- Geschönte Fotos, kuratierte Interessen: Datingprofile zeigen selten, wie die Menschen dahinter wirklich sind.
- Der Slow-Dating-Pionier Once hat 3000 Nutzerinnen und Nutzer gefragt, ob und wie sie ihr virtuelles Ich retuschieren.
- Das Ergebnis: Rund die Hälfte gibt zu, sich bereits mit kleinen Lügen und alten Fotos attraktiver geschummelt zu haben.
Alte Fotos ohne die Extrakilos, aufregende Hobbys und sorgfältig kuratierte Lieblingspopkultur: Auf Datingprofilen zeigen sich die wenigsten so, wie sie wirklich sind. Stattdessen präsentieren fast die Hälfte der Singles eine retuschierte Version ihrer selbst - das hat eine Umfrage der App Once ergeben.
Der Slow-Dating-Pionier hat im Mai rund 3000 Singles zu ihren Einstellungen gegenüber der getricksten Wirklichkeit befragt. Ein Phänomen, dass im Datingkontext „Kittenfishing" genannt wird: Die bewusst geschönte virtuelle Selbstdarstellung, um attraktiver auf potenzielle Liebespartnerinnen und -partner zu wirken. Der Begriff ist - laut NBC News - eine entschärfte Version des sogenannten „Catfishing", bei dem eine Person vorgibt, eine ganz andere zu sein.
Laut der Umfrage haben sich bereits 49 Prozent der Befragten mit den unterschiedlichsten Mitteln attraktiver geschummelt, um zu überzeugen. Jeder Zweite gab etwa an, kleine Lügen erzählt zu haben, um interessanter, schlagfertiger oder lustiger zu wirken.
Aber auch durch das bewusste Weglassen von Informationen schönen einige ihre virtuelle Selbstdarstellung. 30 Prozent gaben an, wichtige persönliche Details auf dem eigenen Profil wegzulassen.
Ebenfalls jeder Dritte hält Eigenschaften wie Faulheit, Unordentlichkeit oder übermäßige Putzleidenschaften lieber geheim. 23 Prozent verschweigen, dass sie rauchen oder wie sie sich ernähren. Knapp jeder Fünfte lügt bei seinen popkulturellen Guilty Pleasures wie Serien, Büchern oder Filmen.
Auch die Fotos auf den Plattformen entsprechen häufig nicht der Realität: 37 Prozent zeigen sich nur bearbeitet, 32 Prozent benutzen alte Fotos. Relativ selten (7 Prozent) sind dagegen falsche Angaben zum Job, der physischen Erscheinung oder dem Alter.
Dass digitale Profile nicht immer die Realität zeigen, ist immer wieder Thema - und dürfte den meisten mittlerweile klar sein. Denn schließlich zeigen auch soziale Netzwerke eine inszenierte Realität. Daran hat auch der „Mehr Realität auf Instagram"-Trend nichts geändert - auch inszenierte Oberschenkeldellen bleiben schließlich „inszeniert".
Die Möglichkeit, eine gewisse Stimmigkeit, einen roten Faden, in der eigenen Selbstdarstellung zu erzeugen, ist im virtuellen Raum möglich - und wird unterschiedlich stark genutzt. Vor dem ersten Treffen gilt also: Alle Angaben ohne Gewähr.
In der Once-Umfrage gaben dementsprechend knapp die Hälfte der Befragten in Deutschland (54 Prozent), Italien (49 Prozent) und England (50 Prozent) an, ihrem Date erst zu vertrauen, nachdem sie sich getroffen haben. In Frankreich sind sogar mehr als zwei Drittel (65 Prozent) vor einem persönlichen Treffen misstrauisch.