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Vorschau Supercup: Gradmesser oder Bewährungsprobe?

Am kommenden Wochenende findet in Norddeutschland eins der wichtigsten Turniere zur Orientierung über den Zustand der Nationalmannschaft im Handball statt. Mit Gegnern wie Schweden, Ägypten und Polen hat sich der DHB keine einfachen Aufgaben gestellt.

Gleichwohl ist diese frühzeitige Orientierung auf dem Weg zur Qualifikation für die WM 2015 in Katar wichtig: Bemängelte doch Bundestrainer Heuberger deutlich die fehlende Zeit, zueinander zu finden und ein Team zu werden. Gleichzeitig ist es aber auch die Bewährungsprobe und das gleich in vielerlei Hinsicht: Sowohl die neue Führungsriege um DHB Präsident Bernhard Bauer als auch der Bundestrainer Martin Heuberger selbst stehen für die Öffentlichkeit auf dem Prüfstand.

Die Causa Heuberger: Jobgarantie oder nicht?

Direkt nach der Wahl, quasi als erste Amtshandlung, versicherte Bob Hanning, dass man an Martin Heuberger festhalten wolle. Die folgenden Wochen scholten jedoch all jene Lügen, die dachten, es handele sich um eine Jobgarantie. So verdeutlichte Hanning mehrfach, dass es jetzt um Taten und nicht um Thesen gehe.

Darunter versteht er mehr als die internen Veränderungen, welche in der Absicht die Bindung und den Gemeinschaftssinn zu stärken durchlaufen werden. Versteht Heuberger den Supercup als Gradmesser, hat Hanning ein anderes viel tiefer gehendes Anliegen: Beurteilt man die Ziele, welche er in unterschiedlichen Interviews äußerte, und fasst diese zusammen, so zeigt sich, dass es für viele Spieler eine Entscheidung über ihre Zukunft werden kann.

Für Hanning steht nicht nur die WM 2015 im Fokus, deren Qualifikation reibungslos zu gelingen habe, sondern wenn man den aktuellen Berichten der Handballwoche (beispielsweise 43/2013) folgt, geht es um eine langfristige Ausrichtung für welche eine Bestandsaufnahme nötig ist - und die soll in Hamburg und Bremen erfolgen.

Gleichzeitig kann sich auch ein Bob Hanning nicht gegen die Kritik von Brands Goldjungs erwehren: So hat Daniel Stephan, welcher sich im Sommer noch hinter Martin Heuberger stellte und ihm den Rücken stärkte, unlängst im Doppelinterview mit Christian Blacky Schwarzer die Frage aufgeworfen, warum man an ihm festhalte.

Insofern kann man davon ausgehen, dass die Frage der Bestandsaufnahme eben auch auf Trainer und Offizielle zutrifft. Spätestens wenn die WM Qualifikation nicht ohne Wenn und Aber gelingt, wird die Luft für Martin Heuberger sehr eng werden.

Der Kader: Verjüngt oder nicht?

Geht man von der Bestandsaufnahme weiter aus, dann muss man zunächst einmal in den berufenen Kader schauen. Nachdem eine lange Diskussion über die Frage des ersten Einsatzes von jungen Spielern und einer Verjüngung der Nationalmannschaft geführt wurde, ist man fast verwundert:

Heuberger selbst erklärt, dass er auf eine Mischung aus arrivierte und jungen Kräfte setzen wolle. Für die Position des Tors scheint dies nicht zu gelten. Neben Silvio Heinevetter sind Carsten Lichtlein und Martin Ziemer nominiert. Lichtlein, der seit 2001 bereits für Deutschland aufläuft und stets die Nummer zwei hinter einem anderen Kepper war, nimmt damit Talenten wie Quenstedt, Dresrüsse oder Vortmann schlicht den Platz für Erfahrungen weg.

Damit ist nicht die Leistung des Gummesbachers gemeint, sondern schlicht und ergreifend der Unterschied zwischen Theorie und Thesen, welchen Hanning kurz in anderem Kontext anschnitt. Man könnte dies als Ausnahme bezeichnen, wenn man nicht den Rest des Kaders durchsehen würde und feststellen müsste: Talente oder Nachwuchsspieler sucht man auch dieses Mal wieder vergebens.

So verzichtet Heuberger zwar auf Theuerkauf (HBW Balingen-Weilstetten), um Pekeler (TBV Lemgo) mitzunehmen, aber Evgeni Pevnov (Frisch Auf! Göppingen), welcher zuletzt für den Sonderlehrgang der jungen Talente in Barsinghausen berufen wurde, bleibt erneut zu Hause. Noch überraschender ist die Summe der Namen, deren Leistung ein Fragezeichen verdient. Neben Patrick Wiencek (THW Kiel), der vergangene Saison fast ausschließlich auf der Bank erlebte, muss man auch fragen, wie fit Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin) wieder ist. Auch Dominik Klein (THW Kiel), der öfter hinter Gudjon Valur Sigurdsson (THW Kiel) zurücktreten muss, ist wieder nominiert.

Damit zeigt sich aber auch eins: Man setzt weiterhin im Kern auf die erfahrenen Kräfte. Der erwartete Umbruch ist bislang ausgeblieben und man darf gespannt darauf sein, wie die Bestandsaufnahme von Hanning ausfällt. Sicher ist in jedem Fall eins: Schöne Worte wird es von Hanning nur für sehr gute Leistungen geben. Insofern darf man gespannt in die Zukunft schauen, was in Sachen Nationalmannschaft passiert.

Katharina Heder auf Twitter folgen: www.twitter.com/handball2Null

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