Endlich hat auch die FAZ den Weg ins Darknet gefunden und ihren Lesern jene Seiten des Internets erklärt, die nicht per regulärer Suchmaschine auffindbar sind. Dabei hätte ein einfaches Googlen dem werten Redakteur doch viel Zeit sparen können. Ein deutscher Web-Shop hat nämlich das Prinzip Darknet-Handel einfach ins Surface-Web übertragen und verspricht Drogenzustellung per .com-Domain.
Erst aufgrund zahlreicher Nutzeranfragen bequemten sich die Betreiber schließlich überhaupt ins Darknet-sechs Monate nach ihrem Start im WWW im Jahr 2013 eröffneten sie eine zusätzliche Dépandance im Deepweb. Dort fühlten sich viele Nutzer „heimischer", wie mir einer der Shop-Mitbetreiber in einem längeren Mail-Austausch erklärte.
Abgesehen von der Produktpalette und der Tatsache, dass Mitarbeiter und Administratoren aus offensichtlichen Gründen anonym bleiben wollten, unterscheidet sich der Betrieb von Shiny Flakes selbst kaum von einem klassischen Internet-Start-up: Es gibt einen Vertrieb, eine Entwicklungsabteilung mit Kontakten zu holländischen Presswerken, jemanden, der Kauf- und Kundenverhalten auswertet, ein schickes Web-Design und einen Kundenservice.
Im Darknet fühlen sich die Kunden heimischerAußerdem wartet die Seite mit einem stilechten Amazon-Move als Verkaufshilfe auf: Kunden, die diesen Stoff bestellt haben, kauften auch... Auch beim Verkauf illegaler Substanzen geht doch nichts über Schwarmintelligenz mit Big Data. Die Verantwortung für den Konsum muss aber dann doch immer noch jeder für sich selbst übernehmen.
Als ich Freunden von Shiny Flakes berichtete, war die erste Reaktion: „Das ist doch ein Fake." Und mein Mitbewohner befürchtete gleich einen Polizeieinsatz, sollte ich dort eine Bestellung aufgeben. Also habe ich mich mit dem freundlichen Kundenservice und Mitbetreiber der Seite in Verbindung gesetzt, un ihm ein paar Fragen gestellt-und parallel eine Bestellung aufgegeben.
Warum habt ihr eigentlich kein Gras im Angebot?
Beim Weed ist die Nachfrage viel zu hoch. Der Gewinn steht in keinem sinnvollen Verhältnis zum Aufwand, verglichen mit anderen Angeboten von uns. Die Besorgung, das Transportvolumen, Bestellanzahl, Supportanfragen und so weiter, sind da reinste Zeitverschwendung. Wir haben Weed nach nur rund vier Wochen aus unserem Sortiment genommen.
Es ist keine Magie mit unserem Shop im Clearnet bestehen zu bleiben. Die Erfahrung in der Fraud-Szene hilft uns auch.Das klingt sehr nach Gewinn- und Effizienzoptimierung.
Wir sind sehr schnell gewachsen. Dafür gibt es viele Gründe. Zum Beispiel haben wir von Anfang an Kunden- und Kaufverhalten analysiert. Das heißt nicht, dass wir alle Daten permanent speichern-im Gegenteil: personenbezogene Daten löschen wir ein- oder zweimal am Tag von unseren Servern. Alle anderen, übrig gebliebenen Daten, sind anonyme Statistiken die wir zur Serviceverbesserung verwerten. Das sind Dinge wie: „Woher kennst du uns?", so lernen wir, auf welche Kunden wir uns einstellen müssen. Oder wie viel Zeit verbringt der User mit den F.A.Q.? Sind diese zu umständlich geschrieben? Nur um ein paar wenige Beispiele zu nennen.
Wir arbeiten sehr kundenorientiert und verbessern kontinuierlich unsere Abläufe an allen möglichen Punkten einer sehr langen Kette. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei permanent auf der Sicherheit. Sowohl auf unserer als auch der unserer Kunden.
Wie gewährleistet ihr diese Sicherheit?
Ein Teil des Teams verfügt über langjährige Erfahrungen in der Fraud-Szene. Diese Fraud- Foren, Webseiten und Nutzer gab es schon vor Tor und es gibt sie noch immer. Dort sind die Webseiten und die Nutzer seit Jahren aktiv, sofern sie alles richtig gemacht haben. Es ist also keine Magie, wenn wir trotz eines Shops im Clearnet bestehen bleiben.
