Lieblingsnürni: Artur Engler
Fragt man Artur Engler, ob er nie damit geliebäugelt habe, Nürnberg gen Hamburg, Berlin oder sonst eine Trendstadt zu verlassen, erhält man die gleiche, prompte Antwort wie auf die Frage, ob der 62-Jährige sich vorstellen können, den Lebensabend in der Beschaulichkeit der Weißenburger Heimat verbringen zu können: „Nein! Völlig ausgeschlossen!“ Weil Nürnberg eine „Klassestadt“ ist, die alles hat, was das Leben lohnt – nicht zuletzt die perfekte Größe, um beinah jedweden Weg mit dem Fahrrad zu erledigen. Dabei hat Artur Engler eine sehr lange Zeit seines Lebens die Straßen der Stadt mit dem Auto durchkämmt: Als Taxifahrer war der gebürtige Weißenburger, der mit 18 in die Noris kam, um „einem Schicksal als Alkoholiker oder Fabrikarbeiter zu entgehen“ und hier den Zivildienst zu erledigen, 15 Jahre im Einsatz. „Eine heiße Zeit“ sagt er, die ihm „großen Spaß und jede Menge interessante Menschen eingebracht“ habe. Mit Anfang 30 folgen Vernunft und eine Umbruchphase: Engler beginnt eine Ausbildung zum Mediengestalter im damals etablierten Stadt- und Kulturmagazin „Plärrer“ und webt erste Fäden hinein ins fortan wachsende Netzwerk der hiesigen Szene, die sich in der damaligen Kneipeninstanz „Magie des Mondes“ trifft. Hier brütet Artur Engler aus, was heute selbst eine Institution der Stadtkultur ist: Seit 2002 erscheint alljährlich zu Weihnachten mit der „Straßenkreuzer CD“ ein Abbild der regionalen Musikszene, das Artur Engler mal im Duett, mittlerweile als ehrenamtliche Onemanshow sorgfältig kuratiert und mit dem schönsten Mischmasch Nürnberger Stile versieht und dafür übers Jahr hinweg die musikalischen Neuerungen und Entwicklungen eng begleitet. Und wenn’s mal ruhig zugehen soll, was wird dann empfohlen? „Den großartigen Kunstprojekt-Wanderweg Bethang – eine Freude und Überraschung!“ Bis nach Weißenburg reicht der allerdings nicht. Das macht aber nichts: Wandern kann man da auch so.
1. Typisch fränkisch: hier zeigt sich die Stadt von ihrer Nürnbergerischsten Seite:
Bassd scho. Diesen überbordenden Gefühlsausbruch oder Grenzen klärende Aussage erleben wir täglich mehr als einmal. Soll heißen: Verwenden wir nicht zu viel Emotion und Engagement auf das eine oder andere Thema. Das stimmt beruhigend in einer nicht zuletzt durch Medien aufgepeitschten Welt. Wenn dann zum Abschied nicht ein aufgeregtes Ciao-Ciao, sondern ein fränkisches „Ade“ erklingt, dann ist es in Nürnberg schön.
2. Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in Nürnberg finde ich hier:
Im Zuge des Abwandern der Bethang-Wanderroute habe ich einen 7 km langen Weg kennengelernt, den Wolfram-Unger-Weg. Er beginnt und endet an der Tram-Endhaltestelle Erlenstegen, ist also öffentlich oder mit dem Fahrrad gut zu erreichen. Ein Weg, der teilweise durch Mischwald geht, und ¬obwohl er im Stadtgebiet eingebunden ist doch den Eindruck vermittelt, von ihr entfernt zu sein. Ein Auslauf für das Wochenende oder den Feierabend. Eine wunderbare Art, seinen Gedanken nachzuhängen und Ordnung zu schaffen.
3. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes:
Über den bei gutem Wetter stark belebten Tiergärtnerplatz gehen und in den Rosen- oder Bürgermeistergarten setzen, den Touristen und „Schusserboum- und madli“ – den Freizeit-Boule-Spielern – zusehen. Den Blick zum Fernsehturm und darüber hinaus genießen. In der Mächtigkeit des Burggemäuers wissen: „Des iss Nürnberch, da bin ich net Tourist. Da bin iich derham.“ Und dann gemütlich auf einem Bänkchen sitzend ein echtes fränkisches Bier trinken.
4. Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft:
Die Stadt Nürnberg hat sich für die Landesgartenschau 2030 beworben und wird die „Urbane Gartenschau“ auch ausrichten. Die Grundfläche des fünf Kilometer langen Stadtgrabens rund um die Altstadt beträgt etwa 13,5 Hektar und soll ein Parkband werden. Das finde ich schön und stimmt mich hoffnungsfroh. Wir können nicht genug Grün in unserem näheren Lebensumfeld haben. Wenn dann noch gänzlich auf den Autoverkehr innerhalb der Stadtmauern verzichtet werden könnte, wäre das ein echter Gewinn.
5. Feiern kann ich in Nürnberg besonders gut hier:
Es gibt nix zu feiern. Momentan jedenfalls … wenn ich mich so umsehe und -höre. Was nicht dagegen spricht, sich mit guten Freunden und Bekannten bei einem guten Essen zum Feierabend zu treffen, Toleranz und Verständnis üben und pflegen. Und Geduld. So kann vielleicht aus einem Feierabend eine Feier werden. Die „Location“ ist in dem Fall zweitrangig. Darf halt nicht zu laut sein …
6. Diese Nürnberger „Ecke“ hat es mir angetan:
7. Nürnberg ist für mich Spielwaren, Lebkuchen, Bratwurst, Dürer und …
regionale Musikszene, KOMM, MUZclub, Radio Z, Gostenhof, Z-Bau, Straßenkreuzer, Fürth, Hersbrucker Schweiz … Heimat.
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