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"Verspielt nicht unsere Rente": Jugend-Check für die Generation Y

Kinderschutz und Kita-Ausbau stehen oben auf der politischen Agenda. Weniger im Blick – und häufig mit Vorurteilen belegt – sind Jugendliche. Ihre Bedürfnisse und Lebensentwürfe weichen von denen der vorigen Generationen ab. Die Jugendstrategie des Bundesjugendministeriums will die Gesellschaft gerechter gestalten für die aktuell Zwölf- bis 27-Jährigen. Das fängt bei den Gesetzesvorhaben an. Der Speyerer Rechtswissenschaftler Professor Dr. Jan Ziekow wird Bundespolitiker zukünftig dafür sensibilisieren – im neu eingeführten Kompetenzzentrum „Jugend-Check“.

Was bedeutet der Mindestlohn für zukünftige Auszubildende? Wie beeinflusst die Ehe für alle das Leben der jungen Generation? Darauf Antworten vorzulegen, damit beschäftigt sich Professor Dr. Jan Ziekow und sein Team in den nächsten zwei Jahren im neu eingerichteten Kompetenzzentrum „Jugend-Check“.Der Leiter des Speyerer Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung (FÖV) hat dafür „überraschend schnell“ den Auftrag von der neuen Chefin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Katarina Barley erhalten. Denn eigentlich ist der Jugend-Check einer der Punkte der Jugendstrategie, die im Koalitionsvertrag schon seit 2015 enthalten ist, aber nicht umgesetzt wurde.

Ziekow schätzt seit 20 Jahren ein, welche Folgen Gesetze für Menschen haben, für die Demografie oder die Haushaltslage. Mit dem Jugend-Check kommt auf Politiker bei Gesetzesentwürfen mehr Arbeit zu: Sie sollen die Kriterien der Jugendgerechtigkeit berücksichtigen. „Es ist ein weiterer und komplexer Gesichtspunkt. Wir können außerhalb des Jugendministeriums keine Begeisterungsstürme von Ministerien erwarten“, sagt Ziekow zynisch. Für ihn ist das ein persönliches, längst überfälliges Anliegen. „Es geht beim Jugend-Check um die konkrete materielle Betroffenheit der Menschen zwischen Anfang der 10er Jahre bis Mitte der 20er Jahre. Wir betrachten die Jugendzeit als eigenständige Lebensphase“, sagt der Lehrbeauftragte der Verwaltungsuniversität Speyer.

"Verspielt nicht unsere Rente“: Eine Minderheit kommt zu Wort

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend tritt in der Jugendstrategie „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“ ein, für die Bedürfnisse der Bevölkerungsgruppe zwischen zwölf und 27 Jahren. Die Jugend, eine Minderheit mit 17 Prozent Anteil an der Bevölkerung und nur einem Sechstel der Wahlbevölkerung, steht in der älter werdenden Gesellschaft häufig hinten an. Sie ist mehr als der Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein. In der Lebensphase bilden und qualifizieren sie sich für den Beruf und die Gesellschaft, übernehmen für sich selbst Verantwortung und finden ihre Position zwischen individueller Freiheit und sozialer Zugehörigkeit. Die Jugend-Generation heute ist digitalisiert, globalisiert und heterogen in den Lebensentwürfen. Was sie fordert:
• wirksame Mitbestimmung (und Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre) kommunal bis Bundesebene
• eigene Räume und freie Zeiten
• soziale Teilhabe und Gleichberechtigung
• Berücksichtigung der heutigen Interessen statt sie schon zu Zukunftsträgern zu machen
• Jugendpolitik als Querschnittspolitik über alle Ressorts

Webseiten www.jugendgerecht.de und www.foev-speyer.de