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Fußball-WM in Russland: Sibirien hofft auf Messi und Co.

In Jekaterinburg wird das Stadion für die WM auf 35.000 Plätze erweitert. Foto: imago

Von Kristina Wienand, dpa 


Jekaterinburg - Kinder verstecken sich hinter den großen roten Buchstaben, die den Schriftzug „Russia 2018" bilden. Gut sichtbar wirbt er in Jekaterinburg am Ural-Gebirge für die Fußball-WM im kommenden Sommer. Die 1,4-Millionen-Stadt am Tor zu Sibirien ist der am weitesten im Osten Russlands gelegene Austragungsort der WM vom 14. Juni bis 15. Juli. Mit Spannung blickt man in der Heimatregion von Ex-Präsident Boris Jelzin auf die Auslosung der WM-Gruppen am Freitag (16.00/MEZ) im fernen Moskau. Danach wird feststehen, ob bei einer der vier Turnier-Partien ein Superstar der Branche wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo in die Stadt kommt.


Für Aufmerksamkeit sorgte bislang vor allem der Stadionumbau mitten in der Stadt. Nach knapp zwei Jahren soll die Arena in Kürze fertig sein. Nicht nur bei den Bewohnern hatte ein besonderes Bauteil für Verwunderung gesorgt. Die beiden 45,5 Meter hohen Hinter-Tor-Tribünen wurden in das historische Zentralstadion mit seiner antik anmutenden Außenfassade integriert. Ein Anbau überragt die Außenwände des Stadions und das Dach augenscheinlich um einige Meter. Die weit oben gelegenen orangefarbenen Sitzplätze sind nicht überdacht.


Bei Fußballfans weckt der Anbau aber auch Skepsis. „Glückliche Besitzer von Eintrittskarten für diese Sektoren werden eine einzigartige Gelegenheit haben, den Rand des Daches im Detail zu studieren. Es wird schwierig sein, zu sehen, was auf dem Spielfeld passiert", kritisiert der Jekaterinburger Alexej Durnowo dem Portal ura.news zufolge.


Die Vorfreude auf die WM steigt

Die Metallkonstruktionen sollen eigentlich eine praktische Verbesserung sein. Vor dem Umbau hatten 27.000 Fans im Stadion Platz. Zur WM passen in die Jekaterinburg-Arena 35.000 Zuschauer, so viele, wie von der FIFA für WM-Stadien als Minimum vorgegeben. Eine Sprecherin des Gouverneurs der Region Swerdlowsk erklärt, dass Höhe und Winkel der Tribünen exakt auf die Ränge abgestimmt seien. Je nach Perspektive scheinen die Tribünen höher zu sein als das Stadion. „Das ist aber nur ein visueller Effekt", sagt sie.


Einer, der das Stadion bestens kennt, ist Fußballfan und Sportjournalist Alexander Kessel. Nach der WM will er mit seinem zweijährigen Sohn Arseni dort bei Heimspielen regelmäßig das heimische Team FK Ural anfeuern. Während der Bauphase musste der Club in eine deutlich kleinere Arena ausweichen. „Am Stadion ist toll, dass man von den äußeren Tribünen einen besseren Blick hat", sagt er. Man sehe das Spiel von oben wie auf einem Schachbrett.


Der Umbau gestaltete sich schwierig, weil das Stadion 1957 im Stil des Stalinschen Neoklassizismus gebaut wurde und denkmalgeschützt ist. Die monumentale Fassade und die Figuren im Eingangsbereich sind erhalten geblieben. Neunzig Prozent des Umbaus sind nach Angaben der Gouverneurssprecherin seit Mitte November abgeschlossen. Ende des Jahres soll das Stadion komplett fertig sein. Um Arena und Sportanlagen für die WM fit zu machen, wurden 12,2 Milliarden Rubel (etwa 176 Millionen Euro) investiert.


Hoffen auf ein Topspiel

Bei waschechten Fußballfans steigt in der Ural-Metropole die Vorfreude auf das Turnier. Kessel sieht seine Heimatstadt gut vorbereitet. „Brot, Salz, unsere Pelmeni - das können wir den Gästen hier bieten, und natürlich die Gastfreundschaft der Menschen am Ural", sagt er. Das sei das Besondere, dass die Fans bei jeder WM eine andere Kultur erleben würden - wie Samba in Brasilien oder südafrikanische Vuvuzelas.


Bei der WM will der 31-Jährige hautnah dabei sein: Er hat schon Tickets für die beiden Halbfinalspiele am 10. und 11. Juli in St. Petersburg und Moskau ergattert. „Diese Partien sind auf jeden Fall sehr interessant", sagt er. In Jekaterinburg finden vier Spiele der Gruppenphase statt. Am 21. Juni spielt der Kopf der Gruppe C ein Vorrundenspiel in Jekaterinburg - das ist die Chance, dass Weltstars wie der Brasilianer Neymar, der Franzose Antoine Griezmann oder auch die Titelverteidiger aus Deutschland in Jekaterinburg antreten.


In Jekaterinburg wird das Stadion für die WM auf 35.000 Plätze erweitert. Foto: imagoDie WM-Partien am Ural sollen „so angenehm wie möglich für die Teilnehmer, Gäste und Bewohner der Stadt sein", teilt die Sprecherin des Gouverneurs mit. „Die Hotels bieten im Moment viele Englischkurse für ihre Mitarbeiter an, damit sie zur WM gut mit ausländischen Gästen sprechen können", sagt die Geschäftsführerin des Hotels Zentralni, Jekaterina Ljubimowa. Das sei eine wichtige Erfahrung für die Angestellten, weil sonst eher wenige Gäste aus dem Ausland in die Provinz nach Jekaterinburg kämen, sagt sie. 

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