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Heizhausfestival

Dass Industriebrachen für viele Menschen einen ganz besonderen Reiz ausüben, dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Dass es meist an einer offiziellen Zugangsmöglichkeit derselben hakt, ebenfalls. Umso schöner, dass ein solches Objekt im Herbst nicht nur für drei Wochen geöffnet hat, sondern sich auch noch in viele feine Kunststücke gewanden darf. Ein weitläufiger Industriepark, topmoderne Anlagen – und mittendrin ein würfelförmiges Gebäude, das seiner ursprünglichen Funktion längst enthoben ist. 


„Wow!“ dachte sich ein junger Fotograf, als ihm im Zuge eines Shootings Zutritt gewährt wurde. „Hier sollte man unbedingt irgendeine Veranstaltung machen.“ Hier, in einem alten Heizhaus, das seit Jahren außer Betrieb ist. Die Farbe blättert von den Wänden und Decken, die so überdimensionale wie antiquierte Technikwand wie aus einem Industriemuseum. Die Haupthalle 200 Quadratmeter groß, bis zu den Decken in zwölf Meter Höhe hinauf die Fenster, deren Streben lustig Fangen spielen mit der Sonne und Verstecken mit den Schatten. Ein Setting, das nicht zum ersten Mal als Inspiration gereicht für Kunst und Kunstaffine: 2011 und 2012 war das Heizhaus bereits Gastgeber für „Nord Ost Art“. Jetzt also wieder raus aus dem Dornröschenschlaf. Denn aus dem „hier müssen wir was machen“-Gedanken wuchs kurzerhand das „Heizhaus Festival“, ein „guter Mix aus Kunst und Abendveranstaltung“, finden Johannes und Stefan, die als Initiatoren lieber unerkannt im Hintergrund die Strippen ziehen wollen, um den Künstlern Platz zu lassen. Von denen hat es reichlich: Ein buntes Potpourri aus Studenten und Absolventen der Schmieden Akademie der Bildenden Künste und TH Design werden sich drei Wochen lang der Gegebenheiten des Heizhauses bedienen, sie schmücken, umgestalten, formen, bemalen – soweit möglich, ist doch ein großer Teil des Objektes aus Sicherheitsgründen unzugänglich. Gleichwohl der Schwerpunkt der Ausstellung auf der Fotografie liegt, kommen die Künstler auch aus der Malerei, Illustration oder Installation. Was genau sie präsentieren, kann man an vier Wochenenden im September begutachten. An jeweils einem Tag öffnen sich um 12 Uhr mittags die Türen zum kathedralisch anmutenden Gebäude für das „Heizhaus Festival“, dessen Namen beim ein oder anderen für Verwirrung sorgen könnte: Hat sich nicht das lange Jahre im Gebäude des ehemaligen Versandriesen in Muggenhof angesiedelte „Quellkollektiv e.V.“ eine neue Kreativheimat gleichen Namens auserkoren. „Das war uns im ersten Moment nicht bewusst, die Verbindung zum Quellkollektiv nicht klar“, gestehen die Festival-Macher. „Aber wir konnten’s auch schlecht ‚Schwimmbad-Festival‘ nennen.“ Man nimmt’s mit Humor auf beiden Seiten – die schon rein geographisch so weit voneinander entfernt liegen, dass Verwechslungen ausgeschlossen sein sollten. Was soll’s auch – Kunst ist Kunst, und davon gibt es viel im Nordostpark-Heizhaus, das zu besuchen das Festival schon allein darum einen veritablen Grund darstellt, als im Anschluss das Objekt einer Generalsanierung unterworfen wird. Bevor Bauarbeiter und Handwerker sich austoben, dürfen das freie Künstler, bereits genannte AdBK- und TH-Eleven (Sebastian Lock, Stephan Röß, Anselm Franke, Anika Maaß, Johannes Stahl, Stephan Idé) tun sowie mit Diana Galli eine Bühnenmalerin der Werkstätten des Staatstheater Nürnberg, derweil sich Sebastian Franz, Orgil Angarag und Kristian Tautz um die Verschönerung der Wände kümmern. Sowie das Hauptaugenmerk der „absoluten Herzensangelegenheit“ auf dem Ausstellungscharakter liegt, so nicht ganz unerheblich sind die Feierangebote, die die Macher sich ersonnen haben. Während von 12 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt geschaut, gestaunt und mit den Künstlern gesprochen werden kann, geht es nämlich pro Termin ab 22 Uhr primär musikalisch weiter. Wo sich vorher Bilder und Skulpturen an den Industriewänden rankten, werden später zu elektronischen Klängen eigens engagierter DJs die Hüften über den mit Überraschungen versehenen Boden geschwungen. Ob Kunst, Architektur, Industriebrache oder Musik – es ist also für alle was dabei.


Heizhaus Festival, 3., 10., 16. & 17. September, Ausstellung 12-20 Uhr, Party ab 22 Uhr, Eintritt zur Ausstellung frei; Altes Heizhaus, Nordostpark 72, Nbg, facebook.com/heizhaus.festival