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Warum es gefährlich ist, Daydrinking so übertrieben zu feiern

Wenn man erst einmal in der Sucht feststeckt, kommt man schwer wieder raus. Neben Therapie hilft ein stabiles soziales Netzwerk.

Ich bin Teil dieses Netzwerks. Anna ist eine Familienangehörige, die mir sehr nahe steht. Die aktuelle Isolation macht es sowohl ihr als auch mir schwer, den Rückfällen entgegenzuwirken.

Ich brauche nicht vor ihr zu stehen, um zu merken, wann die Krankheit wieder einmal stärker war als sie: Es reichen ein Anruf und ungefähr zwei Sätze. Ihre Stimme ist dann ein wenig tiefer, manchen Worten gibt der Alkohol eine andere Betonung, andere lässt er verschmelzen. Ich frage sie in einer solchen Situation, ob sie getrunken hat und versichere ihr, dass ich nicht direkt wieder auflegen werde. Die Bestätigung schmerzt dennoch jedes Mal: „Ja, ich habe getrunken ..." Obwohl ich sie dann am liebsten anschreien würde, sage ich dann stattdessen sanft und ruhig: „Wann triffst du deinen Therapeuten wieder?" „Morgen", sagt sie.

Das Bier vor vier nicht unterschätzen

Aktuell studieren und arbeiten viele von Zuhause aus, sind damit beschäftigt, sich neue Routinen zu schaffen, da die alten nicht mehr funktionieren. Das Problem von Day Drinking in Zeiten von Corona ist nicht, dass man sich mal einen Absacker genehmigt. Es liegt vielmehr darin, dass Isolation, Ängste, Langeweile und fehlende Routinen begünstigen, dass es nicht bei dem einen Drink bleibt - sich Spaß und Ausnahme im schlimmsten Fall zu Regelmäßigkeit entwickeln, so ein neuer Alltag entsteht, in dem die Droge überhand nimmt. "Der Corona-Blues lässt sich nicht wegtrinken", mahnte der Direktor des Alkoholforschungszentrums an der Uni Heidelberg neulich im Spiegel.

Was hingegen schon problematisch ist: Dass viele in den sozialen Medien es so hart feiern, sich zu Corona-Zeiten mittags anzuschwipsen. Das kann nämlich die, die suchtkrank sind, dazu motivieren, es ihnen gleich zu tun.

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