1 subscription and 4 subscribers
Article

Kunst unter der Brücke oder im Klohäuschen: Galaxie Off Galerie

Es ist keine Neuerfindung des Rads, junge Kunst außerhalb etablierter Galerieräume zu präsentieren. Wohl aber, dies nicht als einmaligen, temporären Pop-Up-Event zu gestalten, sondern sich immer wieder aufs neue Orte zu suchen, um in denen Raum und Kunst zu einer so ungewöhnlichen wie harmonischen Symbiose verschmelzen zu lassen. Nach diesem Konzept wollen sich drei patente Damen auf den Weg machen, die Kunstwelt der Stadt um eine kreative Idee zu bereichern: Die „Galaxie Off Galerie“ ging Anfang Mai an den Start – und zeigt in einem Innenstadtfrisörgeschäft recht eindrucksvoll, wie man sich das mit der Symbiose vorstellen kann. „Wir wollen die Räume erkunden, erspüren, um herauszufinden, welche Ausstellung thematisch passen könnte“, erklärt Diana Galli, ehemalige Bühnenmalerin am Staatstheater Nürnberg, freischaffende Künstlerin und Ur-Initiatorin des Projektes, das sie letztes Jahrs in Leben gerufen und jetzt professionalisiert hat. Gemeinsam mit Adidas-Designerin Linn Sickert und Gastro-Lady Wiebke Mundt will sie eine „Alternative zu konventionellen Galerien bieten“, eine „junge, dynamische Plattform für junge Künstler“ sein und „je nach Location mal hip, mal düster, mal modern“. Und das an „Orten, an denen man sonst nicht ist.“ Wie genau dieses Konzept des Aufeinanderabstimmens von Raum und Kunst funktionieren soll, lässt sich aktuell gut verstehen anhand der Pilot-Ausstellung „Schönheitsuniversum“, die Anfang Mai im Ladengeschäft des Szene-Frisörs „Duke of Haircuts“ reüssierte. 16 Künstler aus der Region, ein bisschen auch aus dem Ausland, haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und präsentieren die Ergebnisse nun in besagtem Laden. Fotografin Sari Räthel hinterfragt rosa-futuristische Geschlechterrollen, Meike Männel sucht unerwartete Schönheit in Gesteinsbrocken. Lisa Wölfel findet, dass die Pediküre ein in der Kunstgeschichte bislang vernachlässigtes Sujet ist und malt großformatig Körperpflege. Markus Haas scheitert bewusst beim Versuch, die Schönheit eines Blumenstraußes in Epodixharz zu konservieren, Franceso Neo sprayt den antiken Adonis. Claudia Holzinger dekliniert in sechs Portraitcollagen die Regeln der Sexyness. Eine interrealistische VR-Installation von Leon Galli und Lenn Blaschke beschäftigt sich mit sozialpsychologischen Fragen des Zwischenmenschlichen. Die ganze Bandbreite künstlerischen Arbeitens ist vertreten, und so, sind sich die drei Galaxistinnen einig, solle das auch immer bleiben. Die Kartei sei groß und ständig wachsend, je nach Ort werde ein Thema ersonnen, zu dem die Künstler eingeladen, die vorhandenes oder exklusiv erarbeitetes Material ausstellen. Und, natürlich, verkaufen können. Und sollen. Denn allem Individualismus zum Trotz „verfolgen wir natürlich den wirtschaftlichen Gedanken einer Galerie mit dem Ziel, zu verkaufen“, so Wiebke Mundt. Dabei aber „das Abstrakte von der Kunst nehmen und für jeden zugänglich statt elitär sein“, sagt Diana Galli, die sich gut vorstellen kann, „unter der Brücke oder in einem alten Klohäuschen“ auszustellen, „Orte eben, an denen Kunst normalerweise nicht stattfindet“, die aber irgendwie einen gewissen Coolnessfaktor erfüllen. Eine marode Kneipe soll’s als nächstes sein, ein geheimer Saal ist in Planung. Wer Ideen hat für einen Ort möge die gerne einreichen. Dann werde man sehen. „Wir können nicht gebucht oder gekauft werden“, betonen Diana Galli und Wiebke Mundt ihre galeristische Unabhängigkeit, in die sie viel Arbeit stecken.


„Galaxie Off Galerie: Schönheitsuniversum“, bis 3. Juni (Installation bis 19. Mai) im „Duke of Haircuts“, Katharinengasse 4, Nbg, ÖZ Di-Fr 9-18 Uhr & Sa 9-14 Uhr, galaxieoffgalerie.de



(Foto: Galaxie off Galerie)