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Weg mit der Werbung für Alkohol!

Bier bringt geschäftstüchtige Männer in Anzügen nach Feierabend zusammen. Süße Liköre füllen die Gläser von Frauen in Bademode, die romantische Abenteuer am Strand erleben. Bilder wie diese kennen wir alle, denn in Spots im Fernsehen, im Internet oder gedruckt auf großen Plakatwänden ist Werbung für alkoholische Getränke in Deutschland allgegenwärtig.

Bedenklich sind daran längst nicht nur die sexistischen Rollenbilder, die die Werbung transportiert. Besonders problematisch ist, wie der Konsum von Alkohol verharmlost und befeuert wird. Alkohol ist nicht nur Stimmungsaufheller und Lockermacher, er ist allem voran eine Droge, genauer gesagt ein Zellgift, mit dem wir massiv unserer Gesundheit schaden.


Mehr als 40 000 Tote jedes Jahr

Zur Einordnung ein paar Zahlen: Laut Alkoholatlas Deutschland 2022 des Deutschen Krebsforschungszentrums konsumieren etwa 16 Prozent der erwachsenen Männer und elf Prozent der erwachsenen Frauen in Deutschland wöchentlich riskante Mengen an Alkohol. Mehr als 40 000 Menschen sterben jährlich vorzeitig an den Folgen ihres Konsums. Und über 200 Krankheiten sind es, zu deren Entstehung Alkoholkonsum wohlbeiträgt. Dazu gehören etwa verschiedene Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes. Ob es angesichts dessen angebracht ist, Alkoholika zu bewerben, als wären sie bloß ungefährliche Gute-Laune-Getränke? Nein!


Die Werbeindustrie scheint das jedoch anders zu sehen. Deren sich selbst auferlegte „Selbstverpflichtung" wirkt wie ein Feigenblatt: Man wolle auf eine Kommunikation verzichten, die „einen missbräuchlichen oder übermäßigen Konsum auch nur akzeptabel erscheinen lassen würde". Außerdem verpflichte man sich dazu, keine Minderjährigen in der kommerziellen Kommunikation anzusprechen. So steht es auf der Webseite des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft e.V.


Doch auch wenn Minderjährige weder im Fernsehen noch auf Plakatwerbung für Alkohol direkt adressiert werden, sehen sie die Werbung trotzdem. Wie viele Minderjährige so in ihrem Verhalten bestärkt werden, lässt sich nicht sagen. Wohl aber, wie viele Jugendliche überhaupt Akohol trinken und was das mit ihnen macht. Laut einem Forschungsbericht der Bundeszentrale für gesundheitlliche Aufklärung tranken 2021 knapp neun Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal pro Woche. Gleichzeitig reagieren Jugendliche auf Alkohol weitaus empfindlicher als Erwachsene. Je früher sie ihr erstes alkoholisches Getränk konsumieren, desto größer ist übrigens das Risiko, dass sie abhängig werden.


Die Mehrheit ist gegen Alkoholwerbung

Und was ist mit Erwachsenen, die mit einem Suchtproblem kämpfen? Oder mit den Angehörigen derer, die den Kampf nicht überlebt haben? Sicher hält sich bei ihnen die gute Laune in Grenzen, die den Alkohol verharmlosende Werbung versprühen will. Dass es nicht nur ihnen so geht, zeigen aktuelle Zahlen. Dieser Tage gab Burkhard Blienert, Drogen- und Suchtbeauftragter der Bundesregierung, das Ergebnis eines „Stimmungsbilds" bekannt, das er in Auftrag gegeben hatte. Demnach befürworteten 60 Prozent der Befragten ein vollständiges Werbeverbot für Alkohol. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur.


Stehen Sie dem Thema trotz alledem leidenschaftslos gegenüber, denken Sie vielleicht „Nicht mein Bier!", weil Sie keinen oder kaum Alkohol trinken? Für den volkswirtschaftlichen Schaden, den alkoholbedingte Krankheiten verursachten, zahlen wir alle mit unseren Steuern: 57 Milliarden Euro im Jahr. Wer Alkohol trinken will, kann das tun. Ihn zu bewerben, ist jedoch reiner Kapitalismus.

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