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Zu Besuch bei einem Helden – Museum zeigt Schau zu Robin Hood

Den Mythos von Robin Hood kennt fast jeder. Er bestahl die Reichen, um unter den Armen zu verteilen. Belege für einen historischen Robin Hood gibt es aber nicht. Ab Sonntag beschäftigt sich eine Ausstellung in Speyer mit dem englischen Helden.

Von Julian Weber, dpa

Speyer – Der Sherwood Forest ist ein sagenumwobener Ort. Der Legende nach soll der Wald dem vogelfreien Robin Hood und seinen Anhängern als Versteck gedient haben. Was die Bande bei ihren Überfällen erbeutete, soll sie an Arme und Bedürftige verteilt haben. Durch Filme und Bücher kennt heute fast jedes Kind diese 800 Jahre alte Geschichte. Nun lebt sie im Museum in Speyer weiter.

Das Historische Museum der Pfalz geht der Frage nach: Was ist das Faszinierende am Mythos Robin Hood? Museumsdirektor Alexander Schubert antwort: «Robin Hood verkörpert Werte wie Gerechtigkeit, Zuverlässigkeit, Mut, Tapferkeit und Selbstlosigkeit.» Sein Kampf für Gerechtigkeit mache den Gesetzlosen zu einem Vorbild für zivilen Widerstand. In seinem Haus ist ab Sonntag eine Familien-Ausstellung über den englischen Helden zu sehen.

«Es ist sicher nicht ganz einfach, eine literarische Figur auszustellen. Es gibt keine Objektüberlieferungen und damit wenig originale Zeugnisse», sagt Museumschef Schubert. Dies sei jedoch auch eine Chance, da sich mehr Interpretationsspielraum biete. 

Diesen Spielraum haben die Macher genutzt. Da wahrscheinlich jeder Besucher eine eigene Vorstellung von Robin Hood mitbringe, sei ein «Speyrer Robin-Hood-Abenteuer» entwickelt worden, sagt Kuratorin Julia Linke. Die Geschichte ihres Robin orientiere sich sehr stark an spätmittelalterlichen Balladen. So solle die Welt der Figur erlebbar werden.

Die Speyrer Reise ins Mittelalter beginnt im Sherwood Forest. Die Wände sind grasgrün gestrichen, Vögel zwitschern. Von dort führt der Weg den Besucher vor die Stadttore Nottinghams und über den Marktplatz der Stadt. Dabei stehen vor allem das alltägliche Leben im Mittelalter und die Unterschiede zwischen arm und reich im Fokus. So wurde zum Beispiel ein Bauernhaus aus jener Zeit nachgebaut. 

Immer mit dabei: Robin Hood. Acht animierte Kurzfilme erzählen die Episoden seiner Geschichte. Da die Schau für Familien und Kinder konzipiert ist, gibt es mehr als 20 Mitmachstationen. Auf dem Turnierplatz vor den Toren von Nottingham Castle können die Besucher auch das Schießen mit Pfeil und Bogen ausprobieren.

Ganz ohne Ausstellungsstücke kommt die Schau aber nicht aus. Zum Beispiel ist ein englischer Eiben-Langbogen zu sehen, wie ihn ein Robin Hood verwendet haben könnte. In Deutschland sei nur ein einziger dieser Bögen aus dem Mittelalter gefunden worden, erklärte das Museum. Insgesamt zeigen die Macher mehr als 150 Originale aus dem 12. bis 15. Jahrhundert. 

In der Speyrer Robin-Hood-Geschichte ist die Figur auch ein treuer Gefolgsmann des englischen Königs Richard Löwenherz. Damit knüpfen die Macher an die Schau «Richard Löwenherz. König - Ritter - Gefangener» an, die seit September in Speyer zu sehen ist. Bisher haben etwa 35 000 Menschen diese Ausstellung besucht.

«Für die meisten gehören Richard Löwenherz und Robin Hood untrennbar zusammen. Und das, obwohl es eigentlich keine historische Verbindung zwischen den beiden Persönlichkeiten gibt», sagt Museumschef Schubert. Im Gegensatz zu Löwenherz wisse man von Robin Hood nichts - nicht einmal, ob er überhaupt existiert habe.

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