Als Jeff Mills im Jahr 1992 sein Debütalbum Waveform Transmissions Vol. 1 veröffentlichte, presste er es absichtlich auf dünnem Vinyl. „Die konnte man nur ein paar Mal spielen, bis irgendwann nur noch white noise zu hören war”, sagte er im Jahr 2015 gegenüber Bjørn Schaeffner im Magazin Das Filter
über die defizitären Schallplatten. „Da ging es um die Erinnerung. Ich
wollte zeigen, wie wertvoll sie sind. Wer sich an nichts erinnert, hat
kein richtiges Leben!” Das ist angesichts eines aktuell grassierenden
Reissue-Wahns, der das Halfspeed-Mastering und 180g-Pressungen
fetischisiert, um das vermeintlich Vergessene möglichst hochqualitativ
erlebbar zu machen, von einer merkwürdigen Poesie. Es war auch in
wirtschaftlicher Hinsicht eine komplett bescheuerte Entscheidung. Das
macht es umso schöner.
Mills ließ die Materialität des Trägermediums das musikalische Material überschreiben und tätigte damit die wohl radikalste künstlerische Aussage seiner Karriere. Sie stand ganz im Zeichen einer noch weiter reichenden Radikalisierung von Detroit Techno. Als Waveform Transmission Vol. 1 erscheint, wird die Rave-Bewegung gerade von der Massenkultur absorbiert und lässt das – insbesondere mit Blick auf den zentraleuropäischen Raum gesprochen – freimütig geschehen.
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