„So
richtig trennen“ kann Philipp Roosz berufliches und Privatleben zwar nicht,
doch wenn er sich’s recht überlegt, will er das auch gar nicht. Musik und
Kinder – das ist das Leben des 32-Jährigen, der seit der Spielzeit 2018/19 als
Musiktheaterpädagoge am Staatstheater Nürnberg engagiert ist und sich dort
gewissermaßen um die Zukunft kümmert: die der Besucher und der Akteure. In
Stuttgart geboren und aufgewachsen, fand Philipp Roosz nach dem Studium für
Schulmusik und Gesang eher versehentlich nach Nürnberg – „weil es im
musiktheaterpädagogischen Bereich einfach nicht so viele Stellen gibt.“ Doch
während in der ersten Zeit die Sehnsucht nach der schwäbischen Heimat noch groß
war, hat sich Nürnberg mittlerweile zum Lebenszentrum gewandelt, in dem es
wenig zu belächeln gibt, dafür viel zu goutieren und gestalten. „Solange die
Theaterleitung zufrieden ist“ möchte Roosz, dessen Frau Irina die Junge
Staatsphilharmonie leitet, weiter kulturelle Basisarbeit in Nürnberg betreiben:
Kinder- und Jugendkonzerte konzipieren und wie auch wieder beim Klassik Open
Air 2023 moderieren, Musikvermittlung für alle anbieten und sich voll und ganz
der Leitung des 2021 gegründeten Kinderopernchors widmen. Und wenn doch mal
nicht mehr Nürnberg, was dann? „Wenn’s sein muss, dann zurück in Schwäbische.“
Na gut.
Typisch fränkisch: hier zeigt sich die Stadt von ihrer Nürnbergerischsten Seite: Ich muss gestehen: Als mich mein Beruf vor fünf Jahren nach Nürnberg gebracht hat, habe ich mich nicht sofort in die Stadt verliebt. Ich bin dann viel spazieren gegangen und habe versucht herauszufinden, was mich an der Stadt emotional so ein wenig auf Distanz hält. Inzwischen glaube ich, dass genau diese Annäherung im Grunde zutiefst „nürnbergerisch“ war: In Nürnberg gibt es wenig Protz, eine gewisse gemütliche Zurückhaltung verbunden mit fränkischer Herzlichkeit – und genau das gefällt mir hier so gut!
Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes: Egal ob mit auswärtigen Gästen oder alleine: Ein Spaziergang durch den Kontumazgarten, weiter zum Henkersteg, über den Trödelmarkt zum Hauptmarkt und hinauf zur Burg mit einem Halt bei St. Sebald geht immer – friedliche Natur, historische Gebäude und trubeliges Stadtleben sind da beeindruckend nah beieinander. Eine Pause beim Burgmodell im Innenhof und in einem der vielen Cafés auf dem Weg gehört unbedingt dazu!
Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft: Am ganzen Staatstheater und auch in meiner Abteilung, der Theaterpädagogik, blicken wir gespannt auf den Kongresshallentorso und unser Interim dort. Das unfertige Rund fordert maximal heraus, auf allen Ebenen. Diesen Ort mit vielen anderen Menschen künstlerisch und vermittelnd zu hinterfragen, wird ein wichtiger Teil meiner eigenen Zukunft sein – und hoffentlich auch einer mutigen und bunten Stadtgesellschaft.
Diese Nürnberger „Ecke“ hat es mir angetan: Stundenlang könnte ich in der Rosenau (hier im Viertel sagt eigentlich niemand „Rosenau-Park“… die „Rosi“ oder „die Rosenau“ ist dann auch weiblich) auf einer Bank sitzen und beobachten, wie dieser schlicht gestaltete Park mit seinen großen Bäumen zu unterschiedlichen Zeiten von so vielen verschiedenen Menschen belebt wird: Morgens sind Schülergruppen unterwegs, wenig später toben Hunde über die Wiese während kleine Kinder erste Schritte im Sand machen. Nachmittags lädt die Sonne auf ein Bier oder Kaffee ein, ehe am Abend Jugendliche die Tischtennisplatten für sich beanspruchen. Die so unterschiedlichen Gesichter Nürnbergs – ganz friedlich und im ruhigen Grün, wenige Schritte vom verkehrsreichen Plärrer entfernt.
Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in Nürnberg finde ich hier: Am Wöhrder See weitet sich der Blick aufs Wasser. Das strahlt für mich eine große Ruhe aus. Mit Kindern (und auch ohne) ist die „Tante Noris“ am See eine tolle Adresse. Alternativ ist auch ein Picknick am Strand oder etwas weiter östlich an der Pegnitz eine wunderbare Möglichkeit, Kraft am Wasser zu tanken.
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