Lieblingsnürni: Simon Strauß
Über viele Jahre lang war Nürnberg nur irgendeine Stadt, in der Simon Strauß erst Ausbildungs- und später Arbeitsstelle fand. Heute kann der 42-Jährige sich ein Leben anderswo kaum vorstellen: Pendeln ist vorbei, die Heimat Markt Nordheim ein Ort, an dem die Familie lebt und den man gelegentlich besucht. Dafür hat der im öffentlichen Dienst beschäftigte Fachinformatiker selbst dafür kaum mehr Zeit. Denn neben der Vollbeschäftigung zum Lohnerwerb ist der passionierte Island-Fan ein bunter Strauß an freiwilligen, ehrenamtlichen und hobbymäßigen Engagements, die teils nur dem persönlichen Vergnügen dienen, teils die hiesige Kulturlandschaft prägen. Als Teil des dienstältesten FCN-Podcasts „Total beglubbt“ bespricht er regelmäßig alles rund um den Ruhmreichen, beim Musikblog „How deep is your Love“ Konzerte quer durch die Musiklandschaft. Als Kurator des Nürnberg.Pop-Begleitprogramms „Conferences“ organisiert Simon Strauß seit 2018 Podiumsdiskussionen zu popkulturellen Inhalten mit teils namhaften Gästen (Linus Volkmann, Claudia Roth, Tocotronic u.a.), engagiert sich als Mitgründer des „Klaragasse e. V.“ für die Belange Nürnbergs schönster Feiermeile (z. B. Verkehrsberuhigung oder Grüne Klara) und hat es als Kneipenquizzer schon zum Rekordsieger und Fränkischen Meister geschafft. Ob Simon Strauß sich in Nürnberg mittlerweile auskennt? „Sag mir einen Stadtteil und ich nenn dir einen Biergarten.“
1.
Typisch fränkisch: hier zeigt sich die Stadt von
ihrer Nürnbergerischsten Seite:
In den öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier steht oder sitzt der Ur-Nürnberger
fränkisch mürrisch rum, regt sich innerlich über die Jugendlichen auf, die
Musik ohne Kopfhörer hören. Aber nur solange, bis ein/e Bekannte/r einsteigt.
Dann bricht die harte, grummelige Schale auf und die menschenfreundliche,
offene Seite zeigt sich dann doch. Nur um nach der Verabschiedung wieder sein Resting-bitch-face
aufzusetzen und den Alltagstrott über sich ergehen zu lassen.
Auf einem knappen zweiten Platz liegen die zahlreichen Biergärten. Hier trifft
sich Alt und Jung und bei Platzmangel sitzt man auch mal zusammen am Tisch.
Nach einer zwei Seidla langen Zeit des Anschweigens findet man außer „Prost“
und „Guten Appetit“ doch noch das ein oder andere Gesprächsthema und sitzt in
fränkischer Bierseligkeit noch zwei Seidla zusammen, nur um sich danach nie
wieder zu sehen, aber sich über das gute Gespräch zu freuen.
2.
Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort
in Nürnberg finde ich hier:
Ruhe finde ich hauptsächlich auf meinem heimischen Sofa oder bei schönem Wetter
auf dem Balkon. Da ich aber unweit des Luitpoldhains und des Volksparks
Dutzendteich wohne, schnappe ich mir auch gerne meine Kamera, packe gute Musik
auf die Ohren und spaziere durch die Natur und fotografiere Tiere, Pflanzen und
Menschen oder sitze einfach nur auf einer Bank und sauge die Umgebung in mich
auf.
3.
Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt
sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes:
Ich gehe endlich mal ins Germanische Nationalmuseum, denn obwohl ich jetzt seit
14 Jahren in der Stadt wohne, habe ich diesen Besuch noch nie geschafft. Danach
geht’s hoch zur Burg, den Hufabdruck des stolzen Rosses von Eppelein von
Gailingen suchen, den Blick über die Altstadt schweifen lassen und eine Runde
im Burggarten entspannen. Nach dem Abstieg von der Burg geht’s zu einem
Zwischenstopp ans Tiergärtnertor, wo nach kurzer Stärkung der Spaziergang durch
die Gassen der Altstadt beginnt. Damit sollte der Tag dann auch gut gefüllt
sein.
4.
Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem
Ort hat die Stadt für mich Zukunft:
In der Südstadt. Dieser vernachlässigte Fleck Stadt, der von vielen als
Glasscherbenviertel gesehen wird, wehrt sich standhaft dagegen, abgeschrieben
zu werden. Die im Vergleich günstigen Mieten locken mittlerweile junge Menschen
an. Das Südstadtfest ist seit Jahren eine der schönsten Veranstaltungen der
Stadt und immer wieder machen neue, innovative Läden zwischen den
Alteingesessenen auf. Zwischen urigen Pilskneipen und Shishabars pulsiert hier
ein buntes Miteinander, das in der Zukunft noch bunter werden wird und
weiterhin nicht aufgeben wird.
5.
Feiern kann ich in Nürnberg besonders gut hier:
In der Klaragasse. Als ich nach Nürnberg zog, waren hier die ersten Bars,
Kneipen und Clubs, die ich besuchte und seitdem komme ich davon nicht los. Aus
Wirten und Clubbesitzern wurden mittlerweile gute Freunde, mit denen man sich
auch in der Freizeit trifft oder zusammen in Urlaub fährt. Seit zwei Jahren
gibt es auch den Verein Klaragasse & Freunde e.V., bei dem ich
Gründungsmitglied und Beisitzer bin. Mir gefällt hier besonders die familiäre
Atmosphäre, es wirkt ein bisschen wie ein kleines Dorf inmitten der Großstadt.
6.
Diese Nürnberger „Ecke“ hat es mir angetan:
siehe 5. 😉
7.
Nürnberg ist für mich Spielwaren, Lebkuchen,
Bratwurst, Dürer und …
Der Depp, ääh, der Club. Vereinsmitglied, Dauerkartenbesitzer und Teil des
dienstältesten Podcasts zum Thema 1. FC Nürnberg, „total beglubbt“. Durch meine
Tätigkeiten beim Nürnberg Pop Festival kam ich in den letzten Jahren auch immer
mehr mit den Verantwortlichen des Clubs in Kontakt, die mit ähnlich viel
Herzblut an diesem Herzens- oder Schmerzensverein hängen, wie ich. Und wenn wir
am einen Wochenende achtkantig verlieren, steh ich doch am nächsten Wochenende
bei Schneeregen gegen Vereine wie Aue, Elversberg oder Braunschweig im Stadion
und habe die Hoffnung, dass es doch alles gut wird und ich die zehnte
Meisterschaft noch erleben werde.