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Handball: Kiel, Mannheim oder Barcelona? [1]

Eine der wichtigsten Fragen im deutschen Handball der vergangenen Wochen war: Kiel, Mannheim oder Barcelona? Was erst einmal abstrakt klingt, beschreibt nicht die Suche nach einem neuen Austragungsort für das "EHF Final 4", sondern die Entscheidung von Uwe Gensheimer über seinen künftigen Arbeitgeber.

Der Mannheimer Jung - das Gesicht des Handballs in der Region - kann im Sommer ablösefrei wechseln und dies ließen sich Europas Spitzenclubs nicht zwei Mal sagen. Somit kam es bereits jetzt zu zähen Verhandlungen, welche seit Wochen andauern und deren Ausgang auf der Pressekonferenz der Rhein-Neckar Löwen bekannt gegeben werden soll.

Uns Uwe: Der Mannheimer Jung(unternehmer)

Wenn man versucht, die Perspektive eines Gensheimers als Vorzeige-Handballer Deutschlands einzunehmen, stößt man auf einen bodenständigen Menschen. So steht in seinem Spielerportrait bei den Rhein Neckar Löwen, dass es ihn stolz mache, in unmittelbarer Nähe zum eigenen Elternhaus, Handball zu spielen. Es zeigte sich jedoch in keinem Punkt so deutlich wie in seinen medial geteilten Gedanken über einen Wechsel: "... Trotzdem geht es natürlich auch um persönliche, private und sportliche Aspekte ...".

Teilt man diese drei Kategorien mal untereinander auf und schaut sich diese genauer an, wird klar, warum die Entscheidung keineswegs einfach war: Persönlich muss er sich mit seiner Freundin arrangieren. Ohne diese, wird ein Wechsel für ihn nicht zu machen sein, wie er selbst erklärt.

Private Aspekte sind mit 27 in jedem Fall auch die Perspektiven nach dem Karriereende: Gensheimer erlebte aufgrund seiner Achilessehnenverletzung im Vorjahr, wie schnell es vorbei sein kann mit dem Profisport. Gleichwohl spielt auch ein weiterer Aspekt dort hinein: Der Mannheimer hat sich mit seinem Mannschaftskollegen (Andy Schmid) und einem weiteren befreundeten Spieler (Marko Vukelić) gerade selbstständig gemacht.

Die drei Jungunternehmer betreiben mit uandwoo ein eigenes Sockenlabel, welches unterschiedliche Motive in sehr guter Qualität zu einem fairen Preis anbietet. Natürlich ist es gerade zu Beginn eines Unternehmens einfacher, während der Busfahrten geschäftliche Dinge zu besprechen und zu organisieren, als in zwei Bussen in andere Richtungen zu fahren. Auch diese Aspekte wollen bedacht sein.

Zuletzt geht es bei einem Sportler natürlich auch um die sportliche Perspektive: Gensheimer sagte bereits 2011, dass er "... auf höchstem Niveau ..." spielen wolle. Damit ist klar, dass die positive Entwicklung der Rhein-Neckar Löwen weitergehen muss, um einen Gensheimer zufrieden zu stellen. Alternativ steht der Wechsel zu einem von Europas Top-Clubs an. Neben Kiel und Barcelona wäre da vielleicht noch Veszprem zu nennen, andere Vereine scheiden von vorn herein aus.

Diese diffizilen Gedankengänge zeugen davon wie schwer es für einen Sportler ist den Wechsel von Verein A zu Verein B zu organisieren: Den Spagat zwischen eigenen Bedürfnissen und wirtschaftlichen sowie sportlichen Erfordernissen erfolgreich zu meistern ist eine Kunst für sich.

Katharina Heder auf Twitter folgen: www.twitter.com/handball2Null

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