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Apostile

Rauf aufs Sofa - How to Glosse

„… und weiße Spalten gibts nicht, das ist wie bei den Lehrern, hier wird nicht gestreikt“, war die gänzlich unerwartete, doch dafür umso nachdrücklicher joviale Antwort meines persönlichen Sklaventreibers auf meine vergnügte Ankündigung hin, demnächst mal blau zu machen. Zur Feier des Tages im Speziellen und des Lebens im Allgemeinen, weil das kommt mir grad irgendwie zu kurz. „Ich muss aber schaukeln“, hab ich revoluzzerhafte Einsicht simuliert und zur Verdeutlichung demütig mein Haupt gesenkt. Und mich sogleich in den inneren Widerstand begeben. Das wollen wir doch mal sehen, wer da am längeren Hebel sitzt, hab ich’s mir im Chefsessel insubordinativ bequem gemacht und einmal laut und bossy auf den Flur gepfiffen. „Alle mal herhören, Leute!“, hab ich gerufen und kurz darauf in zahlreiche zarte Gesichtlein geschaut, die mich zugleich erwartungsvoll wie ängstlich, vor allem aber von unten herauf angeschaut haben. „Ihr könnt jetzt mal aufhören mit der ganzen Kopiererei. Fenster putzen sich auch morgen noch, und das mit dem verstopfen Abfluss und den Wollmäusen unterm Sofa können wir später regeln. Weil jetzt wird euer größter Traum wahr, ihr Süßen: Endlich könnt ihr auch einmal schnell so eine kleine Kolumne in die Zeitung reinschreiben. So wie ihr es euch immer gewünscht habt. Einfach irgendeinen Quatsch, den ihr grad so im Kopf habt, überhaupt kein Stress. Denkt halt dran: Es sollte witzig sein, aber nicht zu verschroben, sonst motzen später alle, dass ihr spinnt. Es sollte irgendwie klug sein, weil es steht ja schließlich irgendwie Fölledong drüber, aber bloß nicht zu klug, weil sonst sagen sie euch hinterher oder bestenfalls fünf Minuten vor Druckschluss, dass das so nicht geht, weil euch kein Mensch gedanklich folgen kann. Es sollte unterhaltsam sein, aber Vorsicht: Schön aufpassen, dass ihr nicht respektlos seid und jemanden verletzt, da gibt’s ein Mienenfeld aus Fettwannen, um die ihr schön herumtanzen müsst, es hat sich der Ausfallschritt in Kombination mit einer kleinen Tangostrecke, gefolgt vom Mambo-Chacha als Patentlösung erwiesen, notfalls hängt ihr schnell einen Rittberger hintendran, der geht auch dreifach. Ähm, was noch? Ach ja, also das alles bitte irgendwie nachvollziehbar, aber gleichzeitig pointiert, und am besten richtet ihr euch ein Zählwerk ein, dass beim Schreiben 2800 Zeichen downcountet, da linst ihr mit einem Auge immer drauf, sonst böse Überraschung und Anschiss wegen Zeilenformat gesprengt. Ich glaub, das war’s schon. Das Ergebnis hätt ich dann bitte gern bis 15.30 auf dem Tisch. Ja, schaut nicht, so, ich weiß, dass das in 63 Minuten ist. Schafft ihr schon. ICH geh jetzt jedenfalls schaukeln.“ Hab ich gemacht, original und pfeilgrad genau so. Keine Ahnung, was dabei rausgekommen ist. Ist mir auch wurscht. Weil ich find nämlich immer noch: zum 400. Sofa-Geburtstag, da hab ich mir einen Frei-Tag echt mal redlich verdient. Howdy!