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Design: Monochrome Gestaltung in der Gastronomie

Hotel Sacher in Wien Foto: Picture Alliance

Alles in Beige? Monochrome Farbkonzepte liegen im Trend. Doch Vorsicht, das Ein-Farben-Prinzip hat seine Tücken.


Wer zum ersten Mal auf dem Weg zum Café Honiggelb in Berlin-Moabit ist, muss nicht lange suchen: Schon von Weitem sind gelbe Hocker und Stühle vor der Fensterfront zu sehen, gelbe Vasen stehen auf weißen Tischen. Im Café fällt der Blick auf Regale voller Geschirr und Küchengeräte in warmem, fast ins Orange rutschendem Gelb, auf Lampen an hölzernen Deckenbalken, auf Kissen und Bücher, alles in derselben, tatsächlich „honiggelb" anmutenden Farbe. Als „sonnige, glückliche Farbe", bezeichnet sie Idil Scharf, die das Café gemeinsam mit ihrem Mann Fabian Scharf 2019 eröffnete.


Dass genau dieses Gelb hier der Star sein soll, stand nie zur Debatte: „Seit ich vor zehn Jahren auf einem Flohmarkt in Amsterdam kleine Schüsseln von Melitta aus den Siebzigerjahren in diesem warmen Gelbton fand, sammle ich Objekte in der Farbe", erzählt Scharf. Küchengeräte und Geschirr der Kaffeemarke im typischen 70er-Gelb werden seit etwa 30 Jahren nicht mehr produziert; Scharfs Sammlung aber wuchs beständig. Manchmal habe er sich gefragt, was er und seine Frau eigentlich mit all den gelben Tellern und Tassen anfangen sollen, gibt Fabian Scharf lächelnd zu, aber: Für das Design des Cafés habe sich ihre Sammel-Leidenschaft ausgezahlt. Zwischen den wenigen anderen Farben - der Boden ist hellgrau, die Wände weiß, die Tischplatten holzfarben - dominiert Gelb den Raum, taucht ihn in ein sonniges Licht. Auch, wenn es draußen Berlinerisch grau ist.


Einige Straßen weiter steht ebenfalls eine Farbe im Fokus, aber auf ganz andere Art: In großen Buchstaben prangt auf einem himbeerrosafarbenen Schild an einer Fassade in der Kantstraße „The Pink". Innen ist eine Wand mit Blumen in Rosa, Lila, Beige und Rot versehen, die anderen Wände, der Tresen, das Geschirr, die Stühle sind in Tönen zwischen zartem Puderrosa und knalligem Pink gehalten. In ganz unterschiedlicher Dosierung werden einzelne Farben zum Markenzeichen von Cafés und Restaurants. Mal in all ihren Schattierungen, mal als prägnanter Ton. Oft nur als Akzent, manchmal allumfassend.

Im Wiener Hotel Sacher lädt das „Restaurant Rote Bar" in ein tiefrotes Ambiente; die „Blaue Bar" im selben Hotel empfängt mit königsblauem Brokat und goldenen Akzenten. Blau ist es auch im „Blue Willow" in Singapur, dessen Interieur vom Kinofilm „Avatar" inspiriert ist. Zwischen meerblauen Wänden wird sogar (natürlich) blau gefärbte Pasta serviert. Ebenfalls in Singapur irritiert und fasziniert das „Café Monochrome": Hier ist alles weiß - Fenster, Gardinen und Täfelungen sind nur mit schwarzer Farbe aufgemalt. In das gebrochene Weiß der Einrichtung des „Be My Glaze" in Bangkok hingegen mischen sich auch sanfte Beige-Töne und das „House of Eden" in der thailändischen Metropole erstrahlt in zartem Millenial Pink.


„Durch eine Farbe kann man einem Café eine Corporate Identity geben, wie anderen Unternehmen auch", sagt Axel Buether, Farbpsychologe und Vorsitzender des Deutschen Farbenzentrums. Wie das geht, zeigt die Schmuckmarke Tiffany & Co., die 1845 einen Türkis-Ton zur offiziellen Farbe des Unternehmens erkor. Mit Farbe ließen sich eine Abgrenzung von anderen Unternehmen und ein Wiedererkennungseffekt schaffen, führt Buether aus, der an der Bergischen Universität Wuppertal Didaktik der visuellen Kommunikation lehrt.


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