Hässliche Tassen töpfern, maximal peinlich surfen: In der Freizeit darf man schlecht in etwas sein. Für die Psyche. Das Leben hat so viel mehr zu bieten als nur Talent.
Wenn Karen Rinaldi darüber spricht, wie schlecht sie surft, lächelt sie übers ganze Gesicht. Dabei gäbe es eigentlich genug Anlass für Frust: Fünf Jahre dauerte es, bis die US-Amerikanerin ihre erste Welle surfte. Fünf Jahre voller Scheitern, Kampf und Selbstzweifel. Fünf Jahre, in denen sie immer wieder versuchte, den richtigen Moment zu erwischen, die richtige Welle, die richtige Körperhaltung. Selbst als es endlich klappte, mutierte sie nicht plötzlich zum Surftalent. Diese Geschichte hat kein klassisches Happy End. Rinaldi fiel immer wieder vom Board, riss sich große Wunden in ihre Beine. Und trotzdem machte sie weiter. Selbst als sie an Brustkrebs erkrankte, hörte sie nicht auf ihre Ärzte und surfte wieder, sobald ihre Kräfte es zuließen.
Karen Rinaldi hatte sich einen Sport ausgesucht, der für viele gleichermaßen faszinierend und schwierig zu bewältigen ist. Dieses Entlanggleiten in den rauschenden Wellen, verschmolzen mit dem Brett und dem glitzernden Nass, das so leicht und spielerisch aussieht. Wer surft, scheint Naturgewalt und den eigenen Körper souverän zu beherrschen. Aber es ist ein Sport, den nur wenige schnell meistern. Zu kraftlos und ungelenk die eigene Körpermitte, zu wenig Balance, um die Kraft des Wassers auszugleichen. Es gibt sicher einfachere Hobbys.
Warum tat Rinaldi sich das an? Das wusste sie selbst lange nicht, erzählt sie heute im Zoom-Interview und zieht die Schultern hoch. "Ich habe sehr oft daran gedacht, aufzugeben. Dieser Gedanke ist eigentlich immer in meinem Kopf." Aber das Meer habe schon immer eine besondere Anziehungskraft auf sie ausgeübt. "Mein ganzes Leben lang hatte ich immer wieder Träume von Meereswellen. In den guten werde ich eins mit dem Meer und bin furchtlos, in den schlechten ertrinke ich", erzählt sie. "Diese Spannung hat mich fasziniert. Surfen war eine Möglichkeit, sie auf eine sehr reale, körperliche Weise zu erleben." Dieser Gedanke zaubert ihr das breite Lächeln aufs Gesicht. Mehr zu: Hobbys Freizeitgestaltung: Spaß ist, was man aus seiner Zeit macht Hobbys für Kinder: Kung-Fu oder Töpfern – und wenn ja, wie lange? Keine Hobbys: Wer braucht schon Hobbys? Es war ein Gefühl, das stärker war, als der Wunsch aufzugeben. Und Karen Rinaldi wagte einen Perspektivwechsel...
....der ganze Text: https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2024-02/hobbys-scheitern-talent-bereicherung