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Kein Bühnenzutritt für Männer

In Salzburg ist das Kabarett rein weiblich - zumindest vom 22. bis 25. Februar, denn da findet das Festival „Die Kabarett“ im kleinen theater statt, bei dem ausschließlich Frauen auftreten dürfen.

Zum mittlerweile sechsten Mal findet das, im deutschsprachigen Raum aktuell einzige rein weibliche Kabarett Festival dieses Jahr statt. In Salzburg gehört es fix in den Veranstaltungskalender und erfreut sich großer Beliebtheit. Nicht nur beim Publikum.
„Es ist schon ein großer Erfolg, dass bei uns Kabarettistinnen mit jahrelanger Erfahrung und großem Bekanntheitsgrad anfragen, ob sie auftreten können“, schwärmt Katharina Pichler, die für die Organisation zuständig ist, gegenüber der Krone. Und tatsächlich lesen sich in den Programmen der letzten Jahre durchaus große Namen, wie Lisa Eckhart, Aida Loos oder in diesem Jahr Shootingstar Malarina, die zusammen mit der bayerischen Kollegin Eva Karl Faltermeier das Festival eröffnet. Diese Frauen haben ihren Platz in der überwiegend männlich besetzten Branche längst gefunden und bräuchten demnach keine Unterstützung durch ein Festival, dessen Auftritte alleine Kabarettistinnen vorbehalten sind. Doch sie sind es, dank denen auch jüngere Kolleginnen stärker ins Licht gerückt werden können, denn bei „Die Kabarett“ treten pro Abend zwei Künstlerinnen auf. „Einige von ihnen haben noch nicht so viel Bühnenerfahrung und vielleicht auch noch nicht genug Programm für einen ganzen Soloabend. Wenn wir Newcomerinnen und Erfahrene miteinander an einem Abend zeigen, haben alle einen Vorteil“, so die Salzburger Frauenbeauftragte und Mitbegründerin des Festivals Alexandra Schmidt. Wie der Abend aufgeteilt wird, wer eröffnet, ob hintereinander oder abwechselnd gespielt wird, das ist den jeweiligen Künstlerinnen selbst überlassen. „Birgit Süß und Kathie La Folle traten 2018 unabhängig voneinander auf. Weil es backstage gefunkt hat, führten sie zum Abschluss der Festivaleröffnung gemeinsam eine Performance des Klassikers ‚La vie en rose‘ von Edith Piaf auf. Das war Gänsehautstimmung auf, hinter und vor der Bühne“, erzählt Pichler.

Derartige Vernetzungen tragen weit über das Festival hinaus ihre Früchte und so manche spätere Zusammenarbeit ergab sich schon aus derartigen Programmkombinationen, wie Caroline Richards aus dem künstlerischen Leitungsteam des kleinen theaters der Krone erzählt. Die Vernetzung und Stärkung unter den Künstlerinnen funktioniert also. Wieso haben es Frauen im Kabarett dann immer noch so schwer? Alexandra Schmidt sieht es so: „Es sind zumeist männliche Menschen, die Kabarett Veranstaltungen programmieren und kuratieren. Ihnen fallen die Frauen nicht ein, sie denken zuerst an ihresgleichen.“ Eine Beobachtung, die wenig Mut macht. Doch fragt man auf der anderen Salzachseite einen Mann, der für das Kabarettprogramm der ARGEkultur zuständig ist, sieht es schon wieder etwas hoffnungsvoller für die Frauen aus. Sebastian Linz, künstlerischer Geschäftsführer der ARGE, reagiert auf die Konfrontation mit Schmidts Aussage so: „ Es stimmt, es programmieren viele Männer. Die Frauen im Kabarett finden sich eher in Organisationsjobs, sind oft die Agentinnen der Männer. Im Kabarettprogramm der ARGE schaffen wir in diesem Jahr eine Frauen- und FLINTA-Quote von 30 Prozent, denn wir schauen ja nicht nur auf das Geschlecht, sondern auch auf die Qualität. Auch wenn die oft nicht leicht zu definieren ist. Trotzdem ist Tokenismus absolut zu vermeiden. Ich drücke kein Auge zu und nehme eine Frau oder queere Person anstelle eines Mannes, der besser wäre.“

Eine Sensibilisierung in der Branche findet also satt, so sieht es auch Katharina Pichler: „Es passiert viel in den letzten Jahren, aber Luft nach oben gibt es noch. Veranstaltungshäuser sollten sich noch mehr ihrer Rolle bewusst werden, das mit jeder Programmierung eines Spielplans auch eine Wirklichkeit produziert wird.“ Deshalb werden beim Festival „Die Kabarett“ auch erst einmal weiterhin nur Frauen auf der Bühne stehen. „Sollte es irgendwann dazu kommen, dass plötzlich zwei Drittel der Kabarettszene Frauen und nur noch ein Drittel Männer sind, können wir die Türe für die Männer natürlich aufmachen“, scherzt Pichler. Im Publikum sind Männer natürlich auch jetzt schon ausdrücklich erwünscht. Zur Auftaktveranstaltung kommt mittlerweile allerdings weder Mann noch Frau rein, der Abend mit Malarina und Eva Karl Faltermeier ist bereits restlos ausverkauft.

Larissa Schütz