Endlich Frühling? Für Menschen mit Depressionen ist es oft schwierig, wenn das Leben um sie herum wieder an Fahrt aufnimmt, während es in ihnen dunkel bleibt.
Wenn die Sonne das winterliche Nassgrau vertreibt und die ersten Knospen Bäume und Sträucher ergrünen lassen, wenn sich dieses quirlig-aufgeregte Gefühl im Bauch breit macht, alles schöner, leichter scheint, bleibt es in Christine Reuter oft so dunkel wie zuvor. Da ist keine Lust aufs Draußensein, keine neuen Lebensgeister, die sich regen. Stattdessen gähnende Leere. "Ich bin mittendrin und doch nicht dabei", sagt sie und hält eine Zigarette aus dem geöffneten Fenster in ihrer Wohnung in Leipzig. "Das ist unglaublich kräftezehrend und so schwer auszuhalten."
Die 55-Jährige hat Depressionen. Sie färben ihre Wahrnehmung, ihr Denken und Fühlen dunkel ein und lassen sie innerlich manchmal ganz taub werden. Für Menschen wie Reuter ist der Frühling keine einfache Jahreszeit. Wenn sie gerade in einer depressiven Episode steckt, kann sie nur stumpf beobachten, wie das Leben um sie herum wieder losgeht. Wenn die alte Tante, wie Reuter sie nennt, da ist, fühlt sich alles an "wie durch Treibsand laufen", ein Vergleich des Komikers Torsten Sträter. Ist sie depressiv, zählt sie die Stunden, bis es Abend wird, und sich ihre Stimmung bessert.
Weg ist die Tine, wie ihre Freunde sie kennen und lieben. Die so ganz anders ist, aufgeräumt, zupackend, lebensfroh. Die, die jetzt an ihrem Küchentisch sitzt und von ihrer Krankheit berichten will. Reuter hat Schnittchen – oder Bemmchen, wie man in Leipzig sagt – geschmiert und Obst geschnitten. Bewusst Essen ist Teil ihrer Prävention gegen die Depressionen. "Ich genieße jede Kalorie, die ich zu mir nehme", sagt Reuter. "Ich lasse es mir dabei gut gehen. Das ist auch eine Art der Selbstfürsorge." Während des Gesprächs zeigt sie immer wieder auf die vielen Postkarten, die an ihrem Kühlschrank hängen. "Es gibt sie, die guten Tage", steht auf einer. "Es ist, wie es ist, aber es wird, was du draus machst", auf einer anderen. Für andere mögen es Sinnsprüche sein, für sie sind es Lebensmottos, die ihr Halt geben.
Viele Menschen kennen eine gewisse Melancholie und Trübsinn in der dunklen Jahreszeit...
...der ganze Text: https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2024-02/psychische-gesundheit-depressionen-therapie-licht/kom...
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