Umantis-Gründer Hermann Arnold baute ein Unternehmen mit 100 Mitarbeitern auf - und machte dann einen ehemaligen Praktikanten zum Chef. Wie es dazu kam und wie es nach diesem Schritt für ihn und für die Firma weiterging.
impulse: Herr Arnold, Sie haben Umantis gegründet, über zehn Jahre geführt und zu einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern aufgebaut - um 2013 dann als Chef von Haufe-Umantis zurückzutreten. Waren Sie amtsmüde?Hermann Arnold: Ich habe mich jedes Jahr gefragt, ob ich noch der Richtige für diese Rolle bin. Als ich dann jemanden in der Firma sah, dem ich zutraute, die Aufgaben besser zu erledigen, war es nur konsequent, zurückzutreten und ihn den Mitarbeitern zur Wahl zu stellen.
Ihr Nachfolger führt die Firma bis heute. Wieso fanden Sie, er sei geeigneter?Wir waren in eine andere Phase eingetreten. Ich bin eher der Typ Pionier, der durch den Dschungel läuft, den Weg freimacht und sagt: Da lang. Das war für die Anfangszeit gut. Später stellte sich seine Art zu führen als passender heraus, was ich bemerkte, als wir parallel zwei Projekte leiteten. Während ich darauf bedacht war, die ohnehin beanspruchten Mitarbeiter nicht weiter zu belasten, verteilte er großzügig Aufgaben.
Wie reagierten die Mitarbeiter?Sie fühlten sich von ihm besser mitgenommen und waren stolz auf das, was sie geleistet hatten.
Sie arbeiteten dann unter Ihrem Nachfolger, der einst als Praktikant in die Firma gekommen war. Keine leichte Zeit, oder?Die ersten drei Monate war ich weg, damit er sich ohne meinen Einfluss einrichten konnte. Natürlich fühlte es sich dann komisch an, für ihn zu arbeiten. Auch weil er teils einen anderen Ton hatte als ich früher ihm gegenüber. Und ich musste es aushalten, mich nicht einzumischen. Selbst wenn er Dinge tat, von denen ich dachte: Das wird schiefgehen.
Ging es denn schief?Häufig nicht. Er machte vieles anders - oft mit besseren Ergebnissen. Ich konnte ihn beobachten und dabei meine eigenen Vorstellungen von Führung hinterfragen. Dabei habe ich unglaublich viel gelernt. Zudem macht die Erfahrung demütig, dass all die Aufmerksamkeit, die man als Firmenchef täglich bekommt, nicht an der eigenen Person, sondern an der Rolle hängt. Sie bewahrt einen vor dem Superman-Wahn, den viele Chefs haben. Und auch mein Nachfolger hat viel aus dieser Erfahrung gelernt.
Inwiefern?Ich war ja sein ehemaliger Chef und deshalb in der Position, ihm viel leichter als andere Mitarbeiter Feedback geben zu können, wenn er mich darum bat. Das hat auch ihn zu einer besseren Führungskraft gemacht.
Ihrem Rücktritt sind weitere gefolgt. Haben Sie eine Führungskrise ausgelöst?Im Gegenteil. Nur eine Führungskraft hat danach das Unternehmen verlassen. Wir sollten uns von der Idee verabschieden, dass Karrieren immer nur steil und nach oben verlaufen müssen.
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