Clemens Feigel hält sich wegen des starken Windes die Hand vors Gesicht. Er steht auf einem Hügel in Rosenburg, von dem aus er die Umgebung überblickt. Dort, 100 Meter unter seinen Füßen, schlängelt sich der Kamp durch die sanften Hügel des Waldviertels. „Man wird ehrfürchtig, wenn man an diesem Fluss entlanggeht", sagt Feigel.
Das Kamptal ist aus historischen Gründen weithin unerschlossen, der Kamp einer der letzten naturnahen Flüsse Österreichs. Der Landstrich zählt zu den sogenannten Natura-2000-Gebieten, die EU-rechtlich geschützt sind. Hier findet man unberührte Waldabschnitte, eine besondere Hartholz-Au und Tierarten wie den Eisvogel, der unverbaute Steilufer zum Brüten braucht. Die EVN, der größte Strom-, Gas- und Wärmeversorger in Niederösterreich, plant hier das bestehende, 100 Jahre alte Kleinwasserkraftwerk Rosenburg auszubauen. Dafür will sie den Wasserspiegel unter der Staumauer eineinhalb Meter absenken und die Staufläche vergrößern. Die Aktionsgruppe „Lebendiger Kamp", für die sich Feigel engagiert, sieht darin einen zerstörerischen Eingriff in die Natur. Im Kamptal hängen nun große Transparente auf Häusern. „EVN Hände weg von unserem Kamp" steht darauf geschrieben.
Feigel wurde 1984 in Hainburg als Naturschützer sozialisiert. In den 1990er-Jahren organisierte er Ausstellungen mit Valie Export und Hermes Phettberg. Dann, als es ihm in der Stadt zu viel wurde, zog er aufs Land. Nun fürchtet er um seine neue Heimat.