlich Skirennen gefahren, aber am liebsten gesprungen und irgendwann hat der Trainer gesagt: „Ich glaube, der Freestyle würde dir mehr Spaß machen".
Mit dreizehn hast du dann die Skirennen an den Nagel gehängt und bist zu den Buckelpistenfahrern gewechselt?Der Trainer hat mich zum Freeskiing geschickt, das waren damals die Buckelpistenfahrer. Da hab ich angefangen und bin relativ schnell in die Jugendnationalmannschaft gekommen und hab das gemacht, bis ich 15 war. Dann hab ich mich am Knie verletzt, relativ schwer und hatte irgendwie auch keinen Bock mehr. Währenddessen bin ich auch schon immer ein bisschen Freeski, also im Park, gefahren und habe mit dem Buckelpistenfahren aufgehört und Freeskiing nur noch zum Spaß gemacht.
Also war deine Verletzung ausschlaggebend?Schon irgendwo auch. Ich hab mir gedacht, das Buckelpisten fahren geht so auf die Knie und es hat eben auch nicht mehr so richtig Spaß gemacht. Freeskiing hat mir viel mehr Spaß gemacht. Freeskiing ist mein Herzblut.
Auf welcher Schule warst Du, dass Dir das Skifahren in diesem Umfang möglich war?Ich war, als ich in der Buckelpistennationalmannschaft war, auf der Sportrealschule in Bad Tölz und habe dort auch gewohnt.
Also war das eine Zeit, wo es für dich nur Schule und Skifahren gab?Genau, jeden Tag Schule und Skifahren. Wir durften dann um zwölf, halb eins gehen und waren dann zwei, drei Stunden auf dem Berg. Im Sommer hatten wir Sommertraining. Da waren wir viel auf dem Gletscher.
Wo liegt der Unterschied zwischen damals und heute?Jetzt fahre ich komplett professionel Ski. Das ist mein Job. Ich fahre viel mehr Ski und ich trainiere mehr neben dem Skifahren. Es ist ein Leistungssport geworden, ich trainiere täglich und im Winter bin ich eigentlich jeden Tag auf den Skiern.
Hast Du keine Angst vor ernsthaften Verletzungen, die schwerwiegende Folgen nach sich ziehen können?Damit findet man sich ab, denn wenn man so einen Sport macht, dann weiß man auch, dass etwas passieren kann und dass dieses Risiko da ist.
Was hast du nach Olympia vor?Solange das so funktioniert, dass ich das professionell machen kann, werde ich das auch tun. Und was danach passiert? Damit habe ich mich noch nicht auseinander gesetzt.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei Olympia. Laura Pettenkofer