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Wo Allergiker im Urlaub aufatmen können

Seewind bringt Menschen, die unter Heuschnupfen leiden, Linderung. Zu empfehlen sind Küsten mit viel Nordwestwind Foto: Getty Images/Vetta

Die Nase läuft, die Augen tränen: Viele Menschen leiden unter Allergien, nur wenige Urlaubsorte sind darauf aber eingestellt. Damit die Reise nicht zur Qual wird, sollte sie gut geplant sein.


Pollen machen vielen Menschen zu schaffen. Und das hört im Urlaub meist nicht auf. Doch auch andere Allergien können auf der Reise lästig werden: Viele Hotels und Gaststätten sind nicht darauf eingestellt. Dabei ist die Zahl der Menschen, die bei der Planung des Urlaubs Allergien berücksichtigen müssen, groß: "Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung leiden unter Allergien", sagt Prof. Torsten Zuberbier, Leiter der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF).


Damit der Urlaub Linderung bringt, muss er gut geplant sein - auch wenn es eine komplett allergenfreie Zone nicht gibt. In den arabischen Wüsten fliegen Gräserpollen dank großzügig bewässerter Rasengelände, selbst in der Antarktis hat man Katzenhaare gefunden.


Für Pollenallergiker gilt aber: "Wer seine Allergie auslösenden Pollen kennt, kann abhängig von der Blütezeit, von landschaftlichen und klimatischen Verhältnissen die Regionen wählen, in denen diese Pollen noch nicht, nicht mehr oder nie fliegen", heißt es bei der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID). Menschen, die auf Hausstaub oder Tierhaare allergisch reagieren, müssen - wie auch bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit - das ganze Jahr über auf der Hut sein.


Orte als allergikerfreundlich ausgezeichnet

Die Stiftung ECARF hat heilklimatische Kurorte zertifiziert, in denen Hotels, Restaurants, Bäckereien und andere Dienstleister auf Allergiker eingestellt sind. Die allergikerfreundlichen Kommunen werden durch den Deutschen Heilbäderverband in Kooperation mit den Kur- und Tourismusverwaltungen ausgezeichnet.


Dazu gehören derzeit das Ostseebad Baabe auf Rügen, die ostfriesische Insel Borkum, das Schmallenberger Sauerland mit der Ferienregion Eslohe und Bad Salzuflen, das Ferienland Schwarzwald sowie Bad Hindelang und Oberstdorf im Allgäu. Hier wird zum Beispiel mit speziellen Filtern Staub gesaugt, und in den gastronomischen Betrieben gibt es allergenarme Speisen. Auch auf spezielle Diäten stellt man sich ein.

Noch im Laufe des Jahres werden Freudenstadt im Schwarzwald und Schwangau im Ostallgäu zertifiziert. Auch außerhalb Deutschlands hat die ECARF Einrichtungen als allergikerfreundlich ausgezeichnet.


Höhenluft und Seewind bringen Linderung

Und abgesehen davon? Generell eignet sich das Hochgebirge ab 2000 Metern zum Aufatmen - auch für diejenigen, die nicht wissen, welcher der vielen Allergieauslöser ihnen zu schaffen macht. In den Hochalpen bieten sich zum Beispiel Galtür, Obergurgl, Serfaus, Obertauern, St. Moritz, Alta Badia und andere Dolomitenregionen als Pollenfluchtorte an. Die Alpen haben außerdem mit etwa zwei Wochen eine sehr kurze, aber intensive Gräserblüte, sodass ab Juli die Luft auch in Höhen ab 1400 Metern vergleichsweise rein ist.


Hausstauballergiker profitieren ebenfalls von einem Aufenthalt in höheren Lagen, denn ab 1500 Metern über dem Meer nimmt die Zahl der Milben ab. Ab 1800 Metern ist die Luft praktisch milbenfrei.


Und auch Seewind bringt Heuschnupfengeplagten Linderung. Küsten in nordwestlicher Ausrichtung und mit viel Nordwestwind, etwa die Nordseeküste oder die Atlantikküsten in Frankreich, Spanien und Portugal, sind gute Urlaubsziele für Allergiker.

Die Ostsee kann ebenfalls mit allergenarmer Seeluft punkten. Und auch Kreuzfahrer oder Besucher von Hochseeinseln können ganzjährig aufatmen. Das gilt aber nur bedingt für Madeira, denn dort fliegen Blütenpollen.


Nord- oder Ostsee statt Mittelmeer

Wer allergisch auf Gräser und Getreide reagiert, sollte auch nicht zwischen April und Juni in Mittelmeerländer oder zwischen Juni und Juli nach Nordeuropa reisen. Birkenpollenallergiker finden in Südwesteuropa, dem südwestlichen Mittelmeer oder auf den Kanarischen Inseln gute Bedingungen, sollten aber Skandinavien mit seinen vielen Birken bis in den Sommer hinein meiden.


Urlauber, die auf Beifuß allergisch reagieren, machen möglichst im Juli einen Bogen um Südeuropa, im August um Mitteleuropa. Richtung Westen und Norden fliegen dagegen deutlich weniger Kräuterpollen.


Hausstaub- und Tierhaarallergiker sollten feuchtwarmes Klima, also zum Beispiel das Mittelmeer, meiden: Es begünstigt Milben und Schimmelpilze. Da eignen sich Ost- und Nordsee besser.


Bei Nahrungsunverträglichkeiten ist die Wahl des Hotels und natürlich der Restaurants im Urlaubsort entscheidend. Die Verbraucherzentrale Hamburg rät vor allem Menschen, die unter sogenannten Pseudoallergien leiden, vom Konsum einer Reihe von Zusatzstoffen in Lebensmitteln ab.


Bei anderen Stoffen warnt sie vor zu großen Verzehrmengen. "Bei einer Bioküche sind nur 44, meist unbedenkliche Zusatzstoffe statt der sonst 325 erlaubt." Grundsätzlich gilt immer: Zur Sicherheit sollte man vorab klären, ob der Urlaubsort genau auf die Allergie oder Unverträglichkeit eingehen kann.


Weitere Informationen:

- Pollenflug-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdiensts

- Plattform für Polleninformationen nach Ländern

- Allergikerfreundliche Unterkünfte bei Verträglich Reisen

- Allergiefreier Urlaub in Südtirol

- Allergiewörterbuch des Europäischen Verbraucherzentrums

- Der Deutsche Heilbäderverband listet Unterkünfte in den ECARF-zertifizierten allergikerfreundlichen Kommunen auf, die auch dort gebucht werden können: allergikerfreundlich.de/unterkuenfte.html

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