Wir stehen auch mit dem ein oder anderen Verkäufer in freundschaftlichen Kontakt und kennen deren, teilweise nicht besonders sichere, Abläufe zur Bearbeitung von Bestellungen. Wir ziehen auch Akten vergangener BTM-Fälle Dritter zu Rat. Diese helfen uns bezogen auf die Arbeitsweise bei der Observierung von Zielpersonen. Mit den technischen Möglichkeiten der TKÜ von Telefon-, und Internetanschlüssen und dem Einsatz von IMSI-Catchern lassen sich die von den Ermittlern festgestellten Zusammenhänge dort bestens herauslesen. Es wird also ständig daran gearbeitet eigene Sicherheitsrichtlinien einzuhalten und gegebenenfalls zu verbessern.
Habt ihr eine eigene IT-Abteilung, die auf Sicherheitsentwicklungen, Lücken oder Bugs reagiert?
Also, wir sind ja kein 100 Mann Unternehmen. Je weniger Leute in so eine Operation involviert sind, desto besser. Dass es nicht gerade förderlich ist, wenn mehr Leute als nötig hinter so etwas stecken, dürfte klar sein.
Also keine „IT-Abteilung". Es wird natürlich fortlaufend am Shop gearbeitet. Sei es in Hinsicht auf Sicherheit, Performance oder Usability.
Für Hacker gibt es nichts zu holen. Die Bitcoins fließen direkt in unsere Taschen.Gab es schon Hackingversuche auf eure Seite?
Es gab zumindest keine erfolgreichen. So etwas würde schließlich schnell nach außen dringen - Leute würden sich damit brüsten.
Es gibt auch nichts zu holen. Die Bitcoins fließen direkt in unsere Taschen. Wobei jede Bestellung eine extra BTC-Adresse zugewiesen bekommt, um die ganze Sache etwas anonymer zu gestalten und nicht einen großen Pott zu haben.
Wie unterscheidet sich denn der Clearnetkunde vom Darknetkunden?
Im Darknet hast du sehr, sehr viele Bettler. Das liegt wahrscheinlich daran, dass diese davon profitieren, dass keiner gerne bei unbekannten Verkäufern einkauft. Shop-Anfänger geben also für ein simples Feedback ihre Waren günstiger weg oder verschenken diese sogar. Im Darknet werden die Adressdaten in geschätzt 80 Prozent der Fälle verschlüsselt. Manche Leute sind völlig paranoid und flippen aus, wenn man ihnen unwichtige Dinge, wie „Deine Bestellung wurde versendet", unverschlüsselt zukommen lässt.
Im Clearnet gibt es oft Anfragen zur Sicherheit. Wir nutzen SSL-Verschlüsselung zu unseren Servern und löschen zweimal am Tag die Daten. Eine zusätzliche Verschlüsselung der Daten per PGP ist natürlich ratsam. Sollte man diese aber mal vergessen, ist das halb so wild. Ich möchte das nicht verharmlosen, aber uns ist kein Fall bekannt, in dem ein Nutzer eine Hausdurchsuchung bekam, weil er bei uns bestellt und seine Daten unverschlüsselt durchgegeben hat. In der Matrix leben wir (noch) nicht.
Die Polizei interessiert sich sowieso immer nur für die nächstgrößeren Fische in der Nahrungskette und wenn der Käufer mit seiner kleinen Bestellung nicht weiß woher sein Zeug kommt, ist er eh uninteressant. In erster Linie dient Tor dazu, dass die Server der Marktplätze nicht gefunden werden und die Nutzer ihre IP kostenlos verschleiern können, ohne auf zumeist kostenpflichtige Dienste zurückzugreifen. Diese bieten VPN und SSH Dienste (z.B. perfect-privacy.com) und bieten bei weitem mehr Sicherheit bringen als ein Tor Browser. Zusätzlicher Schutz schadet nie.
Allerdings haben wir viel, viel mehr Anfragen wie dazu, wie Bitcoin überhaupt funktioniert und ob man denn nicht auch per Paypal zahlen könnte. Sobald du jedoch einmal Bitcoins erworben hast, weißt du, dass das alles Pipifax ist.
Also denkst du, dass ihr den Drogenmarkt revolutionieren könnt, wenn Bitcoins in der breiten Gesellschaft ankommen?
Keinesfalls. 99,9 Prozent des Drogenhandels findet auf der Straße statt. Darauf haben wir oder das Darknet und seine Marktplätze absolut keinen Einfluss. Wir sind auch keine Konkurrenz.
Drogen sind ein „jetzt gleich"-Geschäft. Also, schnell mal auf der Party oder auf dem Weg dorthin. Im Netz hast du immer noch das Bezahlsystem und die Transportzeiten.
Auf der Straße kriegt der Kunde seine Ware direkt auf die Hand, hat ein „Gesicht" vor Augen. Das Ganze bietet also mehr Vertrauen als irgendwelche Online-Marktplätze mit auf den ersten Blick kompliziertem Abwickelungsprozess.
