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Tag des Schwertes 2019

Samurais sind geschickte asiatische Krieger, Sioux und Apachen ungeschlagen an Pfeil und Bogen, im europäischen Mittelalter haut man sich tumb mit Schwertern und Äxten die Schädel ein? So falsch wie dieses Vorurteil, so groß ist das Bestreben einer weltweit und vor allem auch in unseren Breiten wachsenden Szene, die sich der uralten Tradition des mittelalterlichen Fechtkampfs verschrieben hat: HEMA, also „Historic European Martial Arts“, begibt sich auf die Spuren alter Techniken und Materialien, auf Ehrenkodices und Regelwerke. Wie gründlich es zu arbeiten, zu trainieren und zu wissen gilt, zeigt im nunmehr sechsten Jahr der Nürnberger „Tag des Schwertes“, bei dem es im Grunde darum geht, „Fechter zusammenzuholen und einem Publikum zu erklären, worum es geht“, so Sebastian Linstädt, seit zehn Jahren passionierter Schwertkämpfer der Schule „Schwert & Bogen“ und Initiator des Schaukampfes. Der gar keiner ist. „Schaukampf“, erklärt Linstädt, „ist das, was die meisten Menschen von beispielsweise Mittelaltermärkten kennen.“ Eine Choreographie, bei der kein Schritt zufällig, kein Schlag versehentlich getan wird. Beim „Tag des Schwerts“ hingegen zeigen die HEMA-Fechter in beispielsweise simulierten, aber nicht vorher einstudierten Freikämpfen, wie ein mittelalterlicher Gerichtskampf hätte ablaufen können. Denn hier liegt einer der Ursprünge des Kampfsports: Einst dem Adel und Rittertum vorbehalten, fand irgendwann das Bürgertum gefallen an dem Klingenwetzen. Hieraus entwickelte sich ein Volkssport, der nicht zuletzt in Nürnberg zu großer Blüte fand. In „Fechtschulen“ genannten Treffen wurden zum großen Entertainment Kämpfe abgehalten – mit möglicherweise kleinen Unfällen, eigentlich aber vor allem zum weitestgehend ungefährlichen, doch anspruchsvollen Amusement des Zuschauer – „die Bundesliga der frühen Neuzeit“, weiß Linstädt, der den „Tag des Schwerts“ in vergleichbarer Tradition verstanden haben möchte. Und so gibt es für die Zuschauer, die sich nach einem kurzen, renovierungsbedingten Intermezzo auf AEG wieder entspannt auf den gewohnten Weg nach Schloss Almoshof machen dürfen, ein feines Rahmenprogramm. In historischer Kulisse gibt einen Vortrag sowie Vorführungen des Schwertbundes Nürnberg, der aktive Quellenkunde betreibt, alte Bücher wälzt und genau weiß vom Streben und Wirken mittelalterlicher Kampfkunst. Dr. Ina Schönwald vom Laufer Stadtarchiv, der ebenfalls aus Lauf stammende Künstler und Kulturmanager Rainer Turba sowie die aus Schnaittach stammende Autorin Katharina Down sind geladen, um mit Lesung, Wissen und Witz ein ersprießliches Programm zu bieten, derweil der Schwertbund all seine Waffen aus- und für neugierige Augen und Fragen zur Verfügung stellt. „Ein Highlight“, freut sich Sebastian Linstädt, „wird Özgen Senol sein, der sich eingehend mit dem historischen italienischen Messerfechten beschäftigt – und dabei Bewegungen zeigt, die fast schon wieder an asiatische Kampfkünste erinnern.“ 

„Tag des Schwerts VI“, 15.6., 14-22 Uhr, Schloss Almoshof, Almoshofer Hauptstr. 49, Nbg; Schwertparty „Burgers & Blades“ 16.6., 12-18 Uhr, Hoserer, Vorjurastr. 22, Nbg; Eintritt frei

(Foto: Roland Fengler)