Lieblingsnürni Simona Leyzerovich
Feminismus, Rassismus, Migration – die Themen, mit denen Simona Leyzerovich sich künstlerisch auseinandersetzt, zeugen von ihrem großen Interesse an gesellschaftspolitischen Fragestellungen, vor allem aber auch von der eigenen Geschichte von Flucht und Ankunft, die die heute 32-Jährige als junges Mädchen erfahren hat. Geboren in St. Petersburg, emigriert Simona Leyzerovich mit ihrer Familie 2002 nach Deutschland. Bei ihrer Ankunft in Nürnberg beherrscht die Zehnjährige „drei Sätze Deutsch“ – und ein Jahr später die fremde Sprache so gut, dass sie fortan das Gymnasium besuchen kann, wo sie die Auswirkungen unterschiedlicher Sozialisationen erfährt („alle außer mir kannten die Sendung mit der Maus“). Was nehmen wir mit, was lassen wir zurück? Welche Werte, Wünsche, Glaubenssätze tragen wir mit uns herum, was ist vielleicht nur Ballast waren dann auch die Inhalte ihrer Installation zur 2023 veranstalteten Ausstellung „Horizonte“ am Germanischen Nationalmuseum, zu der sie als eine von sechs Kunstschaffenden eingeladen wird. Bis dahin ist viel passiert: Nach dem Designstudium an der TH Nürnberg und ersten Ausflügen in die Kunstwelt gründet Simona Leyzerovich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit das vielbeachtete Kunstprojekt „Wohnzimmer zur Mitte“, übernimmt die gastronomische Leitung des Filmhauscafés im Künstler*innenhaus, ist Mitbegründerin der politbande und wird 2022 für das offene Kunstprojekt „Shift Walls“ engagiert. Eine Öffnung der Kunstwelt für ein diverses, unelitäres Publikum, findet Simona Leyzerovich, die seit zwei Jahren den Masterstudiengang Kunstvermittlung an der FAU besucht, wäre ein großer Gewinn für die Gesellschaft. Die Kunst selbst wiederum sei wichtiger Motor, um die großen gesellschaftlichen Fragen anzugehen.
1. Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in
Nürnberg finde ich hier:
– Sehr entspannend: Ein Buch lesen oder so tun, als würde ich ein Buch lesen –
mache ich beides gerne in einem Café, hauptsache immer ein anderes. Hier eine
kleine Auswahl: Bistro West im Nachbarschaftshaus Gostenhof, Filmhauscafé im
Künstler * innenhaus, Kaffino nähe Weisser Turm, Yellow Tile in der Südstadt,
Balazzo Brozzi in der Rosenau, Café Arte im Germanischen Nationalmuseum, Café
in der 12 im Handwerker * innenhof, Machhörndl, Orko oder Kaffeezeit, Güri's
Café oder Kater Murr… es gibt so viele Gute! Das passende Buch finde ich
übrigens immer in der Buchhandlung Jakob.
2. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg
folgendes:
– Als Touristin gilt für mich immer erstmal: Streetfood &
Contemporary Art... Also ab ins Neue Museum + Museumsshop stöbern und dann 3 im
Weckla (Im Bratwursthäusle, zum Mitnehmen)
3. Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich
Zukunft:
– Kein einzelner Ort, sondern ein Vorhaben und viele Orte! Der
Raumkompass Nürnberg hat für mich Zukunft. In diesem Projekt geht es um
kulturelle Nutzung von leerstehenden Räumen. Der Raumbedarf (nicht nur bei den
Kulturschaffenden) wird immer höher, es braucht neue Wege, um Lösungen für alle
zu finden.
4. Feiern kann ich in Nürnberg besonders gut hier:
– Früher Zentralcafé, jetzt Kantine und bald Softspot, freue mich
schon riesig!
5. Nürnberg ist für mich Spielwaren, Lebkuchen, Bratwurst, Dürer und …
– ehemaliges Reichsparteitagsgelände. Da ist das Dokuzentrum und
jetzt soll mehr Kunst und Kultur in die ehemalige Kongresshalle einziehen, ein
Interim für das Nürnberger Opernhaus und Ateliernutzung für Künstler * innen
und viel mehr... Nürnberg hat da sehr viel Geschichte und Verantwortung und für
mich ist dieser Teil von Nürnberg nicht wegzudenken.