Ob hauchdünn wie französische Crêpes, duftig-dick wie amerikanische Pancakes oder bodenständig wie klassische deutsche Eierkuchen: Pfannkuchen sind ein weltweit beliebter Klassiker, der robuste Bodenständigkeit und grenzenlosen Raum für luxuriöse Designvariationen vereint. Allenfalls ausgehungerte Kinder zeigen große Gefühlsregungen, wenn von ihm die Rede ist; eine stille Vorfreude ist die höchste Stufe, die ein Pfannkuchen auslöst. Normalerweise.
Wer sich jedoch beim Zahnarzt mit den Worten „Guten Morgen, mein Name ist Pfannkuch" vorstellt, kann Zeugin wahrer Gefühlsausbrüche der Damen in Weiß werden. Das Prozedere ist immer dasselbe: Auf ein kurzes Innehalten folgt ein noch zögerliches Lächeln, bis das Gegenüber endlich dem Impuls nachgibt: „Was für ein köstlicher Name! Da bekommt man ja gleich Hunger."
Auch die Kollegin wird nun hellhörig: „Ach, Sie sind das, Ihr Name hat mir schon bei der Terminvergabe Appetit gemacht." Je nachdem, wie reaktionsfreudig die Namensträgerin ist, beginnt dann oft die Fragerunde: „Mögen Sie denn selbst gerne Pfannkuchen? Herzhaft oder süß? Haben Sie ein Spezialrezept?" Die Mutigen werden gar humoristisch: „Pfannkuch - da fehlt ja was am Ende - hat etwa jemand dran geknabbert?" Aber um sich von der bevorstehenden Zahn-OP abzulenken, nimmt man ja alles.
Die Reaktionen, die ein kulinarischer Familienname auslöst, kennt auch Thomas Butterbrodt aus Wennigsen bei Hannover nur zu gut: „Wenn ich meinen Namen nenne, halten die Menschen erst kurz inne, und dann kommt fast immer ein Kommentar." Der absolute Klassiker sei: „Na, haben Sie denn auch schon gefrühstückt?" Butterbrodt nimmt das mit viel Humor - auch aus ganz pragmatischen Gründen: „Ich bin im Vertrieb tätig und muss mich ständig vorstellen. Witze über meinen Namen ärgern mich nicht, ganz im Gegenteil, ich nehme das sportlich."
Negative Erfahrungen habe er noch nie gemacht, dazu gebe sein Name ja auch keinen Anlass: „Ich kenne Menschen, die ,Schlotterhose' oder ,Notdurft' heißen, da können die Reaktionen auch ganz anders ausfallen", meint er lächelnd. Sein Name jedenfalls sei gerade im Außendienst ein echter Vorteil, so Butterbrodt, weil er der ideale Türöffner für ein Verkaufsgespräch sei. Und nicht nur das: „Die Menschen merken sich den Namen einfach." Das komme auch seinem Engagement in der Kommunalpolitik sehr entgegen.
Die Kunst, den eigenen Namen als Amuse-Gueule zum Gesprächsauftakt zu nutzen, perfektionierte auch Ulrike Krautwurst während ihrer jahrelangen Arbeit im Vertrieb: „Wenn Sie sich mit einem Namen wie meinem am Telefon melden, haben Sie die Aufmerksamkeit auf Ihrer Seite." Ein kurzes Gespräch über ihren ungewöhnlichen Namen, bevor es ums Geschäft geht, lockere die Stimmung gleich auf, so die 56-Jährige.
Vor allem bei der telefonischen Akquise sei ihr Name immer eine große Hilfe gewesen: „Fast niemand ignoriert ihn, die Reaktionen schwanken meist zwischen Amüsement und Unglauben." Als sie sich selbständig machte, habe sie die Vorteile ihres Namens noch deutlicher gespürt: „Er ist eine Art Unique Selling Point."
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