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Warum ist Bayern so stark von der Corona-Pandemie betroffen?

Foto: dpa

Bayern hat wieder die höchsten Corona-Infektionszahlen, genau wie zu Beginn der Pandemie. In den Top 10 der am meisten betroffenen Regionen in Deutschland liegen sieben im Freistaat. Drei bayerische Städte bzw. Landkreise überschreiten aktuell den Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:

Würzburg, Kaufbeuren, Garmisch-Partenkirchen

Insgesamt verbucht Bayern laut Robert-Koch-Institut (RKI) 61.974 Corona-Fälle (Stand: 14.09.2020) und mit einem Wert von 17,8 mit Abstand die höchste 7-Tages-Inzidenz, die die Fälle der letzten sieben Tage abbildet. Zum Vergleich: Berlin liegt auf Platz zwei mit einem Wert von 14,2. Warum ist das so?


Die Anzahl der Laboruntersuchungen in Bayern liegt nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei 3.213.865 Testungen. (Stand: 14.09.2020). Nach Situationsberichten des RKI ist Bayern immer unter den ersten fünf - mit Blick auf die Anzahl an Corona-Tests. Auch Berlin und Nordrhein-Westfalen testen sehr viel.


Laut LGL konnten in Bayern viele Fälle gefunden und bestätigt werden, weil die Laborkapazitäten kontinuierlich aufgestockt wurden. In der " Augsburger Allgemeinen" stellte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach den Corona-Testpannen fest, dass kein Land "so viel, so schnell und so günstig" wie Bayern teste.


Der Freistaat Bayern wird wie der FC Bayern gesehen: Wenn die Bayern einmal Unentschieden spielen, ist das gleich eine absolute Katastrophe und alle diskutieren wochenlang, ob der Verein in einer Krise steckt.

Die Zahlen des RKI zeigen, dass die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen nur teilweise mit der Zahl der durchgeführten Tests zusammenhängt: Ein Grund für die aktuell höheren Fallzahlen in einigen Landkreisen bzw. kreisfreien Städten in Bayern ist die hohe Anzahl an Testungen von Reiserückkehrern, wie uns das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bestätigt.

Insgesamt wurden an den bayerischen Teststationen an den Autobahnen, den Bahnhöfen und Flughäfen bisher 481.041 Tests durchgeführt, davon waren 5.870 Testergebnisse positiv (Stand: 06.09.). Die positiv Getesteten fließen in die amtliche Meldestatistik ein. Maßgeblich ist hier aber der Wohnort oder Aufenthaltsort der Getesteten, nicht der Ort der Untersuchung (des Abstriches).


Späte Sommerferien in Bayern

Hinzu kommt, dass die späten Sommerferien in Bayern erst letzte Woche Freitag endeten, während die meisten anderen Bundesländer schon wieder den Schulbetrieb aufgenommen hatten. In den letzten vier Wochen wurden in Bayern insgesamt 7.674 Fälle gemeldet (Stand: 09.09.2020), wie das LGL bestätigt. 


Für 5.380 Fälle wurde der wahrscheinliche Ort der Ansteckung angegeben. Bei 1.603 Fällen war das Deutschland, bei 3.777 Fällen fand die Ansteckung außerhalb Deutschlands statt. Mehr als doppelt so viele hatten sich also im Ausland mit dem Virus infiziert.


In typischen Urlaubsländern in Europa wie Frankreich, Kroatien oder Österreich stiegen die Corona-Fälle im August wieder stark an. Das Risiko sich im Juli im Ausland mit dem Coronavirus anzustecken, war also geringer als Mitte/Ende August.


Fazit: Bayern ist aufgrund einer Vielzahl an Faktoren derzeit besonders stark von der Pandemie betroffen. Vor allem Reiserückkehrer und das späte Ende der Sommerferien begünstigen den starken Anstieg an Corona-Neuinfektionen.

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