Allerdings, gibt es da eine gewisse 50.000 Einwohnerstadt, die beliefern wir, als ob würden wir vor Ort eine Filiale betreiben. Die örtlichen Dealer wären bestimmt sehr froh, wenn wir tot umfielen.
Gab es schon Konflikte mit Straßendealern oder konkurrierenden Internet-Dealern?
Bisher hat sich kein anderer Dealer je direkt beschwert. Was soll er auch machen? Das einzige was sein kann ist, dass derjenige neidisch auf die Verkaufszahlen anderer ist und unzufrieden mit sich selbst. Aber dann müsste er ziemlich viele Verkäufer anscheißen, davon hat er dann auch nicht mehr Verkäufe. Ergo gibt es da auch keinen Stress oder gar Kontakt. Wenn ich Kontakt mit anderen Verkäufern habe, dann nur, weil sie Produkte von uns kaufen und diese dann selbst teurer auf den Märkten verticken. Das kommt schon vor.
Wenn jemand mit dem produkt unzufrieden ist, bin ich sehr direkt.Wie geht ihr denn mit negativem Kundenfeedback um, oder der Behauptung eure Seite sei ein Scam?
Viele Leute, die bei uns kaufen, haben durch Freunde von uns gehört. Ergo entwickelt sich das Ganze über Mundpropaganda. Anders ist es ja beim Dealen auf der Straße auch nicht. Dort rennt auch niemand mit einem Schild „Ich verkaufe Koka für 60€" auf dem Rücken rum-das ergibt sich einfach, weil es sich rumspricht.
Leute aus dem Darknet ziehen ihre Schlüsse aus den Bewertungen, die es dort gibt. Auf Agora zum Beispiel haben wir eine Bewertung von 4.992 von 5.000 (1 bis 5 Sterne). Dann probiert man uns einfach aus. Das ist dann zuerst meistens eine sehr kleine Bestellung, dann mehr und mehr. Ein Herantasten eben. Das ist so der typische „Google"-Kunde. So baut sich das Vertrauen nach und nach auf.
Zum negativen Kundenfeedback: Wenn jemand unzufrieden mit seinem Produkt ist, bin ich sehr direkt. Ich sage ihm, er solle sich dann eben woanders umsehen oder kann gerne andere Produkte, welche ihn zufriedenstellen, bei uns einkaufen. Alle unsere Produkte sind hochklassig. Aber vor allem bei Kokain und Speed meint ja jeder, Profi zu sein. Bei diesen zwei Produkten kannst du nie alle zufriedenstellen. Damit halte ich mich also nicht weiter auf.
Wie steht ihr zur Legalisierung von Drogen?
Eine Legalisierung von Drogen halte ich nicht für realistisch. Maximal Cannabis könnte in den nächsten Jahren legalisiert werden, da es einfach zu viele Leute konsumieren, es einfach und überall herzustellen ist und somit jetzt schon extrem leicht zugänglich ist.
Die Fahndung nach ein paar kleinen oder großen Cannabis-Dealern verschlingt Unmengen an Steuergeldern. Eine Legalisierung würde dagegen Steuern einbringen. Sollte es zu einer Legalisierung von Cannabis kommen, hoffe ich, dass weitere Studien zu Schäden durch diese Droge gefördert werden. Cannabis hinterlässt definitiv Schäden an Körper und Gehirn. Ich bin dafür, dass entsprechende Warnhinweise, ähnlich wie bei Zigaretten, eingeführt werden.
Ihr seid euch also der Gesundheitsgefährdung von Drogen bewusst?
Sobald jemand 18 ist, ist er volljährig. Was er dann macht, ist seine Entscheidung. Leider wirst du trotzdem bevormundet und es ist verboten Kokain, Meth, Speed, MDMA, Cannabis usw. zu sich nehmen. Es sei „zu schädlich". Natürlich sind Drogen teilweise wirklich nicht ungefährlich. Die Entscheidung, Drogen zu nehmen, sollte jedoch mir überlassen sein.
Ein Fahrverbot ist in Ordnung und würde dem Wohle der Gesellschaft dienen. Mit Alkohol ist es ja genauso geregelt. Dennoch darf ich Wodka kippen bis ich ins Koma falle. Wen interessiert es, sofern ich dabei keine anderen Menschen schädige? Außerdem werden die meisten Drogen auf Partys oder zu „besonderen Zwecken" eingeworfen. Zigaretten raucht man einfach aus Langeweile. Eine Legalisierung würde nicht plötzlich dazu führen, dass jeder drei XTC am Tag einwirft.
Thema Steuern. Wie steht ihr dazu Teil einer Schattenwirtschaft zu sein?
Wir können ja schlecht Steuern auf etwas Illegales abgeben. Das Geld verschwindet aber auch nicht im Nirgendwo, sondern wird ja irgendwann wieder verwendet. Es kommt als Mehrwertsteuer wieder zurück, wenn ich einkaufen gehe. Beim Drogenverkauf auf der Straße ist das nichts anderes. Statt dass der Käufer sich zehn Bananen holt, kauft er sich eine XTC. Damit holt sich der Dealer irgendwann zehn Bananen.
Wir hatten eben das Thema Werbung angesprochen. Als wachstumsorientiertes Unternehmen darf das Marketing ja nicht fehlen. Wie geht ihr das an?
Eigentlich war Werbung nie wirklich notwendig ... Unsere internen Statistiken belegen, dass 40 Prozent unserer Kunden uns durch „Freunde" kennen, 20 Prozent kennen uns über Google. Dies wird beim Bestellen abgefragt und ist deswegen sehr genau. Auf die verbleibenden 40 Prozent gehe ich nicht weiter ein. Ich weiß nicht, wann Agora gestartet ist. Wir sind erst im April dort an den Markt gegangen und sind nun der Deutsche-Top-Verkäufer. Werbung kann man dort keine machen, außer eben durch gute Leistung. Wir werden auch über Facebook offen diskutiert, was dann wohl auch unter „kennt uns durch Freunde" fällt. Auch bieten wir exklusive Pillen an, wie zum Beispiel die grünen Chupa Chups. Wenn man diese also sucht, kann man nur über uns stolpern.
Mittlerweile ist dann auch mein Paket(chen) angekommen. Friedlich durch den nichts ahnenden Postboten geliefert. Mit den separat eingeschweißten Chupa-Chups kam noch eine Packung Goldbären. Die Tatsache, dass wir keine Hundertschaft schlecht gelaunter Bullen in der Bude hatten und die Gummibärchen sollten für meinen Mitbewohner Grund genug sein, das nächste Mal mitzubestellen.
Meine Bestellung (unter einem falschen Namen) hat sich jedoch etwas länger hingezogen, und ich hatte von Tag zu Tag mehr an Shiny Flakes gezweifelt. Der Fairness halber sei erwähnt, dass der engagierte Kundenservice mir inzwischen mitteilte, dass es von Seiten der Post zunächst zu Problemen bei der Zustellung gekommen sei. Diese Umstände habe ich im Sinne einer gründlichen Berichterstattung jedoch gerne für euch in Kauf genommen.
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Update 7.11.2014: In den vergangenen Woche gab es sowohl unter unserem Artikel, als auch in Online-Foren immer wieder Debatten um die Verlässlichkeit von Shiny Flakes. Wir haben daher erneut zur aktuellen Situation, um den Handel über Shiny Flakes recherchiert, konnten jedoch, wie schon vor der Veröffentlichung des Artikels im Mai, keine Hinweise darauf finden, dass es sich bei den Clearnet-Shop von Shiny Flakes um einen Scam handelt, oder dass mutwillig Lieferungen nicht zugestellt würden. In den letzten beiden Oktober Wochen scheint es zwar durchaus Lieferverzögerungen gegeben zu haben. Das bestätigten uns mehrere Leser in Zuschriften, wie auch einer der Betreiber von Shiny Flakes selbst, wobei inzwischen tatsächlich alle verzögerten Pakete angekommen zu sein scheinen. Der Betreiber selbst bestand uns gegenüber noch einmal stets pflichtgemäß nach den Gesetzen seiner eigenen F.A.Q.s zu handeln und bei vollständiger Bezahlung immer korrekt zu versenden. Auch wenn er keine näheren Angaben zu den Gründen der Verzögerung machen wollte, so könnte einer der möglichen Erklärungen für die entstandene Diskussion auch sein, dass Besteller nicht ganz den vollständigen Preis überweisen (möglicherweise zu geringer BitcoinUnsere Leserzuschriften und auch die Ausführungen des Shiny-Betreibers selbst, lassen zwar vermuten, dass digitale Drogenbesteller nicht mit einer Service-orientierten Betreuung rechnen können (irgendwie logisch bei dem Geschäftsmodell), aber sowohl bei Clearweb als auch Deepweb-Bestellungen konnten wir auch aktuell keine besonderen Hinweise auf einen Scam feststellen. Der Shiny Admin hat im übrigen seine eigene Erklärung für die vorschnell erhobenen Betrugsvorwürfe: „Die Leute spinnen sich immer ihre Scheiße zusammen-vor allem auf Drogen." -Guthaben oder Unwissen um Transaktionsgebühren), sich dann jedoch über ausbleibende Lieferungen beschwerten. Original