Lieblingsnürni Lucas Fassnacht
„Schreiben ist ein Ventil für die Gefühlswelt“ – darum hat Lucas Fassnacht spätestens mit seinem 2019 erschienenen Thriller „#KillTheRich“ beschlossen, aufs Ganze zu gehen und sich als Autor vornehmlich auf das Schreiben von Büchern zu konzentrieren. Seiner künstlerischen Herkunft, dem Poetry Slam, bleibt der 35-Jährige, der seine ersten Lebensjahre in Tansania verbracht hat, dennoch treu, auch wenn das alles so gar nicht geplant war. Im Studium für Germanistik und Altgriechisch in Erlangen entdeckt der Aschaffenburger 2007 den Slam als Ausdrucksform und damit die Möglichkeit, „aufzutreten statt nur vor mich hinzuschreiben.“ 2013 ruft Lucas Fassnacht erst den Poetry Slam im Nürnberger Parks ins Leben, dann das ausgesprochen unterhaltsame Format „Lesen für Bier“: „meine dümmste und erfolgreichste Idee“, lacht er und erzählt, dass er längst lieber moderiert als selbst aufzutreten, den Austausch mit dem Publikum schätzt und mittlerweile ohnehin hauptberuflich Bücher schreibt. Drei Thriller und ein Krimi sind mittlerweile erschienen, an einem SciFi-Roman arbeitet Lucas Fassnacht derzeit vom heimischen Schreibtisch in der Südstadt aus – konsequent und diszipliniert, sagt er, sieben, acht Stunden täglich, „das ist mein Job“. Zu dem auch gehört, neues auszuprobieren: Aus einem Poetry Slam-Workshop mit Schülern entstand der Dokumentarfilm „Südstadthelden“, der 2019 Premiere feierte. Ordentlich gefeiert hat Lucas Fassnacht vermutlich mindestens 2022: In Anerkennung seiner Leistung als Autor wird ihm der Kulturpreis der Stadt Nürnberg verliehen.
1. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes:
Was ich bisher tatsächlich noch nie gemacht habe, aber als Tourist auf jeden Fall machen würde: einmal die Lochgefängnisse besuchen. Ich finde Menschen mit all ihren Abgründen faszinierend, und nach allem, was ich höre, wird es unterm Rathaus zweifellos abgründig.
2. Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft:
Als Mensch, der frische Luft, freundliche Menschen und sein Leben mag, bin ich natürlich kein großer Freund des innerstädtischen Automobilverkehrs. Dass meine Ansicht von immer mehr Menschen geteilt zu werden scheint, zeigt sich in der neuerdings verkehrsberuhigten Königsstraße. Das freut mich sehr.
3. Feiern kann ich in Nürnberg besonders gut hier:
Ob du ein entspanntes Bier willst, ein cooles Konzert oder doch eine Party, die bis zum Morgengrauen geht (zumindest im Sommer, wir sind immer noch in Bayern), im Z-Bau gibt’s das alles! Und manchmal legt auch einfach eine Punk-DJ im dortigen Biergarten auf – wer braucht da noch Berlin?!
4. Diese Nürnberger „Ecke“ hat es mir angetan:
Es gibt keinen Flecken, den ich faszinierender finde als den Aufseßplatz. Wer von außen draufschaut, denkt vielleicht, alle machen, was sie wollen, aber das ist zu kurz gedacht. Hier darfst du sein, was immer du willst. So verhalten sich die Menschen auch, und klar, das macht es manchmal ein bisschen anstrengend – aber ein Leben in Uniform ist ja wohl auch nicht das Wahre.
5. Nürnberg ist für mich Spielwaren, Lebkuchen, Bratwurst, Dürer und … die Kongresshalle.
Ich kenne keinen Ort, der den Größenwahn der Nazis so veranschaulicht. Und wer nicht nur das kolossale Bild wirken lassen will, sondern eine theoretische Unterfütterung sucht, wird im Dokuzentrum fündig. Dass auf dem Zeppelinfeld inzwischen American Football gespielt wird, ist ein erstaunliches Element deutscher Vergangenheitsbewältigung.
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