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Column

#Selbstliebe: Warum wir uns alle etwas egaler sein sollten


Wenn das Wetter wieder schöner wird, weckt das nicht nur Frühlingsgefühle. Es gibt da auch eine über die vergangenen Monate fast vergessene Herausforderung: Haut. Haut sieht nun mal nicht immer so aus, wie Werbeplakate es gern hätten. Da sind Dellen, Flecken oder Haare an Stellen, die sich niemand dort so hingewünscht hat. Und während die Haut im Winter verborgen unter langen Ärmeln und Hosenbeinen fröhlich vor sich hin schlackern konnte, entzaubern die hellen Sonnenstrahlen im Frühjahr schnell die zurechtgeträumte Makellosigkeit. 

Auf Instagram gibt es schon seit einigen Jahren eine Gegenbewegung zum faltenfreien Schönheitsideal: Unter #Self-Love, #selbstliebe oder #Bodypositivity zeigen Nutzerinnen und Nutzer Fotos von Cellulite-Pos oder Dehnungsstreifen (#tigerstripes) und rufen dazu auf, diese vermeintlich unperfekten Stellen zu lieben, statt sie verschämt zu verstecken. Also einfach einmal tief durchatmen und Oberschenkel Oberschenkel sein lassen? So einfach ist es leider nicht. 

So lobenswert es ist, überzogene Schönheitsvorstellungen infrage zu stellen – #Bodypositivity verlagert den Druck nur auf ein neues Ideal. Der Stress, einem bestimmten Anspruch entsprechen zu müssen, bleibt. Nun geht es eben nicht mehr darum, falten- und cellulitefrei zu sein, sondern seine vermeintlichen Makel feiern zu müssen. Sich mit Körperstellen unwohl zu fühlen, gilt dann als eine noch nicht überwundene Hürde auf dem Weg zur vollkommenen Selbstliebe. Und dann sind da 100 Bilder von Menschen, die das übrigens schon können. Wer sich am meisten liebt, hat gewonnen. 

Autorin Jasmin Schreiber plädierte deswegen kürzlich auf Instagram für mehr „Selbstwurschtigkeit“. „Liebt euch selbst, feiert euch oder seid von euch genervt. Mir ist’s wurscht“, schrieb sie. Radikale Selbstakzeptanz also statt verbissener Selbstliebe. Dann können Oberschenkel auch wirklich einfach Oberschenkel sein.


Kira von der Brelie