Autorin: Kerstin Michaelis. Häufig sind Fehlhaltungen oder eine schwache Rückenmuskulatur Auslöser für Rückenschmerzen. Weniger bekannt ist dagegen eine Einengung des Wirbelkanals - die Spinalkanalstenose.Rückenschmerzen in Verbindung mit tief ins Bein ziehenden Schmerzen bereits nach wenigen Schritten, die kurzfristig nachlassen, wenn sich der Betroffene hinsetzt oder den Oberkörper weit nach vorn beugt - das sind typische Symptome für eine Spinalkanalstenose. Dabei handelt es sich um eine Verengung des Wirbelsäulenkanals im Rücken. Es kommt zu einer Bedrängung des darin liegenden Rückenmarks sowie der daraus austretenden Nervenwurzeln und Nervenfasern.
Häufig sind Fehlhaltungen oder eine schwache Rückenmuskulatur Auslöser für Rückenschmerzen. Weniger bekannt ist dagegen eine Einengung des Wirbelkanals - die Spinalkanalstenose.
Lendenwirbelsäule am häufigsten betroffenPrinzipiell kann eine Verengung in allen Abschnitten der Wirbelsäule auftreten. Am häufigsten ist jedoch die Lendenwirbelsäule betroffen. Hier kommt es insbesondere zwischen dem dritten und vierten oder dem vierten und fünften Lendenwirbelkörper im Laufe des Lebens zu Verschleißerscheinungen. Knöcherne Anbauten, sogenannte Osteophyten, am Wirbelkanal und den Wirbelgelenken, Bandscheibenvorwölbungen und altersbedingte Verdickungen von Bändern der Wirbelsäule können den Wirbelkanal und die darin verlaufenden Nerven dann einengen.
In seltenen Fällen kann auch eine angeborene Spinalkanalstenose vorliegen oder Tumoren die Symptome verursachen. Andere Erkrankungen wie zum Beispiel die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder ein eine Arthrose des Hüftgelenkes verursachen ähnliche Beschwerden.
Starke Schmerzen in den BeinenDie Symptome der Spinalkanalstenose sind vielfältig. Typischerweise sind die Beschwerden zunächst oft uncharakteristisch. Häufig leiden die Betroffenen unter zunehmenden Rückenschmerzen, die in die Beine ausstrahlen. Ein typisches Symptom ist das sogenannte Schaufensterphänomen. Bereits nach einer kurzen Gehstrecke treten ziehende Schmerzen in den Beinen auf. Eine Besserung der Schmerzen tritt erst im Sitzen ein oder sobald der Oberkörper nach vorne gebeugt wird. Aus diesem Grund ist Fahrradfahren bei dieser Erkrankung oft besser erträglich als Spazierengehen oder längeres Stehen. Die Gehstrecke kann im fortgeschrittenen Stadium nur wenige Meter betragen. Zudem kann es zu Gefühlsstörungen in den Beinen und in besonders schweren Fällen auch Störungen beim Wasserlassen beziehungsweise Stuhlgang kommen.
MRT sichert DiagnoseIm Rahmen der Diagnostik spielen neben der ausführlichen Befragung der Betroffenen bildgebende Verfahren eine wichtige Rolle. Die genaue Diagnose lässt sich nur mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) stellen. Die Untersuchung ermöglicht es, den Spinalkanal und die darin verlaufenden Strukturen wie das Rückenmark und Nervenwurzeln exakt abzubilden. Ein konventionelles Röntgenbild liefert dagegen lediglich Hinweise über knöcherne Veränderungen der Wirbelsäule und Fehlhaltungen.
Bei Patienten mit einem Herzschrittmacher kann eine MRT-Untersuchung nicht durchgeführt werden. Das starke Magnetfeld, das zur Untersuchung benötigt wird, stört dessen Funktion. Bei ihnen kann alternativ eine Computertomographie (CT) durchgeführt werden.
Wie wird behandelt?Die Therapie der Spinalkanalstenose richtet sich nach verschiedenen Faktoren. Dabei spielen insbesondere das Stadium der Erkrankung, das Alter und die Mobilität des Betroffenen sowie der individuelle Leidensdruck eine entscheidende Rolle. Bei der beginnenden Spinalkanalstenose steht meist ein konservativer Therapieansatz im Vordergrund. Dabei werden nicht die Ursachen, sondern lediglich die Symptome der Erkrankung behandelt. Er besteht aus medikamentöser Schmerztherapie, physikalischen Therapien wie Strom- oder Wärmeanwendungen sowie krankengymnastischen Übungen. Das Ziel dabei ist, die Rumpfmuskulatur zu kräftigen und zu mobilisieren.
Die Infiltrationstherapie stellt eine weitere Möglichkeit der Schmerztherapie dar. Dabei werden ein Schmerzmittel und Kortison direkt in den Wirbelkanal gespritzt, die den Druck direkt an der Wirbelsäule senken und den Schmerz blockieren sollen.
Da die Spinalkanalstenose mit der Zeit zunimmt, können konservative Therapieansätze nur eine vorübergehende Linderung verschaffen. In der Regel kann eine OP für einen Zeitraum von etwa ein bis sechs Monaten aufgeschoben werden.
Eine Operation ist unabhängig vom Lebensalter dann notwendig, wenn der Leidensdruck der Betroffenen hoch und die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigt ist. Treten Nervenausfälle mit Lähmungen oder Taubheitsgefühle auf, sollte sofort eine Operation erwogen werden, um die Nerven vor einem dauerhaften Schaden zu schützen
OP entlastet NervenwurzelnZiel der Operation ist die Entlastung des Rückenmarks und der Nervenwurzeln. Bei dem minimal-invasiven Verfahren beseitigt der Neurochirurg unter dem Mikroskop von einer Seite kommend die Nervenkompression beidseits, die Stabilität der Wirbelsäule wird dabei bewahrt. Der Krankenhausaufenthalt ist in der Regel nicht länger als zwei bis fünf Tage.
InterviewpartnerIm Studio: Prof. Dr. Luca Papavero Chefarzt Klinik für Spinale Chirurgie Schön Klinik Hamburg Eilbek Dehnhaide 120 22081 Hamburg Tel. (040) 20 92 10 35 Internet: www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/eil/faz/spinale-chirurgie Im Beitrag: Dr. Guido Pannier Facharzt für Neurochirurgie, spezielle Schmerztherapie Rothenbaumchaussee 38 20148 Hamburg Tel. (040) 44 50 65 80 Dr. Jens Lohmann Leiter des Rückeninstituts Schön Klinik Eilbek Zentrum für Spinale Chirurgie Dehnhaide 120 22081 Hamburg Tel. (040) 20 92 70 90