Purpur, Mauve, Flieder oder schlicht Lila - so vielfältig wie die (mitunter recht willkürlich verwendeten) Bezeichnungen sind auch die Nuancen von Violett. Besonders viele von ihnen sind in den Kollektionen für diesen Herbst zu sehen: Bei Emporio Armani blitzen aus dunklen Hemden mal Seidenschals in Lila hervor, mal dominieren Trenchcoats in demselben kräftigen Ton das Outfit. Fendi setzt auf locker fallende Hosen und Blousons aus Lammleder in einem matteren Lilaton. Kräftiger geht es beim französischen Label Blumarble zu, unter anderem mit einem dunkelviolett-lavendelfarbenen Ca­mouflage-Muster. In pastelligem Mauve lässt Dries Van Noten eine Kapuzenjacke aus Seide schimmern; auch Gucci setzt mit fliederfarbenem Doppelreiher auf einen eher sanften Ton. Die Rede ist hier nicht etwa von Damenmode. Stattdessen trägt der Mann in diesen Kollektionen gerade sehr viel Lila.

„Wir beobachten diese Entwicklung schon eine Weile", sagt Niels Holger Wien. Er ist Trendanalyst und Farb­experte des Deutschen Mode Instituts (DMI). Das DMI erstellt jede Saison eine sogenannte Color Summary, die anhand eines Algorithmus auswertet, welche Farben am häufigsten in den wichtigsten internationalen Schauen auftauchen. Dabei werde nicht nur auf die Kleidung geachtet: „Wir beobachten oft, dass Farben ihren Weg in unseren Sichtbarkeits­bereich zuerst über Accessoires nehmen." Seit den Kollektionen für den vergangenen Sommer sei der Anteil von Violett-Tönen in der Männermode gestiegen, sagt Wien.

Und nicht nur dort ist das so: Die vom Pantone-Institut auserkorene Farbe des Jahres 2022 war mit „Very Peri" ein Lila-Ton. Popstar und Modeunternehme­rin Rihanna brachte im selben Jahr dunkelviolette Unterwäsche heraus. Schauspielerin Florence Pugh zeigte sich auf dem Filmfestival von Cannes von Kopf bis Fuß in Lavendel-Lila. Die franzö­sische „Vogue" argwöhnte gar, dass Violett schon bald Pink vom Trendthron stürzen würde. „Jetzt erleben wir den Peak dieser Entwicklung. Das Violett-Spektrum wird immer breiter", sagt Wien.

Luxusmode und Lila, das ist eine Beziehung mit Geschichte. Lange Zeit galt die Farbe als Statussymbol, das schwer zu bekommen war: (...)