Auf den ersten Blick mögen sich Akademiker kaum eine Karriere bei der Polizei vorstellen können - höchstens vielleicht noch irgendwo in einer Nische der 28 000 Mitarbeiter starken Behörde, als Psychologe, Arzt oder Jurist. Doch als "richtiger" Polizist, mit Uniform und Dienstwaffe?
Gerade für diesen Bereich sucht die Berliner Polizei allerdings akademischen Nachwuchs."Wir wollen dabei keine Sachbearbeiter für das stille Kämmerlein, sondern Beamte, die Personal führen sowie Einsätze konzipieren und leiten sollen", erläutert Wolfgang Etzold von der für Personalfragen zuständigen Stabsstelle beim Polizeipräsidenten.Die akademischen Schutzpolizisten sollen einen der auf sieben Direktionen verteilten 48 Abschnitte leiten, dort je nach Größe des Polizeireviers für 150 bis 280 Mitarbeiter verantwortlich sein.Rund um die Uhr teilen sich 180 Schutzpolizisten im höheren Dienst diese Aufgabe.
Wichtige Eigenschaften der künftigen Abschnittsleiter: "Sie müssen Spaß und Freude daran haben, keine einsamen Entscheidungen zu treffen, müssen konfliktfähig sein und aufgeschlossen für Veränderungen", so Etzold.Wer sich allerdings Hoffnungen macht, später einmal die Uniform abzulegen und zur Kriminalpolizei zu gehen, wird enttäuscht werden: "Dies ist in Berlin nicht möglich", so Etzold.
Fünf Beamte sollen am 1.Juli kommenden Jahres mit ihrer Ausbildung beginnen, wobei die Bewerbungsfrist noch bis Mitte November 1998 läuft.Erste Voraussetzung für die Bewerbung: Ein spätestens zum Einstellungstermin am 1.Juli 1999 abgeschlossenes wissenschaftliches Studium - das Diplom einer Fachhochschule reicht nach den Bestimmungen des öffentlichen Dienstes nicht für den höheren Dienst aus.Soziologen und Pädagogen nehmen die Ordnungshüter gerne, zudem aber auch Betriebs- und Volkswirte und am liebsten Juristen.Den meisten anderen Studiengängen steht die Behörde eher ablehnend gegenüber - nach dem "Buchstaben des Gesetzes" muß das Studium für den Polizeidienst "förderlich" sein.Theologie und Kulturwissenschaft sind dies beispielsweise nicht.Wer das zweite juristische Staatsexamen vorweisen kann, spart sich die ansonsten verbindliche polizeiinterne Schulung und darf sofort als Polizeirat zur Anstellung anfangen - mit Bezügen von beispielsweise 5920 Mark brutto für einen unverheirateten 30jährigen.
Bewerber dürfen bei der Einstellung auch nicht älter als 32 Jahre sein und nicht allzu kurz- oder weitsichtig.Weitere Hürden: Ein Sporttest, bei dem Männer in zehn Minuten 2000 Meter und Frauen 1850 Meter zurücklegen müssen.Anschließend muß ein Hindernisparcours bewältigt werden.Den Sporttest kann auch ein höchstens zwei Jahre altes Sportabzeichen ersetzen.Bei einem Persönlichkeitstest und einem eintägigen "Assessment Center" müssen weitere Aufgaben erledigt und Fragen beantwortet werden.
Wer die Aufnahmebedingungen verfehlt, kann nicht auf eine Ausnahmeregelung hoffen: Auf Biegen und Brechen will die Polizei ihre freien Stellen nicht besetzen, betont Wolfgang Etzold.
Weitere Informationen können beim "Stab des Polizeipräsidenten" unter den Telefonnummern 699 344 51 oder 699 344 52 erfragt werden.