Lieblingsnürni: Brigitte Kaltwasser
Vor bald vierzig Jahren begann eine junge Journalistin in Nürnberg damit, kleine Pressetexte zu schreiben, um das Leben für sich und ihr ungeborenes Kind zu finanzieren. Das Kind kam auf die Welt, und so wie es wuchs, gedieh und die kleine Familie zu einer großen, bunten Sippe heranwuchs, entwickelte sich auch ein aus Not und Verlegenheit gegründetes Unternehmen: Heute leitet Brigitte Kaltwasser 50 Mitarbeitende an drei Standorten und beschäftigt sich bei „Kaltwasser Kommunikation“ nicht nur mit „allen kommunikativen Herausforderungen“, sondern vor allem als Privatperson mit den Themen der Gesellschaft. „Die Welt verändert sich – wie kann ein Zusammenleben darin künftig funktionieren?“ fragt sich die 60-Jährige, die „Herkunftsmünchnerin, Teilzeitberlinerin und Wahlfränkin ist“, die ihr Herz an Simbabwe verloren hat und sich dort seit vielen Jahren privat in sozialen Projekten engagiert. Doch auch in Nürnberg ist Brigitte Kaltwasser rührig und sinnt vom Haus auf der Stadtmauer über Nachhaltigkeit, Energieautarkie und Lösungen für künftige Generationen nach. Grenzen der sprudelnden Ideen? „Setzen mir meistens die unüberwindbaren Hürden der Bürokratie“, mit denen sich Kommunen wie Nürnberg „oft selbst im Weg stehen.“ So „borniert und hemmend“ sich die Noris oft präsentiere, so ganz und gar „fränkisch statt europäisch“, so liebt Brigitte Kaltwasser Schönheit, Gemütlichkeit und Tradition ihrer Wahlheimat.
1. Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in Nürnberg finde ich hier:
Wenn ich traurig bin oder Trost brauche, dann gehe ich in die kleine Klarakirche. Da kann ich wunderbar weinen, weil ich dort mitten im Stadttrubel normalerweise alleine bin. Zu kleinen Zetteln eingerollt werde ich in der Klagemauer hier meine Sorgen los. Die fröhliche Auszeit nehme ich mir immer in der schönsten grünen Oase der Stadt: im Bayern07 Bad am Pulversee, direkt neben dem „Söder-Strand“. Vor allem morgens hinzuradeln, ins Wasser zu springen oder auch mit den SUP auf der Pegnitz zu paddeln ist einfach traumschön.
2. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes:
Eindeutig die Tour rauf auf den Burgberg, am Fembohaus vorbei, einen kleinen „Wanderer-Stop“ als Wasserloch einlegen, Ritter Eppelein-Spuren an der Burgmauer suchen, durch die Burggärten wieder runter zur Pegnitz, ein „Weg-Eis“ in der Weißgerbergasse und dann quer durch die Innenstadt im schönsten Biergarten der Welt, dem Kopernikus Biergarten, am Krakauer Turm einkehren.
3. Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft:
Da begeistern mich die vielen alten und neuen Universitäten, die aktuell wirklich unwahrscheinlich gut ausgebaut werden und tolle Studienfächer anbieten. Insbesondere die FAU, die Ohm, die neue TU bringen viele junge Menschen in die Stadt. Einige werden auch hängenbleiben, was Nürnberg perspektivisch einfach guttut. Mir gefällt aber auch die Migrations-Bewegung der Stadt. Auch wir haben im März 2022 spontan zwei ukrainische Familien bei uns aufgenommen. Das ist und war eine Herausforderung, aber hat mir auch gezeigt, wie weltoffen und herzlich unsere Stadt ist.
4. Feiern kann ich in Nürnberg besonders gut hier:
Ich selbst bin größter Fan des Bardentreffens, liebe aber auch die vielen anderen Festivals und Openair-Konzerte sowie die Kleinkunstbühnen. Wir haben in Nürnberg eine vielfältige Kulturszene von Clubs, Bars und Kneipen bis hin zur Hochkultur. Da ich kein Kind von Traurigkeit bin, nutze ich dies ausgiebig, sofern ich in der Stadt bin. Meist endet dann mein Abend in meiner Lieblingsbar Europa, bis Karel seinen Laden zusperren möchte.
5. Diese Nürnberger „Ecke“ hat es mir angetan:
Ich bin ein bekennendes Stadtkind. Als gebürtiges Schwabinger Kindl kenne ich demnach auch in Nürnberg so gut wie jede Ecke in der Innenstadt – seien es die südliche oder nördliche Fressgasse (Lorenz- oder Laufergasse), die Shopping- und Feiermeilen in der Klaragasse oder der Fußgängerzone. Für mich ist der Stadtkern Nürnbergs die lebendige Begegnungsstätte aller Menschen, egal ob jung oder alt, einheimisch oder Gast und somit das schlagende Herz unserer Stadt. Das schöne: Es schlägt ein bisschen langsamer als in anderen Großstädten, was die Lebensqualität so überaus angenehm macht.
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