Lieblingsnürni Andrea Kuhn
„Genug Filme? Gibt es nicht“, sagt Andrea Kuhn, und man darf froh sein, dass man sie überhaupt am Telefon hat. Eine Woche Filmfestival Prag, dann Berlin, dann wieder nach Hause – als Organisatorin und Leiterin des renommierten „Nuremberg International Human Rights Film Festival“ ist die 52-Jährige nicht nur alle zwei Jahre hochbeschäftigt, sondern auch zwischen den Festivaltagen im Einsatz in ganz Europa, um Filme zu scouten, zu netzwerken und Pläne zu schmieden. Bereits zum Studium jobbte die gebürtige Erlangerin in der Szene, leitete ehrenamtlich die StummFilmMusikTage und beschloss 2007, sich „ganz auf die Kultur zu konzentrieren“ – zu Ungunsten der Promotion zwar, doch dafür sehr zugunsten der Nürnberger Filmlandschaft. „Alle meine Entscheidungen waren richtig“, sagt Andrea Kuhn, die seit ebenda die Leitung des „nihrff“ innehat, als Dozentin für Film z. B. beim Studium Generale des BZs arbeitet oder die Expertise ihres Teams zur Organisation des „NSU Tribunal Nürnberg 2022“ zur Verfügung stellt. Gibt’s da noch Platz für andere Leidenschaften? „Fußball“, sagt Andrea Kuhn, die von den Gay Games 2010 als Weltmeisterin zurückkam und sich heute auf leidenschaftliches Fansein der Club-Frauen beschränkt. Und was kann Erlangen besser als Nürnberg? „Entspannung“. Genehmigt.
1. Typisch fränkisch: hier zeigt sich die Stadt von ihrer Nürnbergerischsten Seite: in Johannis im Werksverkauf von Fraunholz Lebkuchen. Große Backkunst, echt Nürnberger Erzeugnis und dann so ein hutzeliger Verkaufsraum, der sich nicht um Trends schert
2. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes: Ich schaue mir in der Kunsthalle die aktuelle Ausstellung an, shoppe in Gostenhof in der Fachmarie und fahre anschließend zum Dutzendteich raus.
3. Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft: Hoffentlich bald im komplett eröffneten Künstlerhaus, das einen Mix aus kommunalem Kulturbetrieb (u.a. mit dem Filmhaus und der Alternativen Kulturszene wie dem Musikverein, Orchid, etc.), freien Gruppen, Werkstätten, Gastro, etc. bietet - und das im Herzen der Stadt. Hier ist immer das Potenzial für eine Utopie des gleichberechtigten und solidarischen Gemeinsamen, wo man sich gegenseitig bereichern kann und auch mal Raum für Scheitern ist.
4. Diese Nürnberger „Ecke“ hat es mir angetan: das Max-Morlock-Stadion, wenn die Club-Frauen ihre Bundesligaspiele dort austragen
5. Nürnberg ist für mich Spielwaren, Lebkuchen, Bratwurst, Dürer und … ein interessantes Ringen um Erinnerungskultur
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