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Pestizide in Indien: Europäische Chemiekonzerne exportieren giftige Mittel

Von Rohini Mohan, Katharina Wecker und Samyukta Lakshmi (Fotos)


Am Tag vor dem Erntefest denkt die 14-jährige Sabita Krishnan schon beim Aufwachen an Blumen. Sie stupst ihren Vater Krishnan Isaac an, der neben ihr auf dem Boden in ihrem Zweizimmerhaus schläft, und geht dann in die Küche zu ihrer Mutter, die bereits wach ist.

Sie trinken schnell eine Tasse Tee und machen sich an die Arbeit. Je früher die Familie auf ihren Blumenfeldern die Jasminknospen pflückt, desto früher kann der Vater sie auf dem Markt im nächsten Ort verkaufen. Kurz vor dem Erntefest sind die Blumen am meisten wert.


Dutzende Familien sind an diesem Morgen bereits auf den Feldern in Thalavedu, einem Dorf im südindischen Staat Tamil Nadu. Sie laufen vornübergebeugt, ihre Augen und Finger scannen die Sträucher nach Knospen, die kurz vor dem Blühen sind. Sabita winkt ihren Freunden und Klassenkameradinnen zu, die ebenfalls Blumen pflücken.


Der Staat Tamil Nadu ist der größte Blumenproduzent Indiens.Die Jasminblüten, die Sabita und ihre Familie anbauen, werden für Girlanden und Dekorationen für Feste und Andachtsstätten verwendet. Und viele Frauen tragen Jasmin in ihren geflochtenen Haaren, wenn sie sich schick machen.


Wie jedes Kind in ihrem Dorf arbeitet Sabita, seit sie sechs oder sieben Jahre alt ist, auf den Feldern ihrer Familie. In Indien dürfen unter 14-Jährige vor und nach der Schule legal ihren Eltern bei der Arbeit helfen, wenn sie zu Hause stattfindet. Fast 70 Prozent der weltweiten Kinderarbeit ist unbezahlte Familienarbeit. Sabita pflückt morgens vor dem Unterricht für ein paar Stunden Blumen. Sie macht es gern, sagt sie. Außer an den Tagen, wenn Pestizide versprüht werden.


"Meine Augen brennen von den Dämpfen, mir ist schwindelig und schlecht, und ich bin sehr müde. Meine Finger brennen sogar noch, nachdem ich sie gewaschen habe", sagt Sabita. An einigen Tagen fühle sie sich so krank, dass sie nicht zur Schule gehen könne. Ihre Nachbarn, der 13-jährige Bharat Ravi und der elfjährige Narendran Gangadharan, erzählen, dass sie manchmal am ganzen Körper Ausschlag kriegen würden, nachdem sie auf den frisch gespritzten Feldern gearbeitet hätten.


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