Viele Frauen kennen das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Denselben Vorschlag immer wieder bringen zu müssen, weil er nicht als wichtig empfunden wird. Dieselbe Mail mehrmals schreiben zu müssen, weil der Ansprechpartner einfach nicht antwortet. Immer dieselben Fragen zur eigenen Person beantworten zu müssen, obwohl diese eigentlich nichts mit dem beruflichen Thema zu tun haben.
All diese nervigen, kleinen Dinge musste jetzt auch der US-Amerikaner Martin Schneider aus Philadelphia erfahren. Er trat ein Experiment an und tauschte für eine Woche seinen E-Mail-Account mit dem einer weiblichen Kollegin. Hintergrund der Aktion war, dass Schneider sich immer fragte, warum seine Kollegin so viel länger als er für dieselbe Arbeit brauchte.
Das wurde ihm dann ziemlich schnell klar: Sobald er als „Nicole" mit seinen Klienten schrieb, verwandelten die sich von Traum- zu Alptraum-Kunden. Bei Twitter schreibt Martin: „ Ich war in der Hölle. Alles, was ich fragte oder vorschlug, wurde in Frage gestellt. Kunden, die ich sonst im Schlaf bearbeitete, waren herablassend. Einer fragte, ob ich Single wäre."
Seine Kollegin Nicole hingegen konnte auf einmal alle ihre Aufgaben in der Hälfte der Zeit erledigen - sie war ja nicht mehr damit beschäftigt, Respekt einzufordern und Klienten zu überzeugen. Denn nun war sie ja Martin, ein Mann.
Doch das, was Martin am meisten schockierte, war gar nicht, wie er als Frau behandelt wurde. Sondern die Tatsache, dass es für Nicole normal war, sich permanent zu rechtfertigen. Martin: „Sie dachte einfach, dass genau das Teil ihres Jobs wäre."
Tatsächlich geht es vielen Frauen in vielen Berufen, Branchen und Ländern genauso wie Nicole. Und dieses Experiment ist für Frauen vermutlich nicht besonders überraschend, aber für Männer. Genau das zeigt, dass wir mehr Aufklärungsarbeit leisten müssen. Damit in Zukunft kein Mann mehr überrascht ist, dass Frauen benachteiligt werden. Und natürlich, damit in Zukunft einfach gar keine Frau mehr benachteiligt wird.