Ich weiß
nicht, ob das wichtig ist, aber mein Lieblingscocktail ist Frozen Strawberry
Margarita", sagt Dr. Marian Wild – und das nimmt man gerne mit als Info zu
jemandem, den irgendwer mal ganz positiv gemeint als Kulturwolpertinger
bezeichnet hat. Nachdem Wild in der Grundschule Holzgartenstraße "sehr gut
Deutsch gelernt" hat, bringt der 40-Jährige diese Kompetenz gern und oft
zum Einsatz. Erst spricht der diplomierte Ingenieur viel übers Bauen und
promoviert in Raumtheorie, dann redet er als Buchhändler mit Kunden über
Kunstbände, ob die wollen oder nicht. Im Team des Neuen Museums Nürnberg
spricht er seit 2016 nicht nur zu geführten Gruppen, sondern hält auch
Vorträge: Soziokultur, queere Führungen und "special operations" sind
die Felder, auf denen er sich pudelwohl fühlt, ebenso an der Akademie der
Bildenden Künste Nürnberg, wo er seit Jahren über alles Mögliche erzählt. Weil
das mit dem Sprechen auch im Lockdown weder Zuhörer noch Pause fand, setzte Marian
Wild flugs aufs Onlineformat, sprach einen Vortrag über Queer Art ein und
bescherte damit nicht nur der VHS Erlangen deren meistgeklickten
Youtube-Beitrag, sondern sich selbst ein zweijähriges Forschungsstipendium am
Institut für moderne Kunst. Nicht etwa zum Sprechen, sondern um ein Buch über
Queerkultur zu schreiben, über die Dr. Wild inzwischen viel zu sagen hat. Ob er
beim Margarita-Trinken kurz mal schweigt ist bislang nicht überliefert.
Typisch fränkisch: hier zeigt sich die Stadt von ihrer Nürnbergerischsten Seite:
Für mich ist das der Hauptmarkt: Durch die Kopie des Schönen Brunnens und durch die Frauenkirche sieht man viel historisches Nürnberg, und direkt daneben die Wiederaufbauten nach 1945, dazu eine Skulptur vom Symposion Urbanum und zeitgenössische Bauten wie das Haus der Wirtschaft und den Eingang zum Augustinerhof. Und der Platz würde mit seiner differenzierten Geschichte genug Stoff für Romane hergeben.
Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in Nürnberg finde ich hier:
Mein friedlichster Ort ist mein Büro im Atelier- und Galeriehaus Defet. Die Bewohner*innen sind starke Akteure der hiesigen Kultur, und mit der Oechsner Galerie, dem Institut für moderne Kunst und der fotoszene sind regelmäßig tolle Ausstellungen zu sehen, zwei eröffnen am 18. Februar! Und ich mag das Gebäude, die ehemalige Da-Vinci-Pinselfabrik, die der Kulturszene vom Ehepaar Defet geschenkt wurde.
Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft:
Das Heizhaus auf dem Quellegelände hat in meinen Augen viel Potenzial: Professionelle Selbstverwaltung, praktische Arbeitsräume für Künstler*innen und Kreative, viel kluge Soziokultur, langfristige Perspektiven und eine gesellschaftliche Vision. Die brauchen aber auch unsere Unterstützung, sei es Sichtbarkeit oder Spenden. Die ganzen Preissteigerungen gehen ja nicht spurlos an solchen Einrichtungen vorbei! (409)
Feiern kann ich in Nürnberg besonders gut hier:
Leider komme ich in letzter Zeit abends nur selten zum Feiern, aber die Rakete stellt echt oft ein richtig irres Programm auf die Beine. Ich mochte immer die Atmosphäre im Orchid. Die im Z-Bau wissen auch wie man feiert und haben gerade im Sommer einen tollen Biergarten, und im Borgo Ensemble finden zweimal die Woche Get-Togethers statt, meistens inklusive toller Ausstellungen und oft mit heißen Bands.
Nürnberg ist für mich Spielwaren, Lebkuchen, Bratwurst, Dürer und …
Stadt der Menschenrechte, die für ein konsequentes Eintreten für soziale Aufgaben und ein friedliches Miteinander all der vielfältigen Stadtbewohner*innen steht. Die Metropolregion und ihre Menschen machen da insgesamt einen tollen Job, finde ich.
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