St-Moritz lässt
sich ganz einfach in Stereotypen und Klischees erzählen, billige Überschrift zu
teurem Thema drüber, fertig. Alles reiche Arschlöcher, die Kostüme anhaben, doch
nichts mehr vom Leben wissen, über Leichen gehen, tote Tiere tragen, sich die Brüste
und die Nasen und sonst noch was für Körperteile machen lassen, Gott spielen, ihre
Frauen betrügen, sich gegenseitig selbst befriedigen, Menschen entlassen, ein dickes
klimaneutrales Autos fahren, oder fünfzehn, die ganze kosmische
Bedeutungslosigkeit vergessen haben, den Tot, dass mit der Ewigkeit verdammt. Eine solche Geschichte
hätte ich gerne erzählt und all das Inhaltslose dann dafür genutzt, meinen
künstlerischen Lebensstil zu erklären, die äußere Armut, den inneren Reichtum,
die Schöpferfreude, das einzig Wahre, immer hungrig zu sein, immer am Abgrund
entlang zu leben, aber mit Ausblick, aus Überzeugung, dass sich alle Menschen
von ihren Leidenschaften ernähren müssten. Selbstgenügsam und fromm, finanziell
immer schön abgefackelt [...]
Die Reportage erschien im Magazin der Frankfurter Rundschau FR7 am 29.02.2020
Oder hier Online: https://wiener-online.at/2020/04/06/st-moritz-eine-erzaehlung/
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