Emeka Ogboh steht auf einem Minigolfplatz in Neukölln und fühlt sich »super«, wie er sagt, aber auch erschöpft. Gerade ist er von einer beruflichen Reise nach Berlin zurückgekehrt und muss bald schon wieder das nächste Projekt in Angriff nehmen. Jetzt aber ist er zuerst auf eine Hochzeit geladen, die Sonne scheint und die Straßen der Stadt sind so voll wie schon seit Monaten nicht mehr. Berlin brummt. Dem nigerianischen Künstler ist das aber immer noch zu leise. Als Inspiration für seine künstlerische Arbeit mit Sound greift er wesentlich häufiger auf Aufnahmen der Klangkulisse einer anderen Stadt zurück: die 21-Millionen-Metropole Lagos. Das nächste anstehende Projekt allerdings stellt eine Verbindung zwischen der einen und der anderen Stadt dar. Im Rahmen des Klangkunstfestivals sonambiente txl, das gleichzeitig auch Vorspiel des Monats der zeitgenössischen Musik ist, hat Ogboh eine Klanginstallation konzipiert, die die zahllosen Lautsprecher des stillgelegten Flughafens TXL ein letztes Mal mit Ansagen füllt.
Wann und wie ist Klang zu so einem integralen Teil deiner künstlerischen Praxis geworden ist?
Ich bin von Haus aus Grafikdesigner und habe vor meiner Künstlerkarriere als Freelancer in der Werbebranche gearbeitet. Während einer Reise nach Ägypten wurde ich eingeladen, die Winterakademie in al-Fayyūm zu besuchen und nahm an einem Kurs von Harald Scherz über das hörbare Spektrum teil. Das stellte meine Einführung in die Arbeit mit Klang dar. Für mich ging es in erster Linie darum, ausschließlich mit Klang zu gestalten, denn jenseits von Musik hatte ich diesen Zusammenhang im Kunstbereich noch nie hergestellt: Wie lässt es sich mit etwas Ungreifbarem wie Klang arbeiten? Der Kurs öffnete unsere Ohren gegenüber unseren Umgebungen und schärfte unseren Sinn dafür, wie wir hören, aufnehmen und was wir mit diesen Aufnahmen alles anstellen können. Ich ging zurück nach Lagos, wo hinsichtlich des Soundscapes der Stadt eine Menge los ist. Zum allerersten Mal könnte ich mir die Stadt ›erhören‹. Ich begann, die Stadt aufzunehmen und nahm die Aufzeichnungen in mein Studio, hörte sie mir an und richtete meine Aufmerksamkeit auf die von der Stadt produzierten Klänge. So begann meine Arbeit mit Sound. Von meinem Schaffen in den Bereichen Grafikdesign und Illustration, bei dem es sich hauptsächlich um kommerzielle Arbeiten handelte und um dessen Ausstellung ich mich nie sonderlich bemüht habe, abgesehen, fand meine künstlerische Praxis ihren Anfang im Klang.
Original