LGS-Countdown
Vom 12. April bis 14. Oktober 2018 geht die Landesgartenschau (LGS) über die Bühne. Wir haben wichtige Fragen zu den Arbeiten im Vorfeld, zur Finanzierung und zur Gartenschau selbst gesammelt.
Was bringt die Landesgartenschau der Stadt Lahr? Die Landesgartenschau verbessert die Infrastruktur in der gesamten Stadt und nicht nur im Lahrer Westen, sie stärkt die lokale Wirtschaft und schafft stadtnahe, innerstädtische Erholungsräume. Darüber hinaus können zahlreiche Projekte realisiert werden, die sonst so nicht möglich gewesen wären. Dies nicht zuletzt, weil ein Vorrang bei der Berücksichtigung von Fördergeldern besteht. Durch das feststehende Eröffnungsdatum werden viele Projekte zielgerichtet angegangen und umgesetzt. Im Allgemeinen ist es sonst nicht entscheidend, ob eine Maßnahme etwas früher oder später fertig wird.
" Im Zusammenhang mit der LGS wurde Lahr in den Sportförderprogrammen des Landes vorzugsweise behandelt, sodass die bereits im Bebauungsplan Mauerfeld angedachten Sportstätten nun realisiert werden können. In der neuen Halle sind laut Stadtverwaltung mehr Nutzungsmöglichkeiten gegeben, als in den bisherigen Hallen. Dazu zählen: ein Kraft- und ein Gymnastikraum, drei Spielfelder, ein barrierefreier Duschbereich, ein Bewirtungsbereich und eine Mehrzweckhalle, die außer für Rollsport, Boxen und Ringen auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Darüber hinaus entstehen ein Natur- und Kunstrasenplatz einschließlich Nebenanlagen." In der Innenstadt sollen möglichst viele Straßen- und Platzbereiche auf Vordermann gebracht werden. Entlang der Stadteinfahrten wurden 97 Bäume gesetzt. Private Bauvorhaben wurden so geplant, dass sie zur LGS-Eröffnung möglichst fertig sind, wie es weiter heißt. Moschee, Erweiterung der Firma Kieninger und das neue Affenhaus im Stadtpark werden als Beispiele genannt. Welche Projekte können durch die LGS realisiert werden? Eine neue Kindertagesstätte hätte auch ohne LGS gebaut werden müssen, da ein hoher Bedarf an Kita- und Krippenplätzen besteht. Die Kita plus - den Zusatz trägt auch die Halle - ersetzt die Einrichtung im Kanadaring. Zudem werden Räume zur musealen Betreuung des Römischen Streifenhauses und Begegnungsräume für Vereine eingerichtet. Weitere Projekte im Zusammenhang mit der LGS Der barrierefreie Umbau des Lahrer Bahnhofs sowie die Umgestaltung des Vorplatzes und der neue Busbahnhof Die Sanierung von 272 Wohnungen, der Neubau von Wohnungen, die Quartiersmitte und die Stadthäuser im Kanadaring
" Über die Gartenschau hinaus genutzt werden können: die Rad- und Fußgängerbrücke, das Haus am See mit Gastronomiebetrieb, der Bade- und Landschaftssee, die Gartenparzellen im Kleingartenpark
Was kostet die LGS, wer zahlt und welche Zuschüsse fließen? Das Investitionsvolumen beträgt laut dem vom Gemeinderat beschlossen Rahmen- und Kostenplan rund 52 Millionen Euro. Für die Ausrichtung beträgt das Gesamtvolumen rund 12 Millionen Euro. Den Großteil der Investitionen trägt die Stadt Lahr. Außerdem erhält sie rund 10 Millionen Euro aus verschiedenen Fördertöpfen. Die Schau selbst wird vor allem über die Eintrittspreise, Sponsoring und einen Zuschuss der Stadt finanziert.
Warum müssen Lahrerinnen und Lahrer Eintritt bezahlen? Die Daueranlagen im Lahrer Westen stehen der Bevölkerung nach der Gartenschau kostenlos zur Verfügung. Die Ausrichtung der LGS mit rund 3000 Veranstaltungen, Ausstellungsbeiträgen und -gärten selbst finanziert sich zum Großteil durch Eintrittsgelder. "Es wäre nicht begründbar, warum Gäste Eintritt bezahlen sollen und die Lahrerinnen und Lahrer nicht", schreibt die Stadtverwaltung. Auch für andere Veranstaltungen würde in der Regel Eintritt verlangt.
Hängen Erhöhungen von Gebühren und Steuern mit der LGS zusammen? Nein, die Anpassung von Gebühren erfolgt laut Verwaltung unabhängig von Großereignissen. Gleiches gilt auch für den Bereich der Steuern. Einnahmen aus Gebühren und Steuern dienen neben weiteren Einnahmen der Deckung von laufenden kommunalen Ausgaben wie den Betrieb der öffentlichen Einrichtungen oder für Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen.
Wie viele Schulden macht die Stadt durch die Schau voraussichtlich? Der Kernbereich der LGS kann abzüglich der Landesförderung (5 Millionen Euro) sowie der Förderung für den Brückenschlag (1 Million Euro) vollständig aus Eigenmitteln und ohne Schulden finanziert werden. Zum Kernbereich zählen die Parkanlagen, die Brücke und das Haus am See. Projekte gemäß dem Zukunftsinvestitionsprogramm Lahr 2019 - etwa die Sporthalle und der erste Bauabschnitt der Stadtsanierungsmaßnahme Kanadaring - müssen nach Abzug von Fördermitteln teilweise über Fremdmittel finanziert werden. In der bis 2020 reichenden mittelfristigen Finanzplanung ist eine Netto-Neuverschuldung von 15,91 Millionen Euro ausgewiesen. Ab 2020 sollen mindestens 2 Millionen Euro Schulden abgebaut werden.
Welche Projekte müssen aufgrund der LGS warten? Keine, sagt die Stadt. Vielmehr biete die LGS Anlass, lang gehegte Projekte, die sonst nicht oder erst später möglich gewesen wären, in einer konzertierten Aktion umzusetzen. Jede der 30 bisherigen LGS-Städte habe "die enorme Kraft, mit der die jeweiligen Potenziale für die Stadtentwicklung mobilisiert werden konnten" bestätigt.
Wie viel kostet der Unterhalt der Bauwerke nach der Schau? Die Kosten für die Fuß- und Radwegbrücke über die B 415 und das Kanalnetz können noch nicht genau beziffert werden. Neue Aufgaben entstehen auch durch das rund 38 Hektar große Gelände. Wie viel die Stadt dafür ausgeben muss, hängt von der Fläche ab, sowie davon, was dort gemacht werden soll. Der Unterhalt sei bereits in der Planungsphase berücksichtigt. Die ausgedehnte Wiesen- und Gehölzflächen im Seepark etwa werden laut Verwaltung, je größer die Bäume werden, mit den Jahren weniger Pflege benötigen. "Da ein Großteil der Pflegekosten durch die Reinigungs- und Wartungsarbeiten bedingt sind, ist abzuwarten, mit welcher Intensität und mit welchem Respekt die Anlagen künftig genutzt werden."
Die Daueranlagen werden für das Jahr 2018 mit einer Vielzahl temporärer Ausstattungen und Beeten herausgeputzt. Nach der Gartenschau müssen diese zurückgebaut werden, "um die Kosten auf ein verträgliches Niveau zu bringen". Eine Vorlage zu den Folgekosten der LGS soll im Frühjahr 2018 im Gemeinderat beraten werden.
Für die Sporthalle muss die Stadt aufgrund der zusätzlichen Räume und Nutzungsmöglichkeiten mehr für den Unterhalt ausgeben als bisher in den Rheintalsporthallen. "Insbesondere die Nutzungen im Veranstaltungsbereich sind nicht absehbar, deshalb können konkrete Kosten nicht benannt werden." Bei der Kita sind die Unterhaltungskosten nicht auf die LGS zurückzuführen, sondern auf den Bedarf. Das Haus am See soll ein ganzjähriges Gastronomiegebäude werden. Hier werden Pachteinnahmen erwartet, die mit dem Unterhalt verrechnet werden.
Welche Baustellen und Behinderungen haben direkt mit den LGS-Bauarbeiten zu tun? "Die vielfältigen Maßnahmen ziehen zwangsläufig einen großen Aufwand an Bautätigkeiten nach sich", heißt es dazu. Es werde dabei versucht, Einschränkungen möglichst gering zu halten.
Müssen Anwohner mit Beeinträchtigungen rechnen und gibt es eventuell einen Ausgleich? Durch umfassende Planungen im Vorfeld versuche die LGS GmbH gemeinsam mit der Stadt, Beeinträchtigungen für Anwohner möglichst gering und in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Weiter heißt es: "Dennoch werden sich bei einer solchen Großveranstaltung Behinderungen nicht ganz vermeiden lassen. So wird es mehr Verkehr geben." Dieser soll möglichst außerhalb der Wohngebiete abwickelt werden. Teilweise werden die Veranstaltungen auf den Bühnen auch in der Umgebung zu hören sein. Als Ausgleich nennt die Stadt "186 Veranstaltungstage, eine einmalige Gartenschau mit vielen tollen Erlebnissen und eine Stadtentwicklung in rasanter Geschwindigkeit".
Hätte eine kleinere und günstigere Schau nicht auch ausgereicht? "Die LGS löst drängende Fragen, die bereits seit einiger Zeit auf der Lahrer To-do-Liste stehen. Zudem können für eine Vielzahl dieser Maßnahmen Fördergelder genutzt werden. Im Umkehrschluss hieße es, auf eine großartige Veranstaltung, Fördergelder und vielfältige Möglichkeiten der nachhaltigen Stadtentwicklung zu verzichten", teilen die Verantwortlichen mit. Mit einer kleineren oder günstigeren Schau hätten "die notwendigen Verbesserungen" - etwa der barrierefreie Umbau des Bahnhofs - nicht umgesetzt werden können.
Mit welchen Einnahmen rechnet die Stadt? Der Einnahmenkalkulation liegt die Erwartung von 800 000 Besuchern zugrunde und ist mit rund 6 Millionen Euro veranschlagt. Das ist die wirtschaftlich gerechnete Mindestzahl. Die Landesgartenschau in Öhringen 2016 hatte 1,3 Millionen Besucher, kalkuliert wurde mit 750 000. Das Einzugsgebiet für das Publikum einer Landesgartenschau umfasst in etwa einen Radius von 200 Kilometern. Die GmbH rechnet damit, dass 20 000 Dauerkarten verkauft werden.
Was bekommen die Helfer? Alle ehrenamtlich Engagierten erhalten nach Angaben der Stadt eine Kleiderausstattung, freien Eintritt an den Helfertagen und die Teilnahme an Sonderveranstaltungen.