Saskia Vester spielt Theater, hat einen Roman geschrieben und dreht Dramen, Krimis und Komödien. Ihr neuer Film "Schluss! Aus! Amen!" ist eine tiefschwarze Komödie aus einem idyllischen Dorf in Bayern.
Die Welt: Frau Vester, was erwartet uns in Ihrem neuen Film "Schluss! Aus! Amen!"
Saskia Vester: Die Zuschauer erwartet eine skurrile und unterhaltsame Komödie. Als ich das Drehbuch gelesen habe, habe ich Seite um Seite verschlungen, weil ich wissen wollte, wie es mit diesen Menschen weitergeht. Es ist eine komische, aber auch eine spannende Geschichte.
Die Welt: Und worum geht es genau?
Vester: Die Familie will ihre Oma in die Gefriertruhe packen, weil sie feststellen, dass sie die Rente und das Geld vom Staat doch ganz gut für ihren Bauernhof gebrauchen können. Also spielen wir, dass die Großmutter noch lebt. Doch dann kommt eins zum anderen, die Pflegestufe der alten Frau soll überprüft werden, und eine Leihoma muss her.
Die Welt: Das klingt wirklich nach einem skurrilen Film. Wie waren die Dreharbeiten?
Vester: Es war einfach nur lustig. Eine Szene hätte ich fast nicht spielen können, weil ich mich fast weggeworfen habe vor Lachen. Heinz-Josef Braun (spielt den Ehemann, Anm. d. R.) und ich haben unheimlich gut gematched. Ich vergleiche das immer mit einem Tanzpartner: Entweder es passt nicht und der andere steigt dir andauernd auf die Füße, oder man kann wunderbar zusammen tanzen. Und wir konnten tanzen, mit uns war es einfach nur saukomisch!
Die Welt: Wären Sie denn auch zu so etwas fähig, die eigene Schwiegermutter in der Tiefkühltruhe zwischenzulagern?
Vester: (lacht) Nein, um Gottes willen. Davon abgesehen, dass das natürlich Betrug und eine Straftat ist, wäre das mit meinem Mann gar nicht denkbar. Er kann nicht einmal falsch parken, ohne in Schweiß auszubrechen. Für so eine Aktion wäre er wirklich der falsche Partner.
Die Welt: Sie spielen ja öfter in tiefschwarzen bayerischen Komödien. Liegt Ihnen das besonders gut?
Vester: Das weiß ich nicht. Ich spiele einfach unheimlich gerne im Dialekt. Die Sprache macht mir Spaß. Bayerisch hat einen guten Rhythmus, einen guten Groove.
Die Welt: Und dabei sind Sie ja gar keine "echte" Bayerin.
Vester: Ja, ich habe das lange verheimlicht, dass ich in Saarbrücken geboren wurde. Aber ich bin mit meiner Familie nach München gezogen, da war ich fünf Jahre alt. Ich bin hier aufgewachsen, ich bin hier zur Schule gegangen, München ist meine Heimat. Schluss. Aus. Punkt.
Die Welt: Sie werden ja oft als Allrounderin der deutschen Schauspielszene bezeichnet, drehen Krimis, Dramen, aber auch Komödien. Was macht Ihnen denn am meisten Spaß?
Vester: Gute Rollen. Ganz einfach gut geschriebene Drehbücher, ohne diese fürchterlich gestelzten Dialoge. Dann kommt es mir auch nicht auf das Genre an, es muss mir einfach Spaß machen.
Die Welt: Manchmal machen die Dreharbeiten aber auch nicht so viel Spaß. Stichwort: Angst.
Vester: Ja, ich habe so ziemlich vor allem Angst. Unter anderem vor Pferden und Höhe. Für einen Film musste ich einmal eine Szene drehen, in der ich auf einem Pferd auf einen Abgrund zureite. Ich habe gezittert und fast geheult, aber man konnte mich in dieser Szene nicht doubeln, und ich musste da durch. Also habe ich meinen Arsch zusammengekniffen, und in dem Moment, in dem es hieß: "Ton ab, Kamera läuft!", habe ich die Szene gespielt, als wäre nichts gewesen. Das ist ein Phänomen! Ich glaube, das liegt einfach an der starken Konzentration.
Die Welt: Vor was haben Sie noch Angst?
Vester: Natürlich davor, dass jemandem, der mir nahesteht, etwas passiert. Und ich habe die typische Schauspiel-Hypochondrie: Wenn die Knie zwicken, denke ich bereits, ich habe im Endstadium Krebs.
Die Welt: Neben Ihren Filmprojekten stehen Sie gerade auch in München mit dem Theaterstück "Eine ganz heiße Nummer" auf der Bühne. Was gefällt Ihnen besser: Theater oder Film?
Vester: Die beiden Dinge sind so komplett verschieden, da kann man sich nicht festlegen. Das ist wie Marathon und Kurzsprint - man bereitet sich anders vor. Ich bin ja ein ungeduldiger Mensch, deshalb liegt mir vom Wesen her der Kurzsprint, der Film, wahrscheinlich eher. Aber Theater zu spielen bereitet mir unendlich viel Freude. Man bekommt eine direkte Antwort vom Publikum, kann Neues ausprobieren und sieht sofort, was funktioniert und was nicht.
Die Welt: Ab Oktober gehen Sie mit dem Ensemble der Komödie im Bayerischen Hof ja auch auf Tour.
Vester: Genau, deutschlandweit spielen wir dann "Eine ganz heiße Nummer" - natürlich auf Bayerisch. Da bin ich schon gespannt, wie die Nordlichter auf das Stück reagieren. Für die ist das ja noch einmal ein ganz anderer Witz, denn für die ist der bayerische Dialekt an sich ja schon witzig.
Die Welt: Dreharbeiten, Theaterproben und dann noch eine Tour. Bleibt da überhaupt noch Zeit für die Familie?
Vester: Na ja, die Kinder sind bereits aus dem Haus. Daheim warten also nur noch die Katze, der Garten und mein Mann. Und mit dem kommuniziere ich gerade nur noch schriftlich mit Zetteln. Wenn ich morgens aufstehe, ist er schon weg, abends ist es andersherum. Aber wir kennen das, das ist in Ordnung so.