„Pardaaaay!!!!", jede Menge Dampf und ein paar Ohnmachtsanfälle: Mark Forster stellt in der Swiss-Life-Hall sein Album "Tape" vor.
Mark Forster hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich: Mit seinen Hits „Wir sind groß" und „Chöre" von seinem dritten Album „Tape" gelang dem 32-Jährigen der Durchbruch. Jetzt stand er auf der Bühne der Swiss-Life-Hall und begeisterte gut 4000 Fans. Sein Publikum ist überraschend jung. Teenager mit Beaniemützen sind gekommen, die Eltern im Schlepptau. Schon vor dem Konzert werden einige Mädchen ohnmächtig und müssen von Sanitätern versorgt werden. Die Aufregung!
Mark Forster kommt in den deutschen Charts direkt hinter Justin Bieber. Er ist einer von den Netten. Der Lieblingsschwiegersohn, der zwar ein bisschen rebellisch Käppi und Dreitagebart trägt, aber nie wirklich aneckt. Seine Themen: Die Liebe und wie es ist, wenn sie geht oder bleibt. Mädchen in blinkenden Schuhen mit Selfiestick filmen jeden Moment des Konzerts. Secondscreen im Dauerzustand.
Forster möchte mit seinen Fans eine große Party feiern oder wie er bei Facebook schreibt „Pardaaaay!!!!". Dazu lässt er kaum eine Publikumsbespaßung aus: rhythmisches Anklatschen, Konfettikanonen und Dampf. „Hannover" ruft er mehrmals und reißt seinen Arm in die Höhe. Das Publikum jubelt.
Sieben Musiker flankieren Forster, darunter ein Bläserensemble. Die Beats sind gefällig, der Bass ist nicht zu dominant, dazu singt Forster Liebeserklärungen an seine Schwester („Natalie") oder Tiefsinniges („Hör auf die Stimme"). Die Melodien sind eingängig, die Texte seicht, das Identifikationspotenzial ist hoch. Mal wieder Siedler spielen mit der Schwester möchte er. Ja klar, das kennt man doch. Dann sollen sich alle Zuschauer hinhocken. Dazu kommt es aber erst mit Verzögerung, denn eine Zuschauerin in der ersten Reihe ist ohnmächtig geworden. „Tschüüß", ruft Forster ihr hinterher, als sie von Sanitätern hinausgetragen wird.
Auch vor schrägen Kombinationen wie „Everybody klatscht" oder „Für immer Forever" hat Forster keine Angst. Dazu singt er Refrains wie „Wir fliegen weg, denn wir leben hohoch" im EM-Song „Wir sind groß". Ein Rezept, das auch schon bei Andreas Bouranis WM-Song „Auf uns" zündete. Gute-Laune-Musik fürs Radio. Gewagt oder innovativ ist das eher nicht. Muss ja auch nicht sein. In den Charts scheint das anzukommen: „Au revoir", „Flash mich" oder „Bauch und Kopf" - wenige Künstler haben so eine große Hitdichte wie Forster.
Während des Konzerts ist Forster ständig in Bewegung und hüpft von einer Seite zur andern. Bei Stimmungsmachern wie „Flash mich" passt das ganz gut, bei dem ruhigeren „Selfie" eher weniger. Lediglich bei „Nur einer dieser Steine" wird Forster still. Er steht auf einem Podest inmitten der Swiss-Life-Hall und singt von dort. Bis auf einen Spot und Handygeflimmer ist der Raum dunkel.
Das Highlight der Show ist das Lied „Chöre", das auch Titeltrack des Spielfilms „Willkommen bei den Hartmanns" ist. Forster betont, dass er extra nach New York geflogen sei, um den Song mit einem der besten Gospel-Chöre der Welt, den Harlem Gospel Singers, einzusingen. Und weil Forster so jung und multimedial ist, ruft er den Chor während des Konzerts per Skype an. „Following Idee: We sing together", sagt Forster. Und alle freuen sich. Gemeinsam gesungen wird dann aber doch nicht.
Forster feuert noch eine Konfettikanone ab, die Bläser tanzen eine Choreo, und alle sind ganz geflasht. Nach fast zwei Stunden und drei Zugaben ist die Show vorbei.
Kira von der Brelie